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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

Ein Unvergeßlicher.
Von Albert Traeger.

Ferdinand Raimund am Sarge seiner Jugend.

Doch Vieles in der Welt,
Ich mein’ nicht etwa ’s Geld,
Ist doch der Mühe werth,
Daß man es hoch verehrt.
Vor alle brave Leut’,
Vor Lieb’ und Dankbarkeit,
Vor treuer Madeln Gluth,
Da zieh’ ich meinen Huth!
Kein Aschen! Kein Aschen!

Ferdinand Raimund.

Zu einem angesehenen Arzte Wien’s kam eines Tages ein Mann, der über qualvoll düstere Stimmung und unbesiegbare Schwermuth, Rath erheischend, sich beklagte. „Vielleicht ist Ihr Beruf zu einförmig und ermüdend?“ – „Ach nein, er gewährt Abwechslung und Zerstreuung wie kein anderer.“ – „Nun, so reisen Sie.“ – „Auch das hab’ ich schon zur Genüge versucht.“ – „Dann weiß ich allerdings nur noch ein einziges Mittel, schlägt das nicht an, so sind Sie unheilbar; gehen Sie in die Leopoldstadt und sehen Sie den Raimund spielen!“ – „Habe die Ehre, mich Ihnen bestens zu empfehlen, Herr Doctor, der Raimund bin ich selber.“

Diese Anekdote mit ihrer herzzerreißenden Spitze enthält die ganze Geschichte eines Mannes, der zu den Unvergeßlichen des

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_085.jpg&oldid=- (Version vom 3.8.2020)