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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

ausgewaschen oder die Schweißabsonderung vermehrt und der Urin hell und klar gemacht werden soll, da heißt’s: „Viel hilft viel“; da muß es aus großen Krügen in langen Zügen getrunken werden. Daß es dabei den Magen erschlaffe und verlätsche, ist schändliche Verleumdung von Seiten Wasserscheuer. – Will man die Wirkung des Wassers auf die Haut richten, dann muß diese während der Wassercur warm gehalten werden; sie muß dagegen einem kühlen Verhalten unterworfen sein, wenn auf die Nieren und den Urin gewirkt werden soll. Wer abgemagert, bleich und blutarm ist, an starkem Herzklopfen und Athembeschwerden leidet, der lasse aber das Trinken von vielem heißem Wasser, der trinke lieber warme Milch in mäßiger Menge.

Ob man anstatt des reinen warmen Wassers nicht andere Flüssigkeit trinken kann? O ja! nur darf diese nichts wirklich Wirksames enthalten. Das reine Wasser ist freilich immer am längsten, ohne widerwärtig zu werden, zu vertragen; meinetwegen versetze man es aber mit etwas Zucker, Kochsalz, Milch, Kaffee oder dergl. – Daß kaltes Wasser schließlich ebenfalls die guten, eben bezeichneten Wirkungen des warmen Wassers haben kann, soll durchaus nicht abgeleugnet werden, allein die Kälte desselben ist für den Magen denn doch zu nachtheilig, zumal wenn kaltes Wasser, wie’s eben beim warmen empfohlen wurde, oft und in größerer Menge getrunken wird.

Für die allermeisten Kranken ist der beste ärztliche Rath: „abwarten und warmes Wasser trinken“.

Bock.




Thier-Charaktere.
Nr. 2. Der Fischotter.
Von Dr. Ludwig Brehm.

Eine mir vor Kurzem zugegangene anmuthige und belehrende Lebensschilderung eines der merkwürdigsten Säugethiere unseres Vaterlandes veranlaßt mich, die Aufmerksamkeit der Leser dieser weit verbreiteten Blätter für kurze Zeit mir zu erbitten. Ein Stück Naturgeschichte müssen meine Leser freilich mit in den Kauf nehmen und noch dazu im trockenen Lehrtone; ich verspreche aber möglichst kurz zu sein.

Der Fischotter ist ein echtes Amphibium, denn er lebt im Wasser und ruht und schläft auf dem Trockenen. Linné nennt ihn Mustela Lutra, rechnet ihn also unter die Marder, und allerdings hat er in seiner Gestalt und in seinem Zahnbau mit diesen Thieren Aehnlichkeit; allein die Schwimmhäute zwischen den Zehen aller vier Füße unterscheiden ihn hinlänglich, und deshalb haben die Naturforscher der Neuzeit Recht, wenn sie ihn in eine eigene Sippe bringen. Man kennt jetzt ungefähr 12 Arten von Fischottern, und namentlich Amerika ist reich an ihnen. Sie ähneln den unsrigen übrigens mehr oder weniger. Alle liefern ein Pelzwerk, welches wegen seines Glanzes und seiner Weichheit hoch geschätzt und sehr theuer bezahlt wird. Der Pelz dieses Thieres ist auch nicht demselben Wechsel unterworfen, wie der der Marder, sondern im Sommer und Winter fast gleichmäßig; wahrscheinlich in Folge des Aufenthaltes im Wasser. Unser deutscher Otter ist 3–4 Fuß lang und besitzt einen rundlichen Körper mit eben solchem Kopfe, welcher kleine, im Pelze fast versteckte Ohren trägt. Die Füße und der Schwanz sind kurz und erstere durch die Schwimmhäute besonders ausgezeichnet. Der Pelz ist oben glänzend braun, unten aber braungrau und besteht aus sehr dicht stehenden, äußerst feinen Haaren. In der Jugend ist er auf dem Oberkörper dunkelgrau, am Unterkörper braungrau, an der Schwanzspitze blauschwarz.

