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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)


Das Ruhebett ist aus der bekannten „Fabrik hydropathischer und mechanischer Heilgeräthschaften“ der Herren Fischer und Co. in Heidelberg hervorgegangen und wurde dort vom Leibarzte Garibaldi’s, Dr. Enrico Albanese, bestellt. Derselbe schreibt unterm 6. Februar d. J. von Caprera aus an die Verfertiger u. a.: „Ich bin Ihnen übrigens dankbar für das treffliche Ruhebett, indem der General manche Stunde des Tages im Freien darauf zubringen kann; besonders hier auf Caprera hat es ihm vorzügliche Dienste geleistet, und ich habe die Ueberzeugung erlangt, daß es für Invaliden und Verwundete ein ausgezeichnetes Mittel ist, die Wiedergenesung zu beschleunigen, indem es namentlich einen sicheren und leichten Transport ermöglicht. Auf Ihrem Ruhebette wurde der General von Spezzia nach Pisa und von da hierher gebracht, wo er nun immer bei guter Witterung auf dem Platze vor seinem Hause auf und ab gefahren wird.“

Zu unserer Abbildung geben wir noch folgende kurze Erläuterung: Das Ruhebett, auf das Beste gepolstert und hübsch ausgestattet, kann in Folge seiner sinnreichen Construction leicht in ein Fauteuil, Sopha oder Bett verwandelt werden und erlaubt es, den Kranken ohne Störung und ohne ihn berühren zu müssen, in jede ihm wünschenswerthe Lage zu bringen. Den Armlehnen wird ein verstell- und verschiebbares Tischchen, welches auf das Bequemste zum Lesen, Schreiben, Essen etc. benutzt und beim Ein- und Aussteigen des Patienten entfernt werden kann, angefügt. Die am unteren Theile angebrachte Fußstütze ist je nach Bedürfniß länger oder kürzer zu machen, damit der Leidende jederzeit einen Haltpunkt für die Füße hat; ebenso ist das Fußpolster höher und niedriger zu stellen. Das ganze Bett steht auf drei niedrigen Rädern, mittelst welcher beim Fahren, das ohne Geräusch und Erschütterung vor sich geht, die kürzesten Wendungen gemacht werden können. Die Rücken- und Armlehnen sind beweglich, um jede beliebige Lage vom Wagrecht- bis zum Aufrechtsitzen damit herstellen zu können, welche Bewegungen durch eine einfache und leichte Manipulation am Mechanismus bewerkstelligt werden. Dadurch endlich, daß man die Armlehnen an der Rücklehne aushängen und an den Seiten zusammenlegen kann, kann man, wenn das Ruhebett an die Lagerstelle des Patienten gebracht wird, diesen auf das Bequemste herüber und hinüber legen – eine treffliche Einrichtung beim frisch Herrichten des Krankenbettes, beim Auslüften des Zimmers etc.




Ein geheimnißvolles Grab.
Von Friedrich Hofmann.
(Schluß.)

Für die Vornehmheit dieser wunderbaren Gäste sprach auch ihre Lebensweise. Auf den gräflichen Tisch kamen die besten Erzeugnisse der Jagd und des Fischfangs, die Kochin mußte das feinste Backwerk bereiten, der Graf trank nur theure französische Weine, Porter und feine Liqueure. Der Keller mußte stets gut versehen sein. Am auffälligsten für die ländliche Zurückgezogenheit erscheint der bedeutende Aufwand für die Garderobe. Die Kleidersendungen kamen von Frankfurt a. M. her. Wie bereits bemerkt, trug sich die Gräfin stets nach der neuesten Pariser Mode, daher sich im Lauf der Jahre eine sehr starke Kleidersammlung im Schloß anhäufte. Der Graf trug von feinen weißseidenen Strümpfen das Paar nie länger als 14 Tage. Ebenso stark war der Bedarf an Glacéhandschuhen, von der feinen Leibwäsche ganz zu schweigen. Es herrschte im ganzen Schlosse in jeder Beziehung eine Reinlichkeit, die für den Grafen auf holländischen Ursprung hindeutete.

