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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

Karl Bädeker.

Er hatte sich selbst das Amt und die Pflicht auferlegt, alle schönen Aussichtspunkte und die bequemsten dahin führenden Wege aufzusuchen, um Andere darauf aufmerksam zu machen. Er musterte die Merkwürdigkeiten und Sehenswürdigkeiten jedes Ortes und erprobte, in welcher Ordnung und Reihenfolge man sie mit dem wenigsten Zeitaufwande und doch am zweckmäßigsten besichtige; er unterließ sogar nicht zu notiren, wie viel man da und dort Trinkgeld zu zahlen habe. Namentlich hielt er strenge Revision in den Gasthäusern, und wehe dem Wirth mit hohen Rechnungen und schlechten Betten, wehe den trägen Kellnern und hochmüthigen Portiers! Nichts entging seinem scharfen Blicke und seinem unermüdlichen Forschen. Ueberall war er gewesen, alles hatte er gesehen, beobachtet und mit der rücksichtslosesten Unparteilichkeit beurtheilt und notirt. So kam es denn – und es ist kaum zu verwundern – daß dieser vor allem praktische und prosaische Mann in unserer nichts weniger als poetischen Zeit der Eisenbahnen und Telegraphen eine Art Märchen-Figur in Deutschland wurde, etwa wie Rübezahl sonst in dem schlesischen Gebirge, und daß die Sage ihn bald in dieser, bald in jener Gestalt, bald hier, bald dort, ja gleichzeitig an weitentfernten Orten, bald als Schutzgeist irgend eines geprellten Reisenden, bald als Plagegeist in einem Wirthshause erscheinen ließ. Die Anekdoten über dergleichen sind zahllos. Ja man wollte sogar

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_053.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)