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verschiedene: Die Gartenlaube (1862)

den romantischen Duft ab, als der Unterricht in der Naturkunde anfing, manches der zahlreichen Wunder, die sich im Verlauf der langen Wüstenreise ereigneten, auf bekannte Naturgesetze zurückzuführen. Durch diese veränderte Anschauungsweise mußte natürlich in mir das Verlangen rege gemacht werden, auch über andere bis dahin noch dunkle Ereignisse gleiche Aufklärung zu erhalten. Ich wurde da mit hoher Achtung erfüllt für den Verstand und die Wissenschaft des Heerführers Moses, und staunte über die Weisheit der ägyptischen Priester, denen er seine Bildung verdankte.

Mit der klaren[WS 1] Erkenntniß sah ich zusehends die poetische Anschauung schwinden, der Wachtelregen wurde auf die kurze Wanderzeit dieses Vogels beschränkt, und auch das Manna fiel nicht in Menge vom Himmel herab, sondern mußte an den Zweigen eines Strauches mühsam abgelesen werden. Seezen hat nämlich an den Zweigen der gallischen Tamariske, die in dem Wady el Araba häufig wächst, jenem Thale, durch welches (wahrscheinlich vor dem vulcanischen Ausbruche, der Sodom und die benachbarten Städte zerstörte) einst die Gewässer des Jordan sich in den Meerbusen von Akaba ergossen, kleine Mannakörnchen entdeckt, die noch jetzt von den dortigen Beduinen eingesammelt werden; ihre Menge ist aber so gering, höchstens im Jahre etwa 500 Pfund, daß dieses Manna als Nahrungsmittel für ein ganzes Volk gar nicht in Betracht kommen kann, sondern bei ihnen nur die Stelle unserer Confitüren vertritt.

Neuerdings, im Jahre 1857, hat Unger, ein Deutscher, auf eine Flechtenart, Lecanora esculenta, aufmerksam gemacht, die in den meisten Wüstenthälern von Kleinasien, Arabien, Persien, der Tatarei, der Krim und der algierischen Sahara etc. ungemein häufig wächst. Sie wird, weil sie auf dem sandigen Boden nur locker aufsitzt, leicht durch den Wind von den Hügeln herabgeweht, und bedeckt in den Vertiefungen dann den Boden oft weithin mehrere Zoll hoch. Den Schafen dient sie als willkommene Nahrung, die Menschen bereiten aus ihr Brod. – Unger fand den Geschmack dieses Manna angenehm süßlich und mehlartig, fast wie ein Gemenge von Milch und Mehl. Die meisten anderen Flechten, die besonders im hohen Norden in Zeiten des Mangels als Nahrung für Menschen und Thiere dienen, zeichnen sich durch einen unangenehm bitteren Beigeschmack aus. – Mit diesen von Unger angegebenen Eigenschaften stimmt auch die biblische Erzählung überein, daß die Israeliten das Manna sammelten, um daraus Brod zu backen, wozu das Tamariskenmannna Seezen’s, als eine Art Zucker, sich keineswegs eignet.

Schon im Jahr 1828 legte Thenard der Académie des sciences in Paris Proben der nämlichen eßbaren Flechte aus Algerien vor, ohne dabei an das Manna der Israeliten zu denken; sie heißt in Arabien Takaout, in Algerien Oussch el ard (Excrement der Erde) und besteht aus höchstens erbsengroßen, zusammenhängenden, rundlichen Körnern von gelblichgrüner Farbe und weißlich mehligem Ueberzuge. Den Geschmack beschreibt er als schwach stärkeartig mit einem Beigeschmacke, ähnlich den Champignons. Im heißen Wasser schwillt sie auf, mit Milch, Butter und Salz gekocht, schmeckt sie zart und angenehm. Mir scheint durch diese Entdeckung unseres Landsmannes die Frage nach dem Manna der Israeliten außer Zweifel gestellt.