Dieser Fischotter bewohnt die Flüsse, Seen und Teiche unseres Vaterlandes, wird aber auch in den meisten europäischen Ländern angetroffen und steigt aus den Flüssen in die Bäche und Teiche hinauf. Er besucht im Winter besonders solche Gewässer, welche quellenreich sind und deshalb nicht zufrieren. In unsere Roda kommt er zuweilen von der Saale herauf, selten aber im Sommer. Vor mehreren Jahren wurde einer bei der Forellenfischerei im Hamen gefangen. An seinem eigentlichen Aufenthaltsorte richtet er sich höchst gemüthlich ein. Er gräbt sich nämlich eine Höhle unter dem Ufer, deren Ausgang im Wasser mündet, deren Kessel aber über dem Wasserspiegel liegt. Diese Höhle ist schwer zu entdecken und unser Otter deshalb in ihr geborgen. Hier schläft er am Tage und von unten heraus kommt er Abends herauf, um Fische, Frösche und Krebse, aus denen seine Nahrung besteht, zu fangen. In diesem Fange ist er äußerst geschickt und deswegen den Besitzern der Teiche und den Inhabern von Fischereien im höchsten Grade verhaßt; er ist im Stande, einen Fischteich in kurzer Zeit ganz leer zu machen, und weiß sehr wohl, was gut schmeckt. Die Forellen scheint er besonders zu lieben, ihretwegen verläßt er nicht selten einen Fluß oder Bach und macht einen weiten Spaziergang zu Lande, um zu einem Forellenteiche zu gelangen. Sein Gang ist, wie seine Gestalt erwarten läßt, nicht sehr schnell; er humpelt eben nur dahin. Desto rascher und geschickter ist er im Wasser. Hier schwimmt und taucht er mit außerordentlicher Gewandtheit, natürlich mit offenen Augen. Er kommt nur selten an die Oberfläche, um Luft zu schöpfen, und wenn er fürchtet, daß er bemerkt werden könnte, regelmäßig blos mit der Nase. Seine Klugheit ist überhaupt ziemlich bedeutend, er macht dem Jäger viel zu schaffen, wenn dieser ihn fangen oder schießen will. Doch bietet der Mensch seine ganzen Verstandeskräfte auf, um seiner habhaft zu werden, und namentlich in katholischen Ländern ist unser Thier schlimm daran, weil er hier, aller Naturgeschichte zum Trotz, noch als Fisch angesehen und als Fastenspeise gern gegessen wird. Man erlegt den Otter auf dem Anstand in einer mondhellen Nacht, nachdem man seinen Ausstieg beobachtet hat, oder auch wohl während des Schwimmens im Wasser. In dem Tellereisen fängt man ihn noch leichter, und in manchen Gegenden gehört dieser Fang zu den regelmäßigen Beschäftigungen der Flußanwohner. Das Eisen muß sehr stark und an einer Kette befestigt sein. Man braucht keinen Köder, sondern legt es so tief in’s Wasser, daß es etwa zwei Zoll überspült wird. In Gräben zwischen zwei Teichen, welche die Ottern fischend besuchen, stellt man es zwischen zwei schief zusammenlaufenden Zäunen auf. Im Mai wirft der weibliche Fischotter in Höhlen, welche den oben beschriebenen ganz ähnlich sind und nur einen etwas vergrößerten Kessel besitzen, drei bis vier Junge, welche lange von der Mutter gesäugt und noch länger mit Nahrung versorgt werden, weil sie schon ziemlich groß sein müssen, wenn sie die Fischerei betreiben sollen. Erst gegen den Herbst hin trennen sich die jungen Thiere und verfolgen selbstständig ihren Weg. Obgleich der Fischotter, wenn er alt gefangen wird, ein höchst wüthendes und bissiges Thier ist, läßt er sich doch, wenn man ihn jung in seine Gewalt bekommt, leicht zähmen. Man hat viele Beispiele, daß solche Thiere außerordentlich zahm wurden. Lenz erzählt in seiner vortrefflichen Naturgeschichte davon einige, welche das größte Interesse erwecken. Ich will jene Geschichten um eine vermehren. –

Frl. E. v. S. auf K. gehört zu den wenigen Damen, welche an den Naturwissenschaften große Freude finden und sich sogar an der Forschung betheiligen. Sie hatte die Güte, mir vor Kurzem einen jungen Fischotter für meine Sammlung zu übersenden, und schreibt mir über die Zähmung dieses merkwürdigen Geschöpfes Nachfolgendes, welches mir interessant genug zu sein scheint, um eine größere Verbreitung wünschenswerther erscheinen zu lassen. „Ich erhielt,“ erzählt sie, „von unserm Jäger am 23. September dieses Jahres einen lebendigen jungen Fischotter und beschloß, da ich schon früher einen besaß, ihn aufziehen und zu zähmen. An dem Abende, an welchem mir dieses junge Thierchen gebracht wurde, hatte man es in einen Eimer mit Wasser gethan, in welchem es sich sehr unglücklich fühlte, was es durch sein lautes und oft wiederholtes Pfeifen verrieth. Es war ganz naß und freute sich, als ich es abwischte und in Heu einwickelte; denn es blieb ganz still liegen. Nach ein paar Stunden wurde es, wahrscheinlich aus Hunger, wieder unruhig und pfiff. Viele Versuche, ihm warme Kuhmilch beizubringen, waren fruchtlos. Da schickte ich nach kleinen Fischen, bekam aber keinen lebendigen, sondern nur einen todten, welchen ich in einen kleinen Napf mit Wasser legte. Ich setzte diesen dem kleinen Fischotter vor. Da er den Fisch gar nicht bemerkte, brachte ich das Wasser in Bewegung, um ihm glauben zu machen, daß ein lebendiger Fisch darin sei. Doch bei

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_169.jpg&oldid=- (Version vom 14.3.2022)