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verschiedene: Die Gartenlaube (1860)


aussprechen können und sich dabei die Kinnladen nicht verrenken, nur diese dürfen ungestraft in den alten Coracles angeln, nachdem sie ihre zwei Jahre gelernt und 30 bis 50 Mal aus dem Wasser gezogen wurden. Die Wälschleute essen natürlich auch viele Lachse selber, aber besser, als der reichste Lucullus oder Crösus mit dem besten französischen Koche. Ihre Zubereitungsart ist seit Jahrtausenden ein Geheimniß und noch niemals verrathen worden.




Blätter und Blüthen.


 Des Weibes Schöpfung.

Als Gott am sechsten Schöpfungsabend
Vor seinen Werken sinnend stand
Und, sich an seinen Wundern labend,
Sie alle gut und herrlich fand:

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Da zog ein Lächeln sel’ger Wonne

Verklärend auf sein Angesicht,
Belebend wie die Frühlingssonne,
Und lieblich wie das Morgenlicht.

Von dieses Lächelns Strahlengrüßen

10
Erblühten dann in Wald und Flur,

Auf Berg und Thal die holden, süßen,
Anmuthigen Kinder der Natur,

Die bei der Liebe süßem Kosen
Die Schönheit gern zum Kranze flicht,

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Die Primeln, Veilchen, Lilien, Rosen,

Maiblümchen und Vergißmeinnicht.

Und auf des Frühroths Purpurschwingen
Die Englein flogen dann herab,
Mit Silberlilien zu umschlingen

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Des Friedens heil’gen Hirtenstab.


Auch wollten sie die Blümlein schmücken
Mit Perlen-Thau im Morgenschein,
Und an die sel’ge Brust sie drücken,
Als gute liebe Schwesterlein!

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Dann wollten sie zusammen reden,

Und in des Lenzes grünem Hag
Andächtig zu Jehova beten
Am lieben, heil’gen Sabbathtag!

Jetzt nahten sie den Blümlein plaudernd,

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Doch diese lächelten nur still.

„Wie schad’ ist’s,“ sprachen sie dann zaudernd,
„Daß kein’s von ihnen reden will!“

Und Gott vernahm der Engel Klage,
Und gab der Ros’ und Lilie Leib:

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Sein Lächeln schuf am Sabbathtage

Die Blume, die da spricht – das Weib!




Der Badeort Salzloch. Nichts eignet sich wohl besser zur Satire als das heutige Badeleben und die darauf berechneten Badeschriften. Es war daher ein glücklicher Gedanke vom Verfasser des weltbekannten Struwwelpeter (dem Herrn Dr. med. H. Hoffmann), daß er in einer völlig den Styl vieler neueren Badeempfehlungen nachahmenden Broschüre („Der Badeort Salzloch, seine jod-, brom-, eisen- und salzhaltigen Schwefelquellen und die tanninsauren animalischen Luftbäder, nebst einer Apologie des Hasardspiels. Dargestellt von Dr. Polykarpus Gastfenger, fürstlich Schnackenbergischem Medicinalrathe und Brunnenarzte, Mitglied der aquatischen Gesellschaft, des deutschen Douche-Vereins, des Casinos und des Kegelclubs zu Schnackenberg, so wie vieler anderer gelehrter Gesellschaften correspondirendem und Ehrenmitgliede u. s. w. Frankfurt a. M. Literar. Anstalt 1861. 8.“) die Geißel des Humors lustig über dieses Treiben schwingt, Seine Satire, in bester Laune geschrieben, macht um so mehr Wirkung, da sie sich ganz treu an die Wirklichkeit hält und fast nur durch große Offenherzigkeit derselben den Stempel naiver Lächerlichkeit aufdrückt. Wer z. B. erkennt nicht gewisse, in Westdeutschland allenthalben in Hotels aushängende Annoncen wieder, wenn er liest: „Es bietet unsere Bank den Pointeurs 75 Procent mehr Vortheil, als alle anderen Banken. Man spielt Roulette mit 1/4 Zero und Trente et quarante mit 1/4 Refait und Pharao. An Sonntagen wird Roulette (für die umwohnenden Landleute, Vf.) mit nur 1 Zero gespielt.“ – Oder die Redensarten gewisser Brunnenschriftsteller in den Floskeln: „Man bezeichnet die Quelle als die stille Freundin des vegetativen Lebens,“ „die sanft sich in den Organismus schleichende Schmeichlerin;“ „das balsamartige Gefühl bei dem Trinken;“ „jedes Bad muß in seinem Gesammtapparat als ein medicinisches Ganzes betrachtet werden;“ „eine chemische Analyse mit ihrer Zahlenreihe ist ein trauriges Skelet“ u. dergl. mehr. – Natürlich durften in des Herrn Dr. Gastfenger Musterbad alle die Beigaben moderner Curmethoden nicht fehlen, welche jetzt von den Curorten ausposaunt zu werden pflegen, als da sind: Heilelektricität und Magnetismus, Heilgymnastik, Inhalationen, Pastilles de Salzloch, Trauben- und Aepfelwein-Cur, Wellenbäder (NB. in 8 Abstufungen, als Streichel-, Kitzel-, Wiegen-, Schaukel-, Stoß-, Schlag-, Rüttel- und Sturm-Bäder!), Fichtennadel- und Schlammbäder, Quellsalzseife u. s. w. – Die „tanninsauren animalischen Luftbäder“ bestehen darin, daß der Patient den Dunst der dortigen Gerbereien einathmet. (Erinnert an die weitausposaunten Inhalations-Apparate eines gewissen Curorts, welche, in der Nähe besehen, aus einem Holzkasten voll Eichenlohe bestehen, den man neben das Bett des Curgastes hinsetzt!) Das Hasardspiel der Curorte wird auf höchst sarkastische Weise als moralische Staatsanstalt und als „psychosalinische“ Curmethode in Schutz genommen. – So empfehlen wir denn das Büchlein unbefangenen Aerzten wie Laien zur erheiternden Lectüre.




