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verschiedene: Die Gartenlaube (1865)

oder noch besser einem rascher als diese fahrenden unterseeischen Schiffe (denn die Taucherkammer ist, weil hauptsächlich zu Arbeiten an einer Stelle, nicht für rasche Bewegung bestimmt, als aufrechtstehender Cylinder construirt) die doppelte Aufgabe zufallen, die Ballons an ihren Standort zu bringen, nach geordneter Füllung derselben mit dem entsprechenden Quantum Luft die Luftschläuche von den Schrauben des Ballons zu befreien und dann das herabsinkende Kabel zu empfangen und in der geeignetsten Weise mit den Ballons in eine Verbindung zu bringen, die auch bei einem etwaigen Drehen des Ballons dem Kabel mit keiner Verschlingung droht, sondern seinen Lauf in der bestimmten Richtung ungestört erhielte. Dafür sind alle Mittel vorhanden.

II.0 Bauer’s Kabelstation vor dem Sturm in die Tiefe versenkt.

Für diese Kabellegung würde dem Kabel, welches zwar in den Schließen der Ballons, die wir auch die großen Kabelträger nennen können, ruht, aber doch von Ballon zu Ballon schwebt und darum einem Ziehen durch seine Last ausgesetzt sein würde, eine besondere Beihülfe gegen das Dehnen zu geben sein und zwar hauptsächlich dadurch, daß man es mit einem längslaufenden Draht oder Drahtseil verbindet und zwischen den großen kleine Kabelträger angebracht würden, in welchen das Kabel ruht und wodurch die Ausgleichung der Schwere desselben zum Wasser hergestellt wird. Unterseeische Strömungen möchten sich dieser Kabellegung kaum als so gefährlich erweisen, als man befürchtet, da ein solcher Strom das Meer nicht bis auf seinen Boden in Bewegung setzt, sondern nur gewisse Höhen oder Tiefen einnimmt und so dem Kabellauf, wenn auch in größerer Tiefe als von zweihundert Fuß, eine stromfreie Bahn darbietet; außerdem muß hier die Verankerung auch bei großen Tiefen versucht werden. Bauer will an den Ankergestängen, damit ihre Last nicht die Tragkraft der großen Kabelträger beeinträchtigt oder gar übersteigt, wiederum Ballons als Gestängträger einsetzen, wodurch allerdings eine bedeutende Ankertiefe erreicht werden könnte.

Sehen wir von den kleinen Kabelträgern das Kabel getragen und von den großen verankerten in seiner Richtung erhalten, so kommen wir nun zu einer dritten Vorrichtung, welche bestimmt ist, den Schiffen den Lauf des Kabels anzuzeigen, damit dasselbe nicht durch etwaiges Ankerwerfen beschädigt werde, ihnen zum Empfang oder zur Abgabe von Depeschen mitten auf dem Meere zu dienen, für die Sicherheit des Kabels zu wachen, etwaige Beschädigungen desselben sofort anzuzeigen und die Ausbesserung zu bewirken, den Ausbruch und die Richtung von Stürmen telegraphisch zu berichten und selbst Schiffbrüchigen eine Rettungsstätte zu bieten. Dies sind die Kabelstationen, die wir in zwei Ansichten bildlich mitgetheilt haben.

Nehmen wir die Entfernung von der Insel Valentia an der irischen Küste, wo das englische Kabel des Great-Eastern seinen Ausgang genommen, bis zur Küste von Newfoundland zu vierhundert deutschen Meilen an, so würden auf diese Strecke acht bis zehn solcher Stationen, also durchschnittlich alle dreißig bis vierzig deutsche Meilen eine, zu setzen sein. Da für sie eine feste Verankerung unumgänglich ist, so werden für sie Höhenstellen des Meeresbodens, d. h. Stellen von einer Tiefe, welche eine sichere Verankerung möglich machen, zu wählen zu sein. Um diese nicht durch das zeitraubende Lothen nach bisheriger Weise aufsuchen zu müssen, sondern bei raschester Fahrt zu finden, dazu dient Bauer’s selbstschreibendes Loth. Auf eine spätere, illustrirte Beschreibung desselben verweisend, erwähnen wir hier nur, daß dieses Loth aus einem hohlen, birnförmigen Metallkörper besteht, der mit Luft gefüllt ist, auf welche eine in einen Schlauch eingehüllte Wassersäule drückt. Dieses Loth schwimmt am Schlauch in der Tiefe, und der Schlauch muß wenigstens so lang sein, als die Tiefe, welche man erlothen will. Die Wassersäule des Schlauchs mündet in ein Gefäß mit Wasser im Schiff (einerlei ob es ein ober- oder unterseeisches ist); das Gefäß ist mit einer genau berechneten Gradeintheilung versehen, welche dem zu erlothenden Meerestiefenmaß entspricht. Sobald das Loth Boden findet und auf diesem steigt, so wird die im Loth comprimirte Luft mit jedem Grad Steigung sich ausdehnen und den Wasserstand im Gefäß des Schiffes heben, während beim Sinken des Lothes aus dem Meeresboden auch der Wasserstand im Gefäß wieder sinkt. Der auf dem Niveau des Wassers im Gefäß angebrachte Schreibapparat zeichnet auf eine von einem Uhrwerk getriebene Rolle Papiers genau die Linie, welche das Loth auf dem Meeresboden hinzieht.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1865). Ernst Keil, Leipzig 1865, Seite 669. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1865)_669.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2022)