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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

Bogumil Goltz.

Menschen Dasein in seinen weltewigen Zügen und Zeichen“, 1851 „ein Jugendleben, westpreußisches Idyll“, „Kleinstädter in Egypten“, „der Mensch und die Leute“, „Typen der Gesellschaft“. Der Kreis seiner Leser aber hat sich nicht verringert; vielmehr ist er in stetiger Zunahme begriffen. Sein Wort ist mehr und mehr eingedrungen, hat, einmal festgewurzelt, immer weiter getrieben und gefaßt.

So mögen denn auch diese Zeilen dazu beitragen, Bogumil Goltz weiter hinaus Anerkennung und Würdigung zu verschaffen. Sie sind ebensowohl von herzlicher Dankbarkeit und Verehrung, als von inniger, fester Ueberzeugung geschrieben worden.

Wer denn nun schon mit seinen Schriften vertraut ist, dem werden diese Blätter eine willkommene Beigabe sein zur Kenntniß von des Verfassers Leben und Persönlichkeit. Du aber, lieber Leser und werthe Leserin, die Du von ihm noch nicht gelesen, vielleicht nicht einmal seinen Namen gehört haben solltest, wenn Du diese Zeilen durchflogen hast, versuch’s einmal, nimm eines der oben genannten Bücher zur Hand und lies darin. Freilich ganz leicht läßt sich das nicht verwinden; es will durchdacht und verstanden sein. Aber kräftige Speise gute Speise, und so gar schwer ist’s denn doch auch nicht. Goltz ist kein Philosoph von Fach, wiewohl er gern philosophirt; er versteigt sich nicht in die unerreichbaren Räume leerer Abstraction und Allgemeinheit; was er sagt, fußt auf täglicher und stündlicher Erfahrung, die Wahrheit seiner Worte kann man jeden Augenblick fühlen und erfahren. Auch giebt er kein System irgend welcher Philosophie, keine Schale, in welche die Welt hineingebracht werden soll und doch nicht hineinpaßt, er giebt mehr und weniger sein Herzblut, das All und Eine seines Sinnens und Dichtens. Und wie waltet darin ein Mark und Kern, wie webt und schafft dort eine Kraft und Tiefe, wie weht eine Luft, ein Duft von Poesie! – und doch wiederum ist Alles getränkt mit durchaus gereifter, mit offenem Auge geschauter Erfahrung. Das ist es eben, was packt, was ergreift und befriedigt.

Denn Goltz ist gegenüber der heutigen Unnatur und Unfreiheit, Hast und Zerfahrenheit der Vertreter einer einigen, ganzen, frischen und freudigen Lebensanschauung, des wahren mit Welt und Wirklichkeit bestehenden Idealismus. Mit gewaltigem Feuer und überwältigender Wucht redet er zu uns; seine Rede ist wie Offenbarung eines alten Propheten. Er mahnt uns an unsern ewigen, sittlichen Beruf. Er erinnert an das verlorene Paradies der Kindheit, an unsere Schuld, an die Angst und Noth unseres Lebens und Treibens, aber auch an dessen sittlichen Werth und männliche Würde. Aus seinen Worten klingt der echte Schmerz und der gerechte, eifernde Zorn eines tiefsinnigen Gemüthes, und wiederum die Ruhe und der Friede eines gereiften, mit sich und der Welt ausgesöhnten Mannes. Schonungslos deckt er die Gebrechen und

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)