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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

des elektromagnetischen Telegraphen vorführen, wenngleich wir ihn noch nicht mit den Erscheinungen und den Eigenschaften des Stromes bekannt machten.

Denke man sich ein offenes elektrisches Element, wie in Fig. 3. dargestellt, so wird also dasselbe geschlossen, wenn man

die Kupferplatte I. durch einen Draht mit der Zinkplatte II. verbindet. Nun ist es aber ganz gleich, ob dieser Verbindungsdraht nur die Länge von einem Fuß oder vielen tausend Fuß hat; die von der Kupferplatte I. ausgehende positive Elektricität eilt mit derselben Geschwindigkeit und ebenso leicht durch den langen, wie durch den kurzen Draht, um zur Zinkplatte II. zu gelangen. Dieser Verbindungsdraht kann sogar Hunderte von Stunden lang sein, wie wir es ja an unseren Telegraphenleitungen täglich sehen können, welche weiter nichts als ein solcher Verbindungsdraht, auch Schließungsbogen genannt, sind. Denke man sich an einem Orte A ein solches Element aufgestellt und eine Drahtleitung von der Kupferplatte I. nach dem Orte B und von dort wieder zurück nach A zur Zinkplatte II. geführt; ferner in A eine Vorrichtung, durch welche diese Drahtleitung beliebig unterbrochen und wieder hergestellt werden kann, z. B. durch einen Hebel ab welcher bei a mit dem von der Platte I. kommenden Draht in Verbindung steht, während in ein Metallblättchen c der nach B führende Draht mündet. Wird nun dieser Hebel bei b niedergedrückt, so legt er sich auf dieses Knöpfchen c, und die Verbindung ist also hergestellt, während, wenn der Druck bei b aufhört, der Hebel sich wieder von dem Knöpfchen entfernt, die Leitung unterbrochen ist. Im ersten Falle entsteht sofort ein galvanischer Strom, und zwar geht derselbe von der Platte I. aus, durch den Draht ga in den Hebel ab, bei b in das Metallknöpfchen c und durch die Leitung nach B, von welchem Orte er durch den anderen Draht ef zur Zinkplatte II. nach A zurückkehrt. Von derselben eilt er durch die Flüssigkeit zur Kupferplatte, um sich mit der dort angehäuften negativen Elektricität zu vereinigen; da jedoch die Verbindung der beiden Platten noch besteht, so folgt dieser Vereinigung und Ausgleichung auch wieder eine sofortige Trennung, und die positive Elektricität strömt auf’s Neue in der vorbeschriebenen Weise durch diese Drahtleitung. Dieses Hin- und Herströmen, welches also mit einer Geschwindigkeit von 63,000 geographischen Meilen per Secunde geschieht, währt so lange ununterbrochen fort, als der Hebel ab niedergedrückt wird, und hört nur dann auf, wenn durch das Aufhören des Druckes auf den Hebel die Leitung unterbrochen wird. Ist nun in dem Orte B eine Vorrichtung angebracht (siehe Fortsetzung, das Relais und die Schreibvorrichtung), bei welcher der von A kommende und dahin zurückkehrende Strom auf eine bestimmte Art und Weise sich äußern muß, so kann demnach leicht eine Correspondenz zwischen beiden Orten stattfinden.

Hat der Leser das bisher Gesagte vollkommen aufgefaßt, so wird er um so leichter das Nachfolgende verstehen und begreifen können, besonders wenn wir ihn noch mit den Eigenschaften und Erscheinungen des elektrischen Stromes vertraut machen. – Durch die Berührung zweier Metalle wird also, wie oben gezeigt, Elektricität erregt und erzeugt. Dieselbe ist jedoch außerordentlich schwach, um irgend welche Wirkungen äußern zu können, und man müßte deshalb Platten von großen Dimensionen verwenden, wenn der Strom nur einigermaßen von zweckentsprechender Stärke sein sollte, da, wie die Versuche und Beobachtungen zeigten, diese Stromquantität und Intensität im Verhältniß zur Oberfläche der Platten steht und mit der Größe derselben sich vermehrt. Um jedoch die großen Dimensionen der Platten zu umgehen, bringt man mehrere solcher Plattenpaare, vielmehr solche Elemente in Verbindung, wie nebenstehende

