Seite:Die Gartenlaube (1861) 509.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1861)


150 Fuß im Durchmesser haltenden kreisförmigen oder viereckigen Umzäunung von starken 8–10 Fuß hohen eichenen Pfosten, welche dicht neben einander mehrere Fuß tief in den Boden gerammt sind. Die etwa 3 Fuß breite und 4 Fuß hohe Fallthür kann in den Riegeln der Thürpfosten senkrecht auf und nieder bewegt werden und wird durch einen einfachen Stellapparat fängisch gestellt.


Bachen mit Frischlingen vor dem Saufang.


Ein langer Abzugsdraht reicht vom Stellapparat bis in die Mitte des Saufanges und trägt hier am äußersten Ende den Abzugsbrocken oder steht mit einer Druckleine in Verbindung. Sobald eine der eingewechselten Sauen letztere berührt, schnellt der Stellapparat los und die Fallthüre schließt sich. Um die Sauen in den Fang zu locken, streut oder körnt man Eckern, Bucheln oder Korn vom Fang aus in langen schmalen Streifen nach verschiedenen Richtungen durch den Wald.

Bei den meisten Saufängen befindet sich an der Hinterseite noch ein zweiter umzäunter Raum, der Beigarten, welcher dazu dient, die eingefangenen Sauen bis zu weiterer Verfügung aufzunehmen. Der Beigarten steht durch zwei Fallthüren mit dem Saufang in direkter Verbindung und ist in verschiedene Kammern abgetheilt, um die Sauen nach Alter und Geschlecht separiren zu können. Jede Kammer hat nach außen ebenfalls eine Fallthür, in welche die zum Transport bestimmten Saukasten passen.

Will man die Sauen an Ort und Stelle schießen oder unter den Hunden abfangen, so wird an dem Beigarten noch ein Hatzlauf angebracht, welcher im Wesentlichen mit den bei eingestellten Jagen üblichen gleich ist; nur mit dem Unterschied, daß hier statt der Tücher und Garne eine Einzäunung von starken Eichenbohlen angewendet wird.

Die Park-Saufänge sind meistens einfacher und bestehen nur in einer kreisförmigen Bohlenwand von etwa 8–10 Fuß Höhe. Der Durchmesser des Saufanges beträgt etwa 40 Fuß, die Wände haben eine Eingangs-Fallthür, deren Abzugsdraht bis zu einem nahen Wachthäuschen geleitet ist, wo der Jäger die Ankunft der Sauen erwartet. Oft benutzt der Jäger auch den nächsten besten mit einigen Steigbretern versehenen Baum zum Ansitz, da hier im Park die Sauen nicht so lange auf sich warten lassen, wie im Freien.

An der Hinterseite dieser einfachen Saufänge befindet sich eine kleine, mit Vorder- und Hinterfallthür versehene Bucht oder Kammer. In diese Bucht werden die eingefangenen Sauen, welche lebend transportirt werden sollen, durch Körnung gelockt und eingeschlossen, worauf sie durch die hintere Fallthür in die bereit stehenden Saukasten getrieben werden. – Hauptsächlich dienen diese Saufänge indeß, um während einer im Park abzuhaltenden Jagd diejenigen Sauen, welche nicht erlegt werden sollen – z. B. jüngere Bachen etc. – aufzubewahren.




Erinnerungen an Wilhelmine Schröder-Devrient.

Von Claire von Glümer
XI.

Eine der unglückseligsten Episoden in Wilhelminens Leben ist ihre Verbindung mit Herrn v. Döring. Er war Officier in sächsischen Diensten, Wilhelmine lernte ihn zu Anfang der vierziger Jahre kennen, und es gelang ihm, der Künstlerin eine Leidenschaft einzuflößen, die sie alles Urtheils, aller Willenskraft beraubte. Es war dies um so unerklärlicher, da Wilhelmine gerade in den letzten Jahren so glücklich gewesen war, wie nie zuvor. Nach mancher Täuschung hatte sie endlich einen treuen, edeln Freund gefunden, dessen Liebe sie für alle Qualen der Vergangenheit entschädigte, bis ihr ungestümes Herz in den äußern Verhältnissen neue Ursache zu Kämpfen und Schmerzen fand. Die Stellung ihres Freundes machte ihm die Ehe mit einer Schauspielerin unmöglich, und er war zu stolz seinen Beruf aufzugeben, um nur der Mann einer berühmten Frau zu sein. Wilhelmine war durch einen zehnjährigen Contract an das Dresdner Hoftheater gebunden; erst nach Ablauf desselben konnte sie an Pension Anspruch machen. Vermögen besaßen Beide nicht genug, um sich der bindenden Fesseln zu entledigen, denn Wilhelmine hatte erst seit einigen Jahren angefangen, für sich zu erwerben; bis dahin hatte sie für ihre Kinder gearbeitet.

Wilhelmine hat in spätern Jahren der achtungswerthen Gesinnung jenes Mannes volle Gerechtigkeit widerfahren lassen – sie hätte es ihm vielleicht nicht vergeben, wenn er anders gehandelt hätte – aber zu jener Zeit wollte und konnte sie die Rücksichten nicht gelten lassen, die ihren Wünschen entgegenstanden. Sie begann an der Liebe ihres Freundes zu zweifeln und gab ihn endlich auf, um der unheilvollsten Täuschung ihres Lebens zu verfallen.

Die Gewalt, die Döring über sie gewann, kannte keine Grenzen; seinetwegen brach sie mit den meisten ihrer Freunde, weil diese nicht abließen, sie vor der unheilvollen Verbindung zu warnen; sie opferte ihm ihr Vermögen, die Frucht jahrelanger Thätigkeit; sie brachte sogar durch übermäßige Anstrengungen ihre Gesundheit und – wie sie selbst mehr als einmal gesteht – ihren Ruhm als Künstlerin in Gefahr. Im Widerspruch mit ihrem ganzen Wesen fing sie jetzt an, bei ihren Erfolgen auch den pecuniairen Ertrag zu berechnen. Sie arbeitete nicht mehr für sich selbst, sondern für den Mann, den sie liebte, und dieser brauchte Geld und wieder Geld.

Ich habe niemals mit Wilhelminen über ihre zweite Ehe gesprochen. Jede Erinnerung daran versetzte sie in die äußerste Aufregung; selbst den Namen des Herrn von Döring nannte sie nie. „Der Teufel!“ sagte sie, wenn sie nicht vermeiden konnte, ihn zu erwähnen. Aber eine Menge Briefe und Tagebuchblätter


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_509.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)