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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

die in der Medical-Registrations-Acte eingetragenen Aerzte Certificate an den Minister ausstellen dürfen über den Geisteszustand eines verurtheilten Gefangenen, und daß auf den Grund eines solchen Certificats der Minister des Innern nur befugt, nicht aber gezwungen sein solle, vor dem Vollzug der über den Gefangenen ausgesprochenen Strafe die Versetzung desselben in eine Irrenanstalt anzuordnen behufs weiterer sachverständiger Untersuchung seines Geisteszustandes.“

Das Parlament gab die nachgesuchte Erlaubniß zur Einbringung dieser Bill, und zwar sowohl das Unter- als das Oberhaus, – das erstere nicht, ohne daß einzelne Mitglieder desselben ihre lebhafte Unzufriedenheit darüber aussprachen, daß der Minister durch die Anwendung eines „Kniffes" sich habe bewegen lassen, die wohlverdiente Todesstrafe Townley's in Gefängniß zu verwandeln.




Hermann Marggraff’s letztes Lied.
 Mein Stern.

Aus des Himmels tiefsten Falten
Flammt’s wie tausend Funken auf;
Ungezählte Globen halten
Ihren nächtlich stillen Lauf.
Unter diesen tausend Sternen
Ach, wo such’ ich meinen Stern?
Nah ist nichts in diesen Fernen,
Und das Nächste selbst ist fern.

Dennoch glaub’ ich ihn zu schauen,
Meinem Geiste tritt er nah;
In des Luftmeers dunkelblauen
Tiefen ist er plötzlich da.
Ich erblicke seine Fläche;
Grüne Wälder rauschen dort;
Murmelnd rieseln klare Bäche
Durch die Blumenwiesen fort.

Doch ein Wetter bricht mit argen
Schlägen unverhofft herein,
Und die dunkeln Wolken sargen
Das Gebild der Schönheit ein.
Um der Berge Marmorspitze
Tobt der Sturm mit wildem Zorn,
Und im grellen Schein der Blitze
Leuchtet jedes Alpenhorn.

Durch der Höhlen Finsternisse
Tönt es plötzlich wie ein Schrei,
Und mit einem jähen Risse
Bricht mein Stern, mein Stern entzwei;
Er zerbricht und fällt in Splitter –
Ach, es war ein Weltenmord! –
Und es tobt das Ungewitter
Selbst noch auf den Trümmern fort.

Sollt’ ein Stern erlöschen, klagen
Schmerzlich dann die andern mit?
Sterb’ ich, wird die Menschheit fragen,
Was ich war und was ich litt?
Ach, im unermeßnen Raume
Ist der Einzelne der Welt,
Was ein kleines Blatt dem Baume,
Das in Frühlings Tagen fällt;

Was dem ganzen Strom die Welle,
Die im Augenblick zerrinnt,
Während an derselben Stelle
Schon die zweit’ ihr Spiel beginnt;
Was der ganzen Wolkenmenge
Nur ein einz’ger Tropfen ist,
Der mit andern im Gedränge
Fällt und stirbt zu gleicher Frist.




Das Speisereglement in den preußischen Lazarethen in Flensburg. Dem in letzter Nummer gegebenen Versprechen gemäß, lassen wir hier den in den preußischen Lazarethen in Flensburg geltenden Küchenzettel wörtlich folgen. Unsere Leser werden sich daraus überzeugen, wie jetzt die Verpflegung der Kranken und Verwundeten nach dieser Richtung hin mindestens kaum etwas zu wünschen übrig läßt:

Volle Kost. Frühstück: Jeden Morgen 50 Q. Roggenbrod mit 3 Q. Butter, sowie 1 Pegel warmer Milch. – Mittagsessen: Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Freitag: 1 Pott Fleischsuppe, gekocht aus 621/2 Q. Ochsenfleisch, welches nach dem Kochen mit 32 Q. schierem Fleisch ohne Sehnen und Knochen ausgewogen wird. In der Suppe 1/60 Achtelschipp Graupen, 1/40 Schipp Kartoffeln. Kraut und Salz nach Bedarf. – Montag, Mittwoch und Sonnabend: 3/4 Pott Wassergrütze mit 3 Q. Butter und 1 Pegel Milch oder Bier; als Nachspeise 25 Q. gekochtes Fleisch, gebraten in 3 Q. Butter, mit Kartoffeln. – Zu jeder Mittagsmahlzeit 371/2 Q. Roggenbrod. – Vesper 4 Uhr Nachmittags: 50 Q. Roggenbrod mit 3 Q. Butter, sowie 1/2 Pott Bier. – Abendbrod 7 Uhr: 1/2 Pott Grütze mit 3 Q. Butter.

Mittelkost. Frühstück: Jeden Morgen 20 Q. ausgesichtetes Brod mit 3 Q. Butter, sowie 1 Pegel warmer Milch. – Mittagsessen: Sonntag und Donnerstag: 3/4 Pott Hafersuppe mit 1/40 Pott Weinessig und 5 Q. Puderzucker; als Nachspeise frische Fische mit 3 Q. Butter. – Montag, Mittwoch und Sonnabend: Pott Fleischsuppe, gekocht auf 50 Q. Ochsenfleisch, mit Graupen, Kartoffeln und Kraut, ohne Fleisch. (Das Fleisch wird für die Patienten auf voller Kost verwandt.) – Dienstag und Freitag: 1/2 Pott Biersuppe von ausgesichtetem Brod mit 5 Q. Puderzucker. – Zu jeder Mittagsmahlzeit: 20 Q. ausgesichtetes Brod, wozu Dienstag und Freitag 3 Q. Butter gegeben werden. – Vesper 4 Uhr Nachmittags: 20 Q. ausgesichtetes Brod mit 3 Q. Butter, sowie 1/2 Pott Bier. – Abendbrod 7 Uhr: 1/2 Pott Grütze mit 3 Q. Butter.