Fig. 7. zeigt, und stellt eine Batterie (so werden nämlich diese Verbindungen genannt) her, indem man immer die Kupferplatte des vorhergehenden Elementes mit der Zinkplatte des folgenden verbindet. Der an die Zinkplatte des ersten und an die Kupferplatte des letzten Elementes befestigte Draht bildet alsdann den Anfangs- und Endpunkt der Batterie, die durch die Vereinigung derselben geschlossen wird. Beide Enddrähte werden auch die Pole der Batterie genannt, und zwar heißt der an der Zinkplatte der positive, und jener an der Kupferplatte der negative Pol, da, wie oben angeführt und sich auch durch die Versuche und Beobachtungen gezeigt hat, sich an der Zinkplatte immer die positive und an der Kupferplatte die negative Elektricität nach deren Trennung ansammelt.

Verfolgt man den Lauf des Stromes einer solchen Batterie, d. h., den Weg, den die positive Elektricität der einzelnen Elemente macht, so geht dieselbe von der Kupferplatte des Elementes I. zur Zinkplatte des folgenden II. und durch die Flüssigkeit dieses Elementes zur Kupferplatte, wo sie sich durch die positive Elektricität dieses Elementes verstärkt und nun durch den Verbindungsdraht zur Zinkplatte des Elementes III. gelangt. Nachdem sie auch hier die Flüssigkeit durchlaufen und die positive Elektricität dieses Elementes aufgenommen hat, setzt sie ihren Weg durch alle folgenden Elemente auf ähnliche Weise fort, wie viel auch deren sein mögen. Bei der Kupferplatte des letzten Elementes angekommen, durcheilt sie alsdann den Verbindungsdraht, der wieder zur Zinkplatte des ersten Elementes führt und von beliebiger Länge sein kann.

Unser zweiter Artikel wird uns nun über die verschiedenen Arten Batterien belehren.




Der Sinai, das Katharinenkloster und seine Bibelhandschrift.

Von Const. Tischendorf.


Unter einer Wüstenreise werden sich wenig Leser etwas Angenehmes denken können, noch weniger werden sie für ihre Person darnach Verlangen tragen. Und wollte der Verfasser dieser Zeilen versichern, daß ihm unter allen seinen Reiseerinnerungen, die einen Zeitraum von sieben Jahren und damit viele der herrlichsten Länder Europa’s und des Morgenlandes umfassen, keine lieber und theuerer sei, als die an seine drei Wüstenreisen nach dem Sinai, so würde er schwerlich bei Vielen Glauben finden. Von denen aber, die gleiche Wanderungen hinter sich haben, wird’s mehr als einer bestätigen, daß die Wüste einen eigenthümlichen fesselnden Zauber besitze, ohne daß man deshalb zu den braunen Kindern der Wüste, zu den Beduinen gehören müsse, denen das Herz nur dann frei und freudig schlägt, wenn sie mit ihren Kamelen den Sand der Heimath unter den Füßen fühlen.

Freilich sind die Wüstenreisen unter einander verschieden genug, und kaum wird eine andere des Reizenden so viel in sich vereinigen wie eine Reise nach dem Sinai. Daß sie jetzt nicht mehr wie ehedem auf dem langsamen Schiffe der Wüste, sondern auf dem beflügelten Dampfwagen angetreten wird, thut ihr keinen wahren Abbruch, denn die Strecke zwischen Cairo, der alten wunderreichen Kalifenstadt, und dem Hafenstädtchen Suez, dicht am Ufer des rothen Meeres, genießt sich in der That besser auf einer

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_057.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)