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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

Die Bühne zu Shakespeare’s Zeit.

im Parterre (pit), und man spielte darin vor einem gewählteren Publicum und bei Kerzenlicht, indem man das Tageslicht künstlich ausschloß. Das Globetheater dagegen, das Sommertheater der Compagnie, war ein öffentliches; es lag schräg gegenüber, auf der andern Seite der Themse, und um es zu erreichen, mußte man daher eine der Brücken kreuzen, oder man mußte sich „ein paar Ruder“ miethen. Kutschen gab es im damaligen London nur erst ganz vereinzelt. Sie waren zugleich mit dem Tabakrauchen aufgekommen und wurden zugleich damit verspottet. Die Herren vom Hofe und die Cavaliere ritten in das Theater, begleitet von ihren irischen Pferdejungen, welche neben ihnen herliefen, und von ihren französischen Pagen, welche ihnen zu Pferde folgten. Die Mehrzahl der Zuschauer aber kam zu Wasser, in kleinen Ruderbooten. Dieses Mittel, sich von einem Punkt der Stadt an den andern zu begeben, war das beliebteste. Das damalige London, die City, lag fast ganz am Wasser und hatte weniger Brücken, als das heutige. Mehr als 40.000 Menschen lebten von ihrem Ruder und Fahrzeug und zwischen 3 und 4000 Personen ließen sich täglich allein zu den Theatern fahren, welche sämmtlich sich entweder auf dieser oder auf jener Seite des Stroms dicht am Wasser befanden.

Aber das Theater hatte auch seine Feinde. Schon haben wir unter dem Kreuz von St. Paul jenen Mann gesehen, jenen Geistlichen, den Ehrwürdigen John Stockwood, welcher vor seiner Gemeinde von Puritanern gegen diesen neuen Mißbrauch der Zeit eifert. „Ich sage Nichts,“ ruft er, „von verschiedenen andern Sünden, welche Tausende mit sich fortreißen und zuletzt in dem Strome der Eitelkeit ertränken. Aber seht auf die öffentlichen Schauspiele in London und seht auf die Menschenmenge, die ihnen zuströmt und die ihnen nachläuft. Betrachtet die prachtvollen Theatergebäude, ein beständiges Denkmal für Londons Verschwendung und Thorheit.“ Dann, nachdem der Prediger die Schrecken der Schauspielaufführungen in feurigen Worten geschildert, bringt er die Krankheit, welche fast jedes Jahr wüthete, damit in Verbindung und schließt mit der Behauptung: „Die Ursache der Pest ist die Sünde,

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verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_261.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)