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verschiedene: Die Gartenlaube (1862)

Inschriften entziffern, welche in der Nachbildung nicht wiedergegeben werden konnten.

In dem größeren Viereck über dem Standbild ist in lateinischer Lapidarschrift zu lesen:

Ano Dmi 1562 ist dots verschide der edel vn ernves gottfridt
von berlichen zu hornberg – der Sel Got genedig sei. Amen.
Mein Gott vn mein Vater – zun beweise meine arme Sele das sie ine
verde dv seit m fels burg schildt thurn hort schuez zversich hilff
haende bevil ich mein Geist Her du drever Got erlus meine arme –
ich hoff auf dich o Her erlös mich vn sei mir genedig - sel von
               dem grausame feindt

Unten steht:

Vnd er wartet alhie einer fröhlichen auferstehung


Eine Ergänzung dieser biographischen Notizen enthält eine wahrscheinlich späterer Zeit angehörige, schön ausgestattete Erztafel an der gegenüberstehenden Wand folgenden Inhalts:

Anno Domini 1562 uf donnerstag den 23 Juli umb sechs uhr zu abets
verschied der edel un ernvest gottfried vo berliching zu horberg d’elter,
So seins alters uber etlich u. achzig Jahr alt worden, dessen sele un
uns alle Got der allmechtig wolle gnedig un barmherzig sein. Amen.
Er wartet allhie sampt allen gläubigen in Christo eine fröhliche
                     Auferstehung.

Sodann in wohlfließenden lateinischen Distichen wird gesagt:

Diese Urne umschließt das Gebein des edelen Gottfried
Berlichingen, allwärts ist ja der Alte bekannt.
Er, der hochherzig im Leben der Fehden so viele bestanden,
Wird sich dagegen nunmehr stetigen Friedens erfreun.
Sicher vor Anderer Hohn und Keinem mehr furchtbar, genießet
Jetzt ohn’ Ende er auch ewiger Güter die Füll’.

Einen Lebensabriß und eine weitere Charakterschilderung des berühmten Rittersmannes zu geben, kann für diesmal nicht in der Absicht dieser Zeilen liegen. Nur über Eines, das ja auch auf dem Bilde zu sehen ist und worüber wir gleichfalls im Stande sind, aus eigener Anschauung und nach Quellen zu reden, möchte wohl der Leser zum Schluß noch Etwas erfahren, über die eiserne Hand nämlich, auf welcher der Ritter auch hier im Bilde kniet.

Götz selbst erzählt im sechsten Capitel seiner Lebensbeschreibung wortgetreu also: „Im Bayrischen Krieg 1504 ist mir vor Landshut mit einer Feldschlangen durch die Nürnberger der Schwerdknopf entzweygeschossen worden, daß mir das halbe Theil in Arm ging und drey Armschienen damit, und lag der Schwerdknopf in Armschienen, daß man ihn nit sehen kunt – – und wie ich so das siehe, so hengt die Hand noch ein wenig an der Haut und leit der Spieß dem Gaul unter denen Füßen, so that ich eben, als wäre mir nichts darum, und wandt den Gaul allgemach um, und kam dennoch ungefangen von denen Feinden hinweg zu meinem Hauffen.“ Später fügt er noch bei: „Und von der Zeit an am Sonntag nach St. Jacobstag, da bin ich zu Landshut gelegen, bis um Fastnacht außen, was ich der Zeit für Schmerzen erlitten habe, das kann ein jeglicher wol erachten, und wäre das mein Bitt zu Gott, die ich thet, wenn ich in seiner göttlichen Gnad wäre, so soll er im Nahmen Gottes mit mir hinfahren, ich wäre doch verderbt zu einem Kriegsmann, doch fiel mir ein Knecht ein, von dem ich etwan von meinem Vater seel. und olten Knechten gehört het, welcher der Köchle geheissen, der hette auch nit mehr denn ein Hand gehabt, und hette eben alsobald ein Ding gegen Feinden im Feld ausrichten können, als ein anderer, der lag mir im Sinn, daß ich Gott aber anrufft und gedacht, wann ich schon zwölff Händ hette, und sein göttliche Gnad und Hülff mir nicht wohl wöllt, so were es doch alles umsonst, und vermeint derenthalben, wann ich doch nit mehr dann ein wenig ein Behelfs hette, es were gleich eine eiserne Hand, oder wie es wäre, so woll ich dennoch mit Gottes Gnad und Hülff im Feld noch irgend so gut als sonsten ein heilloser Mensch, ich bin auch seithero mit desselben Köchles Söhnen geritten, die redlich uns berühmt Knecht gewesen. Und nachdem ich nun schier sechzig Jahr mit einer Faust Krieg, Vehd und Händel gehabt, so kan ich wahrlich nicht änderst befinden noch sagen, denn daß der Allmächtig, Ewig, Barmherzig Gott wunderbarlich mit großen Gnaden bey und mit mir in allen meinen Kriegen, Vehden und Gefährlichkeiten gewesen.“

