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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

können, ausschließlich in der Gartenlaube veröffentlichen. Behufs Geltendmachung ihrer Ansprüche aber haben sich die betreffenden Erbberechtigten an den Secretair des erwähnten General-Consulates, Herrn August Gläser in Frankfurt a. M., zu wenden, welcher schon seit längerer Zeit in Verbindung mit den Herren Friedrich Kapp und Francis H. Zitz in New-York und einem der erfahrensten Pensionsagenten in Washington die Interessen der deutschen Erben, ganz besonders aber der Wittwen und Waisen von im gegenwärtigen amerikanischen Kriege gefallenen Soldaten und im Dienste verstorbenen Matrosen, mit Erfolg vertritt. Zu der nachstehenden Namensliste wird noch bemerkt, daß für eine Anzahl von unterlassenen der aufgeführten Todten Baarbeträge zu sofortigem Bezuge auf dem genannten General-Consulate bereit liegen.

Frankfurt a. M., 4. November 1863.

Das General-Consulat der Vereinigten Staaten von Nordamerika.“

Liste der Todten: Peter Ahlmann aus Würtemberg, Otto Adam aus Preußen, Peter Bauer aus New-Port, August Biesold aus Strehla, P. Voß aus Baden, K. Brandau aus Würtemberg, Georg Bonn aus Hessen-Darmstadt, Christian Beck aus Würtemberg, August Busse aus Preußen, E. Ehringhaus aus Cassel, W. Eckert aus Preußen, Carl Froeb aus Wächtersbach, W. Günther aus Nassau, Friedrich Gick aus Mainz, Fr. Geßmann aus Baden, Heinrich Hamer aus Hirschhausen, Capitain Heringen, Fr. Heintzen aus Preußen, J. Heimbacher aus Baden, P. Hildebrand aus Würtemberg, Martin Hahn aus Hannover, Paul Kayser aus Stuttgart, Heinrich Kettenring aus Geiselberg, Gottlieb Kauth aus Würtemberg, C. Kämmerer aus Sachsen, Thomas Kern aus Baden, Carl Krumb aus Berlin, H. Kehrer aus Baden, Adam König aus Hamburg, Matthias Lindner aus Sachsen, A. Leinhardt aus Baden, Friedrich Lange aus Baden, Emil Müller aus Preußen, Otto Müller aus Landsberg a. d. Warthe, Henry Michel aus Baden, G. A. M. Meerwarth aus Bahnbrücken, Alexander Nicola aus Frankfurt oder Umgegend, Louis Neuburg, Martin Ott aus Baden, Ludwig Pfaff aus Mecklenburg, Theodor Plausch, Johann Plantz aus Altenschlag, H. Reis aus Holstein, Carl Rohr aus Preußen, Conrad Schweitzer aus Baden, Carl Schwarz aus Würtemberg, John Schaffner, S. Schick aus Baden, Carl Schulze aus Berlin, Christoph Schäfer aus Westphalen, Eduard Späth aus Langensalza, Christian Schulz aus Lobenstein, Georg Steidinger aus Oberndorf, Michael Schumacher aus Markstadt, S. Schmidt aus Würtemberg, W. C. Schmidt aus Usingen, Fr. Seiler aus Stockhausen, Friedrich Strauß aus Gundersheim, John Siebert aus Kitzingen, Georg Schulz aus Mecklenburg-Schwerin, Joseph Baer, Carl Voigt aus Baden, Peter Viehmann, Hermann Voigt aus Chemnitz, Heinrich Valentin aus Gleiberg, G. E. Vogt aus Pochra, M. Werner aus Würtemberg, Anton Weber aus Preußen, Bernhard Witte aus München, Carl West aus Hannover, Nicolaus Winckler aus Maulbronn, H. Wahls aus Hessen-Darmstadt, Carl Zeh aus Braunschweig.




Ein Oberpräsident. Im Jahre 1830 machte ich eine Reise durch Westphalen. – Eines Abends kam ich in die Kreisstadt O., und fuhr in den Gasthof zur Sonne, um daselbst zu übernachten. Rechts von der Einfahrt des Hauses befand sich das allgemeine Gastzimmer, ein großer Saal, der, für die damalige Zeit, und für die kleine Stadt, elegant ausgestattet war. Hinter diesem Zimmer, nach dem Hofe hinaus, befand sich ein zweites Gastzimmer, welches für Landleute und Handwerker bestimmt war; auch die Kutscher der Reisenden hielten sich dort auf. Beide Zimmer waren durch eine Glasthür von einander getrennt.

Ich hatte mein Abendbrod verzehrt, und saß noch bei einem Glase Bier, als die Thür nach der Hausflur sich öffnete, und ein alter, kleiner Bauersmann eintrat. Er trug die landesübliche blaue Blouse, Gamaschen, einen Knotenstock in der Hand, unter dem Arme ein Bündelchen, und im Munde eine kurze Pfeife. Der Mann hatte augenscheinlich eine weite Reise zu Fuß gemacht, er schien ermüdet, und die dicken, mit Nägeln beschlagenen Schuhe waren bestäubt.

