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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

welcher zur Aufnahme von grobgestoßenem Kupfervitriol dient. Er umschließt zugleich einen hohlen Thoncylinder iklm, der, durch die Scheibe op gebend, bis auf den Boden be des äußeren Kupfercylinders reicht, und der in seinem innern hohlen Raume einen massiven Zinkblock n n aufnimmt. Der noch übrige innere Raum dieses Thoncylinders wird mit verdünnter Schwefelsäure angefüllt, während in den äußeren Kupfercylinder abcd Kupfervitriolauflösung gebracht wird, und damit dieselbe, indem sie fortwährend durch den elektrischen Strom zersetzt und verdünnt wird, sich immer wieder sättigen könne, so löst sie den in den Behälter efgh gebrachten Kupfervitriol, zu welchem sie durch die in dessen Seitenwand angebrachten Löcher leicht gelangen kann, fortwährend auf. An diesen äußeren Kupfercylinder ist bei d ein Stück Draht mit einer Schraube angelöthet, in welcher der diesen Kupfercylinder mit dem Zinkblock des nächsten Elementes verbindende Draht festgeklemmt wird. Der Zinkblock des ersten Elementes bildet alsdann den positiven Pol der Batterie, während der an den Kupfercylinder des letzten Elementes gelöthete Draht nebst Schraube den negativen Pol derselben darstellt, sodaß also, wenn man beide mit einander verbindet, die Batterie geschlossen ist. Es ist also ganz dasselbe wie in Fig. 7 (Nr. 4) dargestellt, nur sind hier statt der Platten Cylinder und Becher genommen. Was den Thoncylinder iklm anbelangt, so hat derselbe keinen anderen Zweck, als die verdünnte Schwefelsäure in seinem Innern von der Kupfervitriolauflösung im äußeren Cylinder abzuhalten, er darf jedoch nicht so fest und dicht sein, daß er selbst dem Strome den Durchgang wehren könnte, sondern muß so porös sein, daß er von der Feuchtigkeit durchdrungen wird, dieselbe aber nicht durchrinnen läßt. Damit nun diese Elemente, bei ihrer Vereinigung zu einer Batterie, einander nicht berühren, sondern vollkommen von einander isolirt sind, so werden sie einzeln in Glasgefäße gestellt. Der Lauf des Stromes ist wie bei Fig. 7 angegeben, nämlich der vom Kupfercylinder des ersten Elementes ausgehende positive Strom gelangt zum Zinkblock des zweiten Elementes und von diesem durch die verdünnte Schwefelsäure und die Poren des Thoncylinders, sowie durch die Kupfervitriolauflösung, zum Kupfercylinder dieses Elementes, verstärkt sich hier mit der positiven Elektricität und geht dann zum Zinkblock des dritten Elementes und so durch alle Elemente, bis er, bei dem Kupfercylinder des letzten Elementes angelangt, in den Schließungsbogen übergeht, der ihn wieder zum Zinkblock des ersten Elementes führt.

Man vereinigt 12, 18, 24, 30 und noch mehr solcher Elemente zu einer Batterie, je nachdem der Schließungsbogen, d. h. die Drahtleitung, lang ober kurz ist.

Wie bereits erwähnt, so bewirkt der elektrische Strom eine chemische Veränderung der Flüssigkeiten und der verwendeten Metalle, und diese Veränderungen kommen namentlich bei der soeben beschriebenen Batterie sehr stark vor. Er zersetzt besonders sehr rasch die Kupfervitriollösung und scheidet das in derselben enthaltene Kupfer rein metallisch aus, welches sich an dem Kupfercylinder niederschlägt.

Auf diese Eigenschaft gründet sich die Galvanoplastik, von welcher der Leser gewiß schon gehört und deren prachtvolle Erzeugnisse er gewiß schon bewundert hat.

Die galvanoplastischen Apparate sind auch weiter nichts Anderes als ein solches in großem Maßstabe ausgeführtes Element, und der Leser wird uns gewiß hier eine kleine Abschweifung verzeihen, wenn wir ihn mit einem solchen Apparat bekannt machen.


Fig. 9.


