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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

Ein Gang über Dresdens Kirchhöfe.

Von L. E.
Nr. 1. Der katholische Kirchhof.

Grabstätte des Chevalier de Saxe.

Aus dem beweglichen Treiben des Lebens zieht es uns oft mit ungestümer Sehnsucht in das stille Reich des Todes. Es ist, als ob das laut und stürmisch klopfende Menschenherz von Zeit zu Zeit dringend des beschwichtigenden Anblicks jener Stätten bedürfe, wo Tausende ruhen, die aufgehört zu schlagen; als müsse die in der Welt oft so heiß und glühend nach Ruhe und Frieden sich sehnende, nach Freude und Glück suchende Seele sich mitunter den Trost verschaffen, an dem Orte auf Erden zu weilen, wo ihr immer und immer wieder vom einfach schwarzen Kreuz die goldene Nachricht entgegenleuchtet, daß hier endlich eine dauernde Ruhe, ein ewiger Frieden, unvergängliche Freuden und nie endendes Glück zu finden ist.

Aber nicht allein beruhigend und erhebend wirkt es, über Kirchhöfe zu wandeln; es liegt auch ein seltsamer eigenthümlicher Reiz darin, die Namen Derer zu entziffern, welche uns auf dem Pfade vorangegangen sind, den auch wir betreten müssen.

Wie vielen unbekannten und vergessenen Namen wir auch begegnen, hier und da taucht unter der Menge doch einer auf, der uns lieb und werth war, dessen Träger uns zwar im Leben unbekannt geblieben, welcher aber durch Werke und Thaten zu uns gesprochen hat; Namen, die schon tausendfach durch den lauten Posaunenklang des Ruhmes an unser Ohr getragen worden, fort und fort mit mächtigem Schall durch die Welt tönen, während die, welche sie geführt, längst aus ihr geschieden, längst in Staub und Asche zerfallen sind. –

Von solchen Namen, die mit unauslöschlichen Zügen in die Herzen von Millionen von Menschen fester und tiefer eingegraben sind, als auf den steinernen Monumenten, welche die Stätten ihrer ewigen Ruhe bezeichnen, zeigt uns Dresdens einer Kirchhof nur einen einzigen; doch an diesen einen leuchtenden Namen, der gleich einem Meteore ewig im Tempel des Ruhms hell strahlt, reihen sich einzelne andere Namen, die, wenn sie auch nicht mit einem so glänzenden Lichtscheine, wie jener Eine, umwoben sind, dennoch hell und klar aus den Schatten des Todes hervortreten und zu den bedeutenden im Gebiete der Kunst und Literatur gehören.

Jener eine berühmtere Name, als alle andern, die auf Dresdens Kirchhöfen verzeichnet sind, ist der von Carl Maria von Weber. Er ruht auf dem katholischen Kirchhofe in Friedrichstadt, der einer der ältesten, aber wenigst hübschen von Sachsens Residenz ist.

Grabstätte von Carl Maria von Weber.

Carl Maria von Weber kann man wohl vorzugsweise einen deutschen Componisten nennen. Er trat mit seinen schönen einfachen Liedern, seinen von Begeisterung durchflutheten und hinreißenden Kriegsgesängen, mit dem ganzen Zauber seiner tiefen wundersamen Melodie gegen die nur auf Effect hinzielende italienische

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_037.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)