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verschiedene: Die Gartenlaube (1865)

No. 48. 1865.
Die Gartenlaube.
Illustrirtes Familienblatt. – Herausgeber Ernst Keil.

Wöchentlich 11/2 bis 2 Bogen. Durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 15 Ngr. zu beziehen.


An Alle, die es gut mit dem Volke meinen.

Wer hätte in manchem bangen Augenblicke, in mancher angstvollen Stunde nicht schon bitter beklagt, daß er gerade von dem ihm Nächstliegenden und Nothwendigsten, dem menschlichen Körper und der Bewahrung und Wiederherstellung von dessen Gesundheit, am Allerschlechtesten unterrichtet ist? Wer hätte es nicht schmerzlich genug erfahren, daß er rathlos dastand, wenn er oder eines seiner Lieben plötzlich erkrankte; wenn äußere Verletzung oder jäher Unglücksfall lebengefährdend hereinbrach und die Hülfe des Arztes nicht sogleich zur Stelle war? Wer sollte daher nicht mit dankbarer Freude den Lehrer, den Rathgeber, den Helfer begrüßen, welcher ihm jetzt geboten wird, einen Freund, den er überall zur Seite haben kann, daheim und auf der Reise, der ihn nirgends im Stiche läßt und sich auch dem Unbemitteltsten nicht versagt? Dieser Lehrer, er ist allen Lesern der Gartenlaube eine wohlbekannte Autorität, es ist Niemand anders als der Professor Dr. Carl Bock in seiner neuesten Schrift:

Volks-Gesundheits-Lehrer.
Zum Kennenlernen, Gesunderhalten und Gesundmachen des Menschen,

welche er selbst mit den nachstehenden Worten einführt:

Ohne Gesundheit kein Streben, ohne Streben keine Zukunft!

Nur der Gesunde vermag sein und seiner Mitmenschen, sowie seiner Nachkommen Wohl zu fördern, denn das, was er dazu bedarf: ein klarer Verstand, ein kräftiger Wille und ein echt menschliches Gemüth, kann nur in einem gesunden Körper durch richtige Gewöhnung (Erziehung) erzeugt werden. Daß diese Eigenschaften zur Zeit nur Wenigen eigen sind, hat seinen Grund darin, daß die meisten Menschen von der Einrichtung und Behandlung ihres Körpers auch nicht die geringste Kenntniß haben; daß sie die ihrem Körper schädlichen Einflüsse ebensowenig wie die unentbehrlichen Lebensbedürfnisse desselben kennen, kurz daß sie von den Bedingungen des Gesundseins, Gesundbleibens und Gesundwerdens auch nicht das Geringste wissen. Diese Unkenntniß, die leider in allen Ständen, bei Jung und Alt gefunden wird, sie ist es nun, welche den meisten Menschen schon von Geburt an durch eine falsche körperliche und geistige Behandlung das ganze Leben vergällt, – welche die Schulen mit körperlich und moralisch verkrüppelten Kindern füllt, - welche so viele Jünglinge für ihren spätern Beruf als Männer und Vaterlandsvertheidiger ebenso untauglich macht, wie die Jungfrauen für ihren Beruf als Frauen und Mütter, – welche die Mehrzahl der Arbeiter zu fortwährend der Reparatur bedürftigen Maschinen herabwürdigt, – welche der zum großen Theile entnervten Mannheit entweder einen herrschsüchtigen, oder einen sclavischen Charakter aufdrückt. – und welche das Leben viel zu früh dem Welken und Untergange zuführt.

Eine heilige Pflicht muß es deshalb jedem Menschen sein, sich über sein Ich gehörig zu unterrichten, damit er zunächst schon im Kinde, und zwar von dessen Geburt an, einen festen Grund zum körperlichen und geistigen Wohlsein in den spätern Lebensaltern zu legen vermag, damit er sodann als Erwachsener in seinem und der Gesammtheit Interesse sein Leben so gesund, nutz- und genußbringend als nur möglich einzurichten verstehe, kurz damit er, weß Standes er auch sei, von Allem Kenntniß habe, wobei sein und seiner Mitmenschen Wohl betheiligt ist. Um nun zur Erreichung dieser

Kenntniß beim Volke in Etwas beizutragen, schickt der Unterzeichnete hiermit diese kurze und gedrängte Beschreibung des menschlichen Körpers und seiner Pflege im gesunden und kranken Zustande unter dem Namen

„Volks-Gesundheits-Lehrer“

zum Kennenlernen, Gesunderhalten und Gesundmachen des Menschen in die Welt. Weder Verleger noch Verfasser haben bei diesem Gesundheits-Rathgeber pecuniäres Interesse im Auge, wie der Umfang, die Ausstattung und der Preis des Schriftchens beweisen.

Bock.
Das Buch, 15 Bogen stark, kostet nur 5 Neugroschen.

Auch dem Unbemitteltsten ist somit Gelegenheit geboten, sich und den Seinigen einen Lehrer und Berather bei Leibes- und Lebensgefahren in das Haus zu schaffen. Und wo es nicht geschehen kann, wo selbst diese kleine Ausgabe noch schwer in das Budget des Familienvaters fällt, da tritt es als eine Pflicht ein aller derjenigen, welchen die Sorge um das Wohl ganzer Volks- und Arbeiterclassen zunächst obliegt, diesen Helfer in der Noth in Massen in die Hände der Unbemittelten zu legen und so das Hauptbetriebscapital derselben – die Gesundheit – auf jede Weise zu erhalten und zu fördern.

Wir fordern deshalb alle Staats- und Eisenbahnbehörden, alle Fabrikherren, Besitzer und Leiter industrieller Etablissements, alle Meister und Vorstände von Lehrer-, Turn-, Arbeiter- und Bildungsvereinen hiermit auf das Dringendste auf, für die Verbreitung dieses Buches aus eigenen oder gemeinschaftlichen Mitteln Sorge zu tragen. Es ist eine Pflicht der Menschlichkeit, die hier zu erfüllen ist, und Behörden und Arbeitgeber werden sich in kurzer Zeit des lohnenden Erfolges zu erfreuen haben, welcher aus dem Sichselbstkennenlernen und Gesunderhalten des Menschen ihnen und der Gesammtheit erwächst. Es handelt sich hierbei, wie jeder Vernünftige aus dem Umfange des Buches und dem fabelhaft billigen Preise leicht ermessen kann, nicht um eine Speculation, sondern um einