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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

Was wir Euch bieten? Hofft nicht Pilgerinnen,
Nein, fürchtet nicht ein ewiges Concert;
Das habt Ihr draußen in der Welt; wir spinnen
Ganz andern Flachs an unserm Ritterheerd.

Laßt uns in blüh’nden Unsinn untertauchen,
In weltvergessende Freilebigkeit,
Zum Kitt der Herzen süße Thorheit brauchen,
Beherrscher und nicht Kinder unsrer Zeit!

So Ihr, geliebte Frauen, dies verstanden,
(Und Ihr versteht’s, das sagt mir Euer Blick)
Entfesselt selbst Euch von der Erde Banden,
Empfangt und gebt der weisen Thorheit Glück!

So waltet Eures Amtes, Ritter, Knappen,
Und seid des Rufes uns’rer Insel werth!
Und haltet rein ihr unbeflecktes Wappen,
Die Narrenkappe und das blanke Schwert.

Und froher Kumpanei als Gast
Dich ritterlich benommen hast!
Du hobst des Deckelglases Bürde
Mit ehrenfester, edler Würde,
Und was Du trankst, Bier oder Wein,
Es ließ Dich nie betrunken sein!
Doch wähne nicht, daß Du im Haufen
Der Ritter sitzest, um zu saufen.
O lieber Kämpe mein, mit nichten!
Wir haben auch noch andre Pflichten!
Die grüne Insel, schau’ Dich um,
Besteht aus einem Ritterthum,
Wo jeder Einzelne als Mann,
Sowie als Ritter etwas kann!
Was kannst denn Du? Du bringst viel mit;
Vor Allem bist Du gleich ein Schmied.
Und das ist gut, mein dicker Sohn,
Wir brauchen Deine Profession,
Dieweil in seinen alten Tagen
Schon mancher Ritter schlecht beschlagen

Die böhmischen Musikanten in der grünen Insel.
Maler Zampes. Souppé. Dr. Wacher. Maler Cramolini. Schauspieler Braumüller. Hofschauspieler Wagner. Fritz Beckmann.
Maler Swoboda.

Dies Programm wurde treulich festgehalten. Unser Bild, von dem überaus talentvollen Maler Swoboda, zeigt uns „einen Ritterschlag“ auf der grünen Insel, wo ein neuaufgenommenes Glied, Doctor Schmidt, umgeben von allen um den Thron versammelten Würdenträgern des Reiches, die Zeichen seines neuen Amtes empfängt, und im Namen „der Freundschaft, der Kunst und der Menschlichkeit“ den Ritterschlag erhält.

Von unbeschreiblicher Wirkung war die Ansprache des Großpriors (Beckmann) an den neuen Ritter, Vortrag und Text bildeten ein urkomisches Ensemble und riefen ein Lachen hervor, daß die Wände dröhnten.

Wir lassen die Anrede zugleich als Muster des Tones folgen, der auf der Insel herrscht:

Ein Wort an Dich, zwei an die Bande!
 Mein Sohn!
Man hat zum Ritter Dich geschlagen,
Dieweil Du stets bei Trinkgelagen
An Geist, an Witz und frommen Sitten,
D’rum taugst Du her in uns’re Mitten.
Will hoffen, daß Du Curschmied bist,
Was sonderlich von Nutzen ist,
Da unser Insel-Dichtergaul
Oft flügellahm und hufefaul!
Magst zuseh’n, wie man das curirt,
Damit das Vieh uns nicht krepirt!
Zum engen Bund in Lust und Frieden
Magst Du als Schmied die Ketten schmieden!
Du dicker Gauch bist auch ein Sänger,
Und zwar ein Baß, der treibt’s noch länger,
Als Bariton und Tenoristen,
Dieweil er auf den Krankenlisten
Nur dann gewöhnlich steht zu lesen,
Wenn Nachts vorher er Lump gewesen.
Wohlan, als Sänger ehrt Dich hoch
Die Insel. Du hast’s tiefe „doch“.
Sei hier Sarastro und sing süß,
Wenn Einer kommt in’s Burgverließ,
Was auch in unsern heil’gen Hallen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_348.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)