Fieberkost. Morgens: 1 Pegel Thee mit Milch und Zucker, oder 1 Pegel warmer Milch. – Mittags: 3/4 Pott süße Suppe oder Fruchtsuppe mit, wenn es gewünscht wird, 1/40 Pott Weinessig und 5 Q. Puderzucker, abwechselnd mit 1/2 Pott Gersten-Wassergrütze mit 3 Q. Butter und 1 Pegel Milch oder Bier; und als Nachspeise: Fische oder ausnahmsweise Fricassée. – Täglich 1/2 Franzbrod und 2 Zwiebacke.

Frische Hafersuppe, Roggenmehlsuppe oder durchgeschlagene Gerstensuppe wird den Patienten geliefert, wie der Arzt es für gut befindet.

Die Patienten, welche nichts von den obengenannten Speisen genießen können, werden auf dem Tagzettel unter einer neuen Rubrik „Ohne Kost“ aufgeführt.

Im Uebrigen fällt jede Ordination von bereiteten Extraspeisen weg, so daß die Extra-Artikel, welche requirirt werden können, sich einschränken auf: Wein, Bier, Reiswasser, Milch, Häringe, Citronen, Apfelsinen, Essig, Eier und Weizenbrod, außer was für den medicinischen Gebrauch erforderlich wird. –




Die Zeichner und Berichterstatter auf dem Kriegsschauplatze. Das Generalcommando der preußisch-österreichischen Truppen in Schleswig hat bekanntlich in der letzten Zeit alle Zeitungscorrespondenten und Specialartisten auf dem Kriegsschauplatze unerbittlich zurückgewiesen. Nur mit einigen Wenigen, die sich besonderer Empfehlungen und Verbindungen zu erfreuen hatten, schreibt uns unser Correspondent, sind Ausnahmen gemacht worden; so mit dem Correspondenten der Times und der Londoner Illustrated News, dem Berichterstatter der Nationalzeitung, einem ehemaligen preußischen Artillerieofficier, der verschiedenen militärischen Blättern mit seiner Feder dient, und mit dem Specialartisten der Gartenlaube, dem Maler Otto Günther aus Weimar. In den jüngsten Tagen hat sich dieser kleinen Schaar von Auserwählten noch der im Auftrage des Königs von Preußen nach dem Kriegstheater entsandte Maler Kaiser aus Berlin beigesellen dürfen, der auch für die Illustrirte Zeitung Zeichnungen liefern wird.




Erklärung. Seit Anfang d. J. giebt Herr Friedrich Gerhard in New-York (früher in Danzig) eine deutsche Wochenschrift unter dem Titel „Gartenlaube" heraus, in welcher Erzeugnisse der deutschen Journalistik, mit oder ohne Bewilligung der betreffenden Verfasser und Blätter, ab- und nachgedruckt werden. Es war bisher meine Absicht, zu dieser jedenfalls etwas befremdlichen Namenswahl des neuen Unternehmens stillzuschweigen, weil ich glaubte, daß schon die oberflächliche Vergleichung genügen wurde, den himmelweiten Unterschied der beiden Namensschwestern erkennen zu lassen; nachdem mir aber von jenseits des Oceans wiederholte Aufforderungen zugehen, gegen eine mögliche Verwechselung meiner Zeitschrift mit der New-Yorker zu protestiren, erkläre ich, im Interesse meiner zahlreichen transatlantischen Leser, daß das von mir herausgegebene allbekannte und bewährte Journal mit dem New-Yorker Nachahmungsversuche nicht das Mindeste gemein hat.

Leipzig, April 1864.

Ernst Keil. 

Deutsche Blätter.
Literarisch-politisches Beiblatt zur Gartenlaube.
Wöchentlich 1/2 Bogen. Für die Abonnenten der Gartenlaube nur 6 Ngr. pro Quartal.

Die bereits in ihrem zweiten Jahre erscheinenden „Deutschen Blätter" werden fortan die Tendenz, welche bei ihrer Begründung in’s Auge gefaßt wurde, entschiedener zum Ausdrucke bringen, als es bisher geschehen ist: sie werden in jeder Beziehung eine Ergänzung der Gartenlaube bilden, welche bei ihrer sehr zeitraubenden Herstellung von vornherein auf eigentliche Neuigkeiten aus dem Gebiete des Lebens und Wissens verzichten mußte. Ganz besonders werden sie sich daher die Zusammenstellung eines anregenden, frischen und interessanten Feuilletons zur Aufgabe machen, das in der Gartenlaube bei der Ueberfülle von Stoff und wegen der erwähnten langsamen Druckvollendung jeder einzelnen Nummer leider nicht zu ermöglichen ist. Wir glauben daher die deutschen Blätter Allen, welche einen regen geistigen Antheil nehmen an der Zeit, in der sie leben, auf das Angelegentlichste empfehlen zu können.

Nr. 14 enthält: Die Kehrseite des Schlachtenruhms. Die Wahlstatt nach der Schlacht. I. – Umschau: Werthschätzung des Adels in der Schweiz. – Ein Proletarierkind (Alexander Calame). – Ein Gast aus dem Geisterreiche bei einem Jubelfeste.

Leipzig, April 1864.

Die Verlagshandlung von Ernst Keil. 
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_240.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)