„Das erste deutsche Turn- und Jugendfest in Coburg, den 16. bis 19. Juni 1860. Im Auftrag des Festausschusses herausgegeben von Th. Georgii. Mit einer Ansicht von Coburg.“ Unter diesem Titel und zu dem billigen Preise von 1/2 Thaler ist so eben bei Ernst Keil in Leipzig das Album des Coburger Turnfestes erschienen. Außer einer umfassenden Beschreibung des Festes selbst enthält dasselbe den stenographischen Bericht der Verhandlungen des ersten deutschen Turntags, die eingegangenen Telegramme und Zuschriften, sowie als Musikbeilage das Festlied, componirt von W. Speidel und den Festmarsch von G. Hartwig. - Ein Buch nicht nur für Turner, sondern für Jeden, der sich an einem Stück echt deutschen Volkslebens erfreut!




Schach.
Auflösungen und Briefwechsel.

Nr. 3: 1. D a 7. 2. S f 2 oder D h 7 ††. Richtig gelöst von Mattfeldt in Lassrönne, Francko, Schwerdfeger und H–n in Leipzig, sowie von einem Clubmitglied in Langensalza. – Nr. 4: 1. D d 6 † K a 8. 2. D c 6 L c 6. 3. T d 8. † D c 8, 4. T c 8 ††. Eingesendet von R. L., H–n, W. und G. B., Weise und Schaufuß in Leipzig, ferner von Mattfeldt, B. Kdr. in R., Theune in Stettin, W. B. in Bromberg, A. Nestler in Mitweida, H. E. in Hildesheim, Noett in Birkenfeld, Hempen in Meppen, Döring in Zeulenroda. – Nr. 5: 1. S c 5 † K d 5 †. 2. S e 6 nebst 3. D. gibt ††. Gelöst von R. L., Walther in Zwickau, W. B. in Bromberg, Rauscher in Aspany, R. B. d. W., Theune und Behnke in Stettin, Döring, Mattfeldt, Dittmer, Riege, Wachsmuth in Lassrönne. – Nr. 6: 1. S c 7 † 2. d 7 † 3. S. d 6 † 4. e d 5. d 7 ††. Eingesendet von Rauscher, Bloch in Memel, Berningcr in Königsbrück. - Nr. 7: 1. T h 8 † 2. S g 4 † 3. T h 8 † 4. g 7 † 5. S h 6 ††. Richtig angegeben von Steiner in Joachimsthal, Bloch in Memel, Walther in Zwickau, S. v. Gähler in Flensburg, E. L. in Braunfels, G. Flad in Wädensweil, R. Geudtner in Dresden, Dr. Mannel in Buttelstedt, Pfarrer Valter, Berninger. – Bei Nr. 3 übersehen Einige den Zwischenzug 1. L e 3, Andere nach 1. D f 3 † S f 3 †: 2. S f 2 † das Schach des schwarzen Thurmes !n h 6. – Die von A. L. in Berlin, R. B. und R. Sch. in Leipzig offerirten Compositionen erscheinen weder schwierig noch interessant genug; andere Offerten bedürfen noch specieller Prüfung. - A. A. in Herisau läßt bei Nr. 1. den schwarzen Bauer a 3 außer Acht, und die Befürchtungen von A. W. hier können wir bei dem correcten Drucke der Gartenlaube nicht theilen.



Nicht zu übersehen!

Für diejenigen Abonnenten, welche sich die Gartenlaube einbinden lassen, sind durch uns auch zum Jahrg. 1860 höchst

geschmackvolle Decken mit Golddruck

nach eigens dazu angefertigter Zeichnung zu beziehen. Alle Buchhandlungen sind in den Stand gesetzt, dieselben zu dem billigen Preise von 13 Ngr. zu liefern. Zu den Jahrgängen 1854 bis 1859 stehen ebenfalls Decken zu dem gleichen Preise zur Verfügung.

Die Verlagshandlung. 

Nicht zu übersehen!

Mit Nr. 52 schließt das vierte Quartal, und ersuchen wir die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das erste Quartal des neuen Jahrgangs schleunigst ausgeben zu wollen.

Ernst Keil. 

Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1860). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1860, Seite 816. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1860)_816.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)