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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

Friedrich Preller.

Landschaften, worunter viele Seestücke, sowie eine Menge von trefflichen Aquarellen, Sepia-, Tusch- und Kohlezeichnungen. Auch radirt hat er eine Zeit lang mit eben so viel Eifer, als Erfolg.

So fließt sein Leben in rastloser Thätigkeit dahin. Was den Menschen beglückt, ward ihm zu Theil, ein gesegnetes Familienleben, dem leider der Tod jüngst eine schwere Wunde schlug. Die Liebe seiner Freunde und die Verehrung seiner Schüler bleibt ihm treu und fest zugewandt; was den Künstler ehrt und schmückt, ist ihm in reichem Maße beschieden, eine vollkräftige Wirkung auf ein Publicum, welches für das wahrhaft Große in der Kunst empfänglich ist. Und so schauen wir den Meister an und ehren vor Allem Eines in ihm: die ernste Arbeit, der er sein Alles zu verdanken hat. Er wie Wenige gehört zu denen, welche das Wort des Dichters zum Wahlspruche genommen haben: „Was du hast – erwirb es, um es zu besitzen.“

Warum wir aber gerade jetzt diese Worte geschrieben haben, denen wir freundliche Aufnahme von ihren Lesern wünschen? Wir möchten sie betrachten wie den Zimmermannsspruch bei dem Aufrichten eines neuen Gebäudes. Der Meister hat jetzt ein Werk vollendet, welches wir recht eigentlich als den Gipfelpunkt seines künstlerischen Thuns bezeichnen müssen; das deutsche Volk auch in weiteren Kreisen auf dieses Werk, welches jetzt in Deutschland die Runde macht, hinzuweisen, und hiermit dieser Schöpfung einen bescheiden-herzlichen Geleitspruch mitzugeben, war unser Zweck.

Der kunstsinnige Enkel Karl August’s, Karl Alexander, hatte bei Preller für das neuzuerbauende Weimarische Museum einen Cyclus von Landschaften zur Odyssee bestellt, welche in einem der Säle al fresco ausgeführt werden sollten. Preller hatte seine obenerwähnte erste größere Arbeit, welche denselben Stoff behandelte, nie ganz aus den Augen gelassen. Im Jahre 1855 hatte er neue, zum Theil umgearbeitete Zeichnungen darnach gefertigt, welche in Berlin, Brüssel, Antwerpen und auf der großen Münchener Ausstellung von 1858 das außerordentlichste Aufsehen erregten und in mehrfachen photographischen Wiedergaben verbreitet sind. Den fürstlichen Auftrag ergriff er mit der ganzen jugendlichen Kraft seines künstlerischen Vermögens. Er ging 1859 noch einmal nach Italien. Dort und nach seiner Rückkehr in Weimar entstanden die sechszehn Cartons zu den Odysseebildern, große Kohlenzeichnungen, welche sowohl für sein Schaffen, als für die gesammte moderne Landschaftsmalerei als Gipfel angesehen zu werden verdienen.

Wir erinnern hier an das, was wir zur Charakterisirung Koch’s gesagt haben. Eine großartige Leistung der historischen Landschaft steht vor uns, welche im Gegensatze zur einfachen Vedute oder der genrehaften Naturdarstellung die Natur nachbildet, wie sie frei von den Zufälligkeiten des Augenblicks sein würde, wenn das Princip der Schönheit ungetrübt in ihr schaffend und bildend gewesen wäre. Diese idealen Landschaften gestalten sich um verschiedene Scenen aus dem großartigsten und in sich geschlossensten aller Heldengedichte. Die schönsten Momente aus diesem „Liede des Heimwehs“, wie es ein neuerer Dichter genannt hat, treten vor unser Auge; vom Abzuge

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verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_396.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)