Außer diesen Worten hat sich weder vom Ritter selbst noch von einem sonstigen Berichterstatter irgend eine verbürgte Nachricht über dieses in der That merkwürdige Kunstwerk der Mechanik erhalten, namentlich ist ganz unbekannt, wo und von wem es gefertigt worden ist. Glücklicher Weise ist es aber, nebst anderen Reliquien des ritterlichen Ahnherrn, in dem sehenswerthen Archiv des noch unversehrt erhaltenen alten Schlosses in Jaxthausen aufbewahrt. Diese eiserne Hand hat von außen ganz das Ansehen eines zierlichen Panzerhandschuhs, nur daß sie ganz von Eisen ist und im Innern ein sehr complicirtes und sinnreiches Federwerk hat, mittelst dessen es dem Ritter möglich war, nicht allein die ganze Hand bis zur Faustkrümmung einzubiegen und sehr fest zu schließen, sondern auch jeden einzelnen Finger, ja jedes Gelenk desselben für sich allein ebenfalls zu biegen, so wie auch dann wiederum durch den Druck eines einzigen Knopfs im Nu alle Finger in die Lage der offenen Hand zurückspringen zu lassen.

L. M.





Deutsches Weihnachtsfest auf Java.

Am 24. December des Jahres 185* saß ich des Morgens früh bei einer Tasse Kaffee und einer Manillacigarre unter der Halle meines Bambushauses, den plötzlichen Sonnenaufgang in den Tropen bewundernd. Ich hatte zwar schon oft auf Java dieses prächtige Schauspiel genossen, aber an jenem Morgen war es der Reiz einer bis dahin ungekannten Gegend, der mich bewog, trotz der Strapazen eines dreitägigen Rittes schon so frühe mein Lager zu verlassen. Und wahrlich, ich hatte nicht nöthig es zu bereuen, denn obschon ich viel von Toendagan (sprich Tundagan) und seiner reizenden Lage gehört hatte, wurden meine Ansprüche durch die Wirklichkeit doch so sehr überboten, daß ich zu behaupten wage, während meines ganzen Aufenthaltes in Indien nie einen Flecken gesehen zu haben, dessen Umgebung dem Beschauer eine größere Fülle und eine größere Abwechselung von Naturschönheiten geboten hätte.

Toendagan, inmitten der kolossalen Gebirgsketten, welche die Insel Java durchschneiden, liegt in der Provinz Cheribon, derjenigen holländisch-indischen Provinz, die dem Europäer wohl am meisten bekannt ist, denn dort gedeiht bei dem unausgesetzten Fleiße der Einwohner hauptsächlich der im Welthandel so hochgeschätzte Java-Kaffee.

Es ist ein Flecken, ein sehr kleiner Flecken, denn kaum sechzig kleine Bambushäuschen bergen mit Bequemlichkeit seine sämmtlichen Einwohner, und doch gewinnt es dadurch nicht unbedeutend an Ausdehnung, daß jedes Haus mit einem Garten umgeben ist, in welchem Kokusnußpalmen und Pisangstauden ihre Wipfel lustig gen Himmel heben. So zieht sich dieser kleine belebte Wald an den Ufern des Tji-aram wohl eine Viertelstunde entlang, während im Norden und im Süden zwei Gebirgsketten das schmale Thal um zwei- bis dreitausend Fuß überragen und den Flecken mit ihren kolossalen Felsmassen beinahe zu erdrücken drohen. Im Westen von Toendagan hebt sich das Thal, und dort ist der Sammelplatz der Gebirgswasser, die von allen Seiten her sich brausend zusammenwälzen und erst von dem kleinen Orte aus als ruhiger, ziemlich breiter Fluß ein langes fruchtbares Thal nach Osten hin durchschneiden.

Am Ostende von Toendagan ist ein mit uralten Varingabäumen begrenzter freier Rasenplatz, an dessen einer Seite das sogenannte Fremdenhaus steht, und dieses Haus war vom Ortshäuptling, dem ich meine Ankunft und Anwesenheit für zwei Monate angezeigt hatte, eingerichtet, d. h. mit den nöthigen Möbeln, Matten und Geräthen versehen worden. Ich war in der Nacht vom 23. auf den 24. December angekommen, um den District topographisch aufzunehmen, und saß nun, wie schon gesagt, am 24. December Morgens vor meinem Hause, beim Sonnenaufgang der imposanten Gegend meine Bewunderung zollend.

Neben mir auf einer Bambusmatte saß der Häuptling des Fleckens, mit Wohlbehagen eine meiner Manilla rauchend und mir mit jener den Malaien eigenthümlichen Ruhe die Namen der Gebirge

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verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_358.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)