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Bei der heutigen Illustration der Luftschifffahrt haben wir lediglich auf die Schilderung unseres verehrten Mitarbeiters in Nr. 37 hinzuweisen. Die Scene ist vom Künstler genau nach den persönlichen Angaben des Herrn Dr. Pitschner entworfen und für unser Blatt gezeichnet worden.




Für Wilhelm Bauer’s „Deutsches Taucherwerk“

sind ferner (bis zum 8. September) eingegangen: 5 Thlr. vom Montagskränzchen und einigen Freunden in Hanau; 1 fl. rhn. von L. v. St. in Lorsch; 2 Thlr., ges. im Keller des Raths zu Schleiz, durch Ed. Haller; 4 Thlr., ges. beim Stiftungsfest der Gesellschaft „Sanssouci“ in Zeulenroda; 3 Thlr. von L. H und J. B. in Zittau; 5 Thlr. vom Gewerbe- und Volkswirthschaftlichen Verein zu Delitzsch, durch J. F. Schumann; 10 Ngr., von S. und R.; 1 Thlr. 24 Ngr. Ergebniß eines Boule in Simon’s Restauration zu Glauchau (Motto: „Gott sei mit Dir!“) durch Th. Moritz; 24 Thlr. von einer kleinen Gesellschaft deutscher Bäcker in St. Petersburg beim Kegelschieben gesammelt, durch V. J. Schmiedekampf das.; 1 Thlr. 10 Ngr. ges. beim zweiten Stiftungsfeste der Hofmann’schen Riege; 1 Thlr. von Dr. Alex. Friedleben in Frankfurt a. M.; 2 Thlr. durch Aug. Kr. und E. R. in Görlitz; 1 Thr. 15 Ngr. von einigen Turnern Braunschweigs, durch E. Felsing; 3 Thlr. auf dem Tauffeste eines kleinen Deutschen, gesammelt von dessen Pathen in Sommerfeld; 4 fl. 30 Xr. österr. W. von einem Lesekränzchen (Motto: „Möge die untere Herrschaft im Meere für das deutsche Volk einst eine Oberherrschaft zur See werden!“); 5 Thlr., ges. von der Gesellschaft Jenensia in Jena, durch die Redaction der Blätter von der Saale (Aug. Neuenhahn) in Jena; 7 Thlr. ges. unter den Mitgliedern des Gewerbevereins in Arnstadt, durch B. Leupold; 5 fl. 15 Xr. rhn. vom Turnverein zu Mühlberg bei Karlsruhe, durch H. Stemmemann; 20 Thlr. 2½ Ngr., zweite Sendung der von der Expedition der Volkszeitung in Berlin veranstalteten Sammlung; die Expedition der Volkszeitung nimmt auch ferner Beiträge entgegen; 2 Thlr. von einem Scatkränzel in den Drei Fischen zu Hirschberg; 1 Thlr. ges. auf einem Spaziergang des Turnclubs zu Hannover, durch B. Thomas; 3 Thlr. 10 Ngr von einer fröhlichen Gesellschaft auf Noack’s Weinberge durch den Gesangverein zu Senftenberg in der Niederlausitz; 2 fl. rhn. von Mitlesern der Gartenlaube zu Reichenbach (baier. Pfalz), durch F. Braun; 5 Thlr. vom Gewerbeverein zu Roßwein, 1 Thlr. von H. Voigtländer und 2 Ngr. 5 Pf. von P. B. das.; 10 Ngr. von Frl. B. in Gotha; 2 Thlr. 25 Ngr. aus Neusalza in Sachsen; 81/5 Thlr. Beitrag einiger Flensburger Turner; 1 Thlr. von einigen Lesern der Gartenl. in Ortrand und Heinersdorf, durch K. Müller; 1 Thlr. von mehreren Secundanern des Gymnasiums zu Wittenberg; 2 Thlr. 21 Ngr. vom Gewerbeverein zu Hohnstein bei Stolpen; 2 Thlr. 5 Ngr. 1 Pf., ges. bei einem Faß Bier durch S.; 2 Thlr. 12 Ngr. ges. von J. Th. Stettner in Lindau; 3 Thlr. 15 Ngr. bei einer Erdbeerbowle gesammelt durch Paul A. in Berlin; 8 Thlr. vom Gewerbeverein zu Oschatz, durch den Vorstand Osk. Förster das.; 134 fl. rhn. (und zwar 20 fl. vom Singverein, 14 fl vom Gewerbeverein, 62 fl. 16 Xr. Ertrag einer Production der Liedertafel der Herkulaner und des Turnersingvereins, 8 fl. Extrabeitrag der Herkulaner, 5 fl. 24 Xr. Beitrag der Turner-Exkneipe Krähwinkel und 24 fl. 20 Xr. Beiträge Einzelner) durch den Singverein zu Fürth, insbes. S. Frhrr. von Haller, Rechtsrath, als Vorstand, und Herrm. Knapp als Cassirer des Singvereins.