Freundlich grüßend setzte er sich mir am Tisch gegenüber, und fragte den Wirth, ob er übernachten könne. Als dieser die Frage bejahte, bestellte er Schinken, Brod und Bier zu seinem Abendessen.

„Gehen Sie in jenes Zimmer, lieber Mann, welches für die Landleute bestimmt ist, hierher kommen die Honoratioren: die Magd, die dort aufwartet, wird Ihnen bringen, was Sie wünschen.“

Ohne eine Miene zu verziehen, stand der alte Mann auf, wünschte mir einen guten Abend und ging durch die Glasthür.

Eine halbe Stunde darauf trafen nach und nach sechs bis acht Herren ein, welche, nach den Titeln, die ihnen der Wirth bei der Begrüßung gab, Beamte des Kreisgerichts sein mußten. Drei der Herren setzten sich bald zu einer Partie Whist nieder. Ich rückte meinen Stuhl dem Whisttisch näher, und sah dem Spiele zu.

Eine Stunde mochte vergangen sein, da sah ich den alten Bauer, der vorher aus dem Zimmer gewiesen war, an der Glasthür stehen, seine Pfeife im Munde, und als der Wirth zufällig in die Nähe der Thür kam, klopfte er an die Scheibe, und winkte ihm, hinaus zu kommen. Der Wirth wechselte nur wenige Worte mit ihm, mit welchen er, wie ich aus der Gebehrde entnahm, eine Bitte des Alten abschlug. Dann kam er wieder in das Vorderzimmer, und wandte sich mit den Worten an einen der spielenden Herren: „Verzeihen der Herr Kreis-Gerichtsrath, es ist ein Bauer im Hinterzimmer, der Sie einen Augenblick zu sprechen wünscht.“

Der Angeredete erwiderte barsch, der Kerl möge morgen auf’s Gericht kommen, hier habe er Nichts mit ihm zu reden.

Der Wirth brachte diesen Bescheid dem Landmann, und kam dann wieder mit der Bitte zum Herrn Rath, denselben nur wenige Minuten anzuhören, da er morgen früh um fünf Uhr bereits die Stadt verlassen müsse.

Unmuthig sagte nun der Gerichtsrath: „So mag er hereinkommen!“

Der Bauer stellte sich bescheiden hinter den Stuhl des gestrengen Herrn, welcher, ohne ihn zu beachten, seine ganze Aufmerksamkeit dem Spiele widmete. Als er jedoch, in einer kleinen Pause des Spieles, den Blick rückwärts auf den Bauer warf, waren die Karten hinwerfen und vom Stuhle aufspringen das Werk eines Augenblickes, unter unzähligen, tiefen Verbeugungen stammelte er: „O mein Herr Oberpräsident, hätte ich gewußt – diese Ehre – bitte tausend Mal um Entschuldigung!“

Der Alle aber klopfte ihm gemüthlich lächelnd auf die Schulter. „Bitte, Herr Rath, lassen Sie sich nicht stören, spielen Sie Ihren Robber aus, dann werde ich Ihnen meinen Vortrag halten.“ Und, sich gegen den Wirth verbeugend, sagte er mit ironisch klingender Stimme: „Erlauben Sie, daß ich mich hier niedersetze, bis die Herren ihre Partie beendet haben?“

Der alte Mann war der Oberpräsident von Westphalen, Ludwig von Vincke.

E. St.



Lotteriehülfe für Schleswig-Holstein! Durch die Zeitungen geht die Nachricht, daß in Coburg ein Unternehmen vorbereitet werde, welches auf die Theilnahme von ganz Deutschland berechnet sei. „Auf Anregung von außerhalb“, heißt es, solle eine Lotterie veranstaltet, sollen 500,000 Loose zu ½ Thaler gegen mehr als 45,000 Gewinne ausgegeben werden, und von den aus den guten Deutschen herausgelockten 250,000 Thalern sollen dann etwa 90.000 Thaler „zur Vertheilung kommen“.

Was diese „Anregung von außen“ betrifft, so möchten wir wohl fragen, ob sie etwa eine Fortsetzung jener Anregung ist, welche, von einem Berliner Bildergeschäft ausgehend, erst zu Gunsten der Buchhändlerwittwen, dann, weil dies höheren Gewinn versprach, zu Gunsten Wilhelm Bauer’s das Glücksrad der Lotterie in Bewegung zu setzen suchte. Und wenn dies der Fall ist – und wir wünschten sehr, berichtigt zu werden – ist es dann weiter nöthig, den an der Spitze dieses Unternehmens Stehenden erst zu sagen, daß eine so heilige Sache, wie die von Schleswig-Holstein dem deutschen Volke es in der That ist, nicht durch eine derartige Speculation entweiht werden darf? Soll mit dem Schmerze und dem Elend eines Bruderstammes noch Schacher getrieben und das Unglück eines Volkes zum Vertrödeln einiger Ladenhüter benutzt werden? Im Interesse der guten Sache müssen wir wünschen, daß unsere Voraussetzung eine falsche war.


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 736. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_736.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)