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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

Schatten der Bäume nahm ihn auf. Es war keine Zeit zu verlieren. Ich stand, zielte, schoß – die Gestalt war verschwunden. Vom Piquet her rannte die Patrouille. Alle Nachsuchungen waren vergebens. Wir hatten drei Mal den Mann gefehlt. Das ward uns oft und deutlich gesagt. Ich glaube es – fast. Dennoch bin ich meines Schusses ziemlich sicher.

Beim Morgengrauen suchte ich daher mit dem diensthabenden Feldofftcier die Gegend nochmals genauer ab. Da, im hohen Grase, hart am Waldrande, entdeckte ich blutige Spuren, erst einzelne Tropfen, bald reichlicher, endlich eine blutige Bahn. Dreißig Schritte davon im Dickicht lag, mit dem Gesicht gegen die Erde lang hingestreckt, ein Mann in virginischer Farmerkleidung in einer Blutlache. Meine Kugel hatte ihm die rechte Seite durchbohrt. Wir wendeten ihn um. Ich fuhr zurück. Es war – Joe Zedekiah Salomon. Wir trugen ihn auf die Wiese hinaus. – Ein Neger mit zwei Pferden am Zügel, von einem Corporal geleitet, schritt von der Straße her eilig an die Gruppe heran, die den Spion umstand. Er blickte ernst und lange in das bleiche, ruhige Gesicht. „O Massa, er todt – Ihr ihm seinen Schuß damals zurückgegeben – bessern, als Er! He! Rinder nun nicht mehr entlaufen auf Pferdehufen, und Elias nicht mehr zu reiten brauchen zu Nachbar Jonas – arm Herr nicht Stimme anders machen nöthig und Dütschman auch nichts vormachen mehr von schwarzgrauer Jacke seiner! Eh! doch angeführt damals, auch von Elias – –!“ Und der arme Kerl lachte zwischen die Thränen hindurch, die seine schwarzen Backen überrieselten. Die Freude über den Streich, den sein Herr und er mir damals gespielt, tröstete ihn über die Gegenwart. Wir überließen ihm den Körper seines Herrn. Ihn vor sich über dem Sattel, verschwand er langsam am Horizonte. Die Karten und Notizen über unsere Aufstellung und Stärke, die wir in Salomon’s Kleidung aufgefunden, nahm er nicht mit fort.

Ich kehrte ernst in unser Bivouac zurück, auf den Hof des Nachbars Jonas. Dieser leistete – gute Miene zu bösem Spiel! – bald den Eid der Treue und zog nach Washington.





Schleswig-Holstein

Zur Nachahmung. So eben geht uns das folgende Schreiben zu:

Leipzig, den 2. December 1863.

Die gegenwärtige Lage Schleswig-Holsteins fordert mit mahnender Stimme die thatkräftige Unterstützung unserer dortigen deutschen Brüder; – in diesem Sinne erlaubt sich die unterzeichnete Kegelgesellschaft den ursprünglich behufs einer Weihnachtsfeier gesammelten Betrag von

44 Thlr. 24 Ngr. 4 Pf.

in Ihre Hände zu legen und vertrauensvoll die Bitte an Sie zu richten:

Sie wollen in Ihrem geschätzten Blatte zu Beiträgen für Schleswig-Holstein auffordern und für entsprechende Verwendung der eingehenden Gelder nach Ihrem besten Ermessen Sorge tragen!

Es bedarf gewiß nur dieses Anstoßes, um auch andere Kegel- und sonstige Gesellschaften, Vereine, Kränzchen etc. zu veranlassen, ein Gleiches zu thun und auf diese Weise der heiligen deutschen Sache zu dienen.

Es empfiehlt sich Ihnen
die Kegelgesellschaft „Freundschaft.“


Wir begrüßen diese Zuschrift als einen herzerwärmenden und frisch-ermuthigenden Lichtblick in dieser oft so schattentrüben, wolkenschweren Zeit und ergreifen sie freudig als eine Veranlassung zu der dringenden Bitte an alle deutschen Vereine und Kränzchen, welcher Art sie seien, ob sie durch Gesang die Herzen erheben, oder zu ernstem Streben oder harmlosem Spiele deutsche Männer und Frauen vereinigen, dem Beispiele dieser „Leipziger Kegelgesellschaft“ zu folgen. Wo Cassenvorräthe sind, deren Zweck dem unseres großen vaterländischen Strebens untergeordnet werden kann, – opfert sie der großen Sache! Wo keine Cassen bestehen, bildet sie zu solchem Opfer! Keine Liedertafel, kein Liebhabertheater trete jetzt für etwas Anderes, als für Schleswig-Holstein öffentlich auf! Wahrlich, wenn der Deutsche in allen seinen Herzensregungen, wie mit seinem Schmerz, so auch mit seiner Freude dem jetzt einzig berechtigten Ziele dient, da muß auch der Erfolg den Opfern entsprechen, da müssen die Sieges- und Ehrenkränze von 1813 auch den Kampf der Gegenwart krönen!

Die Redaction dieses Blattes wird sehr gern die Beiträge annehmen. Man unterscheide aber freundlichst in den Zuschriften, ob die Gabe für die „Vertriebenen“ bestimmt ist, oder ob sie „für den Kampf“ verwendet werden soll.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 800. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_800.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2019)