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verschiedene: Die Gartenlaube (1862)

Aus dem Innern eines armenischen Hauses.
Nach der Natur aufgenommen von Paul Franken.

sie sich vom Ararat bis zum Vereinigungspunkte der beiden Quellenflüsse des Euphrat hinzieht, das gesammte armenische Plateau oder Tafelland in zwei Hälften, die südliche und die nördliche. Wir lassen die südliche liegen und wenden uns ausschließlich der nördlichen zu. – Hier treiben die Berge die kühnste Romantik. Mit Ketten und Kegeln ragt hier die Erde in die Luft, gewährt fruchtbaren Weideebenen und üppigen Thälern Raum, hat die Rippen der Berge bald aus Porphyr, bald aus Basalt oder aus Trachyt gefügt, zeigt in den ausgebrannten Essen der hohen Kegel die wilde Arbeit Vulcan’s in der Urgeschichte dieser Stätte, legt den dreifachen Ring des Klima’s auf die Staffeln des Landes, den subtropischen der Region des Regens, den milden des veränderlichen Niederschlags, und den starren des ewigen Schnees, und hat die Beete der Flora ausgebreitet, von der Platane und Melone, vom Wein und Reis bis hinauf zur Birke und zum letzten Strauch der Alpenvegetation. Und für jede Region sind aus Noah’s Kasten die Thiere hervorgegangen, die sich in ihr wohl befinden.

Auf diesem nördlichen Tafellande finden wir die Hochebenen von Bajazid, von Erzerum (5580 Fuß hoch), von Kars, von Achalzik und die von Eriwan. Letztere erreicht zwar nur eine Höhe von 2680 Fuß, aber gerade auf ihr steigen die höchsten jener Kegelberge empor: der große Ararat, der sie noch um 13,530 Fuß überragt, der kleine Ararat mit 12,000 Fuß und der Alaghes mit 12,870 Fuß Höhe über dem Meere.

Aus dem Thale des Kur, der in den Kaspischen See mündet, führen drei Hauptwege über den Nordrand des Hochlands: der eine von Tiflis über Gori und Suran nach Kutais, der andere von Tiflis über Elisabethpol und Schuscha nach Nachitschewan, der dritte von Tiflis nach Eriwan und von da nach Bajazid. Auf diesem letzten begleiten wir unsern Reisenden, von dem wir heute die dritte seiner Originalzeichnungen mittheilen (vergl. Nr. 7 und Nr. 21, Jahrg. 1861 der Gartenl.), und finden ihn in Bajazid.

Es war ein Glück für mich, erzählt er, daß auf des Fürsten Fürsprache ein armenischer Kaufmann mir gestattete, in seinem Zimmer zu übernachten, denn in der Karawanserai giebt es keine Logirstuben, und in den Kameelställen wollte ich nicht liegen. Gasthöfe nach Bädekers Vorschriften giebt es hier zu Lande nicht, wo die meisten Einrichtungen und Gewohnheiten des täglichen Lebens sich nur wenig von denen zu Zeiten Abraham’s und Israel’s unterscheiden. Das Haus nun, in dem ich mich befand, hatte, abgesehen von einem

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verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)