Die Summe dieser (20.) Quittung beträgt 130 Thlr. 18 Ngr. 1 Pf., 142 fl. 15 Xr. rhn. und 4 fl. 30 Xr. österr. W.

Im Auftrag des Central-Comités: Ernst Keil. 




Berth. Auerbach’s
Volkskalender für 1863.
Mit Bildern nach Originalzeichnungen
von
W. v. Kaulbach und Paul Thumann.
Preis 121/2 Ngr.

Auerbach’s Volkskalender nimmt auch in diesem Jahre unter allen Kalendern den ersten Rang ein. Er bringt von Männern der Wissenschaft, der Kunst und des praktischen Lebens eine der Blüthe und Bildung Deutschlands würdige Nahrung. Die künstlerischen Illustrationen gereichen dem Büchlein eben so sehr zur Zierde, als sie angenehme Unterhaltung bieten. Er enthält diesmal:

Ein Kalendarium mit 12 Monatsbildern von Kaulbach. – Joseph und Benjamin. Eine Erzählung vom Herausgeber. Mit Illustrationen von P. Thumann. – Ueber Bekleidungsstoffe. Von R. Virchow. – Ein Friedenssoldat. Nach den Mittheilungen eines oberdeutschen Officiers an den Herausgeber des Kalenders. Mit Illustrationen von P. Thumann. – Das deutsche Reich vor 100 Jahren. Ein Rückblick. – Lederherz. Aus den Erinnerungen des Pfarrers vom Berge (illustrirt). – Betrachtungen eines Genesenden. Von B. Sigismund (illustrirt). – Deutschland und die Umwälzungen in der Kriegsmarine. Von K. S. – Der Zahn im Munde. Von Dr. J. L. – Die Deutschen im gegenwärtigen amerikanischen Kriege. Von Reinhold Solger in New-York. – Verschiedene Freiheitskämpfer. Eine Erzahlung von Gottfr. Keller. Mit Illustrationen von P. Thumann. – Franz v. Roggenbach, der badische Minister. Charakteristik und Biographie von B. M. Mit Bildniß. – Anmerkungen aus dem Zeit- und Menschenleben: 1. Selbstständigkeit der Schule, gegenüber der Kirche. 2. Der fechtende Handwerksbursche. 3. In Civil. – Die Sonnenhöhe des Jahres 1862. Ein Brief vom deutschen Schützenfest in Frankfurt a. M. (illustrirt.)

Verlagsbuchhandlung von Ernst Keil in Leipzig. 




Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das dritte Quartal, und ersuchen wir die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das vierte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.

Leipzig, im September 1862.

Ernst Keil. 



Verantwortl. Redacteure F. Stolle u. A. Diezmann. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: laren
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 608. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_608.jpg&oldid=- (Version vom 8.10.2021)