In welchem Rufe stand nun der Graf in Eishausen, Hildburghausen und der Umgegend? Trotz aller unbefriedigten Neugierde über die Gründe seiner fast kartäuserischen Einsiedelei stand er überall in wahrhaft hoher Achtung, und diese hatte er sich nicht etwa blos durch den Aufwand erworben, der von bedeutenden Mitteln zeugte, sondern durch sein persönliches Auftreten gegen die Wenigen, mit denen er verkehrte, und insbesondere durch die Größe und die Art und Weise seiner Wohlthätigkeit. Abhold jeder zudringlichen Bettelei, die selbst an Thür und Fenster klopft, kam er um so eifriger der stillen Noth und bescheidenen Armuth zu Hülfe, und um diese auszukundschaften, dazu dienten nicht blos die wenigen Vertrauten, mit denen er mündlich oder brieflich (wir erzählen später, wie?) verkehrte, sondern auch sein Fernrohr, das er sehr viel handhabte, mittelst dessen er sich sogar seine Lieblinge aus den Dorfkindern auswählte, denen er zur Weihnacht bescheerte, und überhaupt seine Bekanntschaft mit den hervorragenden Dorfpersönlichkeiten unterhielt. Kam dabei auch manches Bizarre zum Vorschein, gab z. B. der Graf einem Knaben monatlich 24 Xr., blos weil er beobachtet hatte, daß derselbe nie zu den Fenstern des Schlosses hinauf sah, und belohnte er überhaupt mit Vorliebe Alles, was für die Ruhe des Schlosses geschah, so waren doch die Beweise wahrer Menschenfreundlichkeit so zahlreich, daß der Verdacht ungerechtfertigt wäre, er habe dies Alles nur für die größere Sicherheit seines Geheimnisses gethan. Es gab im Lande Hildburghausen keine wohlthätige Anstalt und Unternehmung, die sich nicht seiner stets ansehnlichen Unterstützung erfreut hätte. Und da man wußte, daß sich der Graf verletzt fühlte, wenn man bei einer öffentlichen Danksagung seinen Namen nannte, so folgten später Alle dem glücklichen Rathe, welchen die damalige Erbprinzessin von Hildburghausen Einem gab, der in Zweifel war, wie es nun zu bezeichnen sei, von wem die Gaben gekommen: „Schreiben Sie: Von einem Manne, der unserm Lande nur durch seine Wohlthaten bekannt ist.“

Uebrigens stand der Graf mit dem herzoglichen Hofe in gar keiner Verbindung. Es ist früher (auch öffentlich) behauptet worden, der Graf sei von jeder obrigkeitlichen Anfechtung frei geblieben, weil er dem Herzog oder der Herzogin sein Geheimniß anvertraut habe. Das ist eine bloße Erfindung. Während der französischen Kriege dachte Niemand daran, den Grafen in seinem Asyl zu stören, und als es endlich Friede wurde, hatte man längst erkannt, daß sein Abzug aus dem Lande ein fühlbarer Nachtheil für dasselbe sein würde. Dagegen ist es richtig, daß die Herzogin Charlotte, eine der schönsten und geistreichsten Frauen und, nebenbei bemerkt, zugleich eine der ausgezeichnetsten Sängerinnen ihrer Zeit, die Schwester der Königin Louise von Preußen und Mutter der Königin Therese von Baiern, allerdings einen feinen Versuch der Annäherung an den Grafen machte. Durch den damaligen Pfarrer von Eishausen, der früher Lehrer und Erzieher der herzoglichen Kinder gewesen und seitdem ein lieber Vertrauter der Familie geblieben war, hatte man am Hofe erfahren, daß der Graf in Bezug auf die von ihm gemietheten Localitäten des Eishäuser Schlosses einen Wunsch habe. Diese Gelegenheit benutzte die Herzogin, um dem Grafen in einem kurzen französischen Handbillet zu schreiben: „daß sie sich freue, ihm die Erfüllung seines Wunsches von Seiten des Herzogs zusagen und dabei einen Dank aussprechen zu können für die Wohlthaten, die er im Lande verbreite.“ Es erfolgte allerdings eine Antwort des Grafen, ebenfalls französisch, geistreich und artig, aber so aalglatt jeder Möglichkeit einer Fortsetzung solcher Correspondenz entschlüpfend, daß der Schluß: „er hoffe, später noch das Glück zu haben, Ihrer Hoheit sich persönlich nähern zu dürfen,“ sogar das Gegentheil von jeder Annäherung ausdrückte. – Wie oft auch Glieder der herzoglichen Familie das Eishäuser Pfarrhaus besuchten und dort sich im Freien ergötzten, so mieden sie doch absichtlich die Umgebungen des Schlosses.

Ein desto innigeres Verhältniß entspann sich zwischen Pfarrhaus und Schloß, und gewiß eines der seltsamsten der Welt.

Als der genannte Geistliche im Jahre 1812 nach Eishausen kam, ließ der Graf ihm einige der politischen Zeitungen, die er hielt, zum Lesen anbieten. Der Pfarrer nahm natürlich das Anerbieten dankbar an. Von diesem Augenblick an scheint es zu den Functionen der „Aufwärterin“ gehört zu haben, in aller Frühe das couvertirte Zeitungspacket durch eine Spalte unter der Hausthür in’s Pfarrhaus zu schieben. Dort fand man es regelmäßig jeden Morgen. Es enthielt deutsche und französische Blätter, sämmtlich legitimistischer Tendenz, zuweilen auch englische. Bald darauf brach der Sturm des Befreiungskrieges los. In dieser erregten Zeit ließ der Graf durch die Bötin mündlich dem Pfarrer über besonders

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_309.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)