Ein solcher ist in Fig. 9 abgebildet und besteht aus einem Troge abcd, in welchem nahe am Boden ein Kupferdrahtgeflechte ef angebracht ist. Auf dasselbe werden alsdann die aus einer Mischung von Guttapercha und Graphit oder auch aus Schwefel gefertigten Formen der galvanisch herzustellenden Gegenstände, wie Münzen, Metaillen, Ringe, Bracelettes, Verzierungen etc. gelegt und nun dieser Trog mit Kupfervitriollösung angefüllt. Von einer über den Trog gelegten Stange hängt nun ein Zinkblock Z in diese Lösung, und sobald man denselben durch einen Draht xvy mit dem Kupferdrahtgeflechte ef in Verbindung bringt, so ist der galvanoplastische Apparat fertig, der also eigentlich weiter nichts als ein solches Daniell’sches Element ist. Der von dem Kupferdrahtgeflechte ausgehende positive Strom gelangt durch den Schließungsbogen yvx zum Zinkblock Z und von diesem durch die Flüssigkeit wieder nach ersterem zurück. Hierbei wird die Kupfervitriollösung zersetzt und reines metallisches Kupfer ausgeschieden, welches sich alsdann in feinen dünnen Schichten auf die aus dem Drahtgeflechte angebrachten Gegenstände niederschlägt. Je nachdem man nun dieselben längere oder kürzere Zeit in dieser Lösung läßt, so wird auch dieser Kupferniederschlag dünner oder dicker, sodaß er nur wie ein Hauch, ein Anflug erscheint, oder auch eine oder mehrere Linien dick wird. Da dieses ausgeschiedene Kupfer so fein zertheilt ist, daß es wie ein Staub ist, so legt es sich auch in die feinsten Schattirungen und Gravirungen der Formen nieder und liefert deren getreuestes Ebenbild, nur erhöht, wo jene vertieft, und vertieft, wo jene erhöht waren.

Ganz ähnlich sind die Apparate zur galvanischen Vergoldung und Versilberung, und man hat nur nöthig, den Trog statt mit Kupfervitriollösung mit einer Gold- oder Silberlösung zu füllen. Sehr häufig werden auf diese Weise die galvanoplastisch hergestellten Kupfergegenstände vergoldet und versilbert, indem man sie vorher von allem Schmutz und Oxyd reinigt und eine kurze Zeit lang in diese Apparate bringt, worauf sich an ihnen das ausgeschiedene Gold oder Silber niederschlägt.

Kehren wir jedoch wieder zu den galvanischen Batterien und zwar zur Bunsen’schen zurück, nach deren Beschreibung wir den Leser mit den Erscheinungen und Wirkungen des elektrischen Stromes und den Telegraphen Apparaten bekannt machen wollen.


Fig. 10.


Bei der Bunsen’schen Batterie, wovon Fig. 10 in I der Durchschnitt eines Elementes und in II die Ansicht desselben dargestellt ist, sind die Kupfercylinder durch Kohlencylinder ersetzt, welche entweder gar keinen Boden oder eine Oeffnung in demselben haben. In dem hohlen Raume derselben befindet sich ein ähnlicher Thoncylinder wie bei der Daniell’schen Batterie, dessen Durchmesser so groß ist, daß er ziemlich genau den hohlen Raum des Kohlencylinders ausfüllt. Dieser Thoncylinder nimmt alsdann den Zinkblock auf. Ein jedes aus diesen drei Theilen zusammengesetzte Element wird wieder in ein Glasgefäß gestellt, welches mit Salpetersäure oder, da diese beständig salpetrigsaure Dämpfe entwickelt, welche die Luft verunreinigen, Metalle angreifen und zerstören, sowie das Athmen erschweren, mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt ist. Der aus diesem Glasgefäße hervorstehende Rand des Kohlencylinders ist mit einem Ringe von Kupfer oder auch von Blei versehen, an welchem zugleich ein Blechstreifen oder ein Drahtstück mit einer Schraube festgelöthet ist, mittelst welcher jeder Kohlencylinder mit dem Zinkblock des nächsten Elementes (wie in III dargestellt ist) verbunden werden kann. Der innere Raum des Thoncylinders wird mit verdünnter Schwefelsäure angefüllt, wie dieses auch mit dem Raume zwischen dem Thon- und Kohlencylinder, sowie zwischen letzterem und dem Glasgefäße geschieht. Der Stromlauf ist bei einer solchen Batterie ganz derselbe wie oben bei der Daniell’schen, wenn nämlich die Vereinigung der einzelnen Elemente, wie in Fig. 11 dargestellt ist,


Fig. 11.


geschieht, daß nämlich immer der Kohlencylinder des vorhergehenden Elementes mit dem Zinkblock des folgenden verbunden wird, sodaß also der Zinkblock des ersten Elementes den positiven Pol der Batterie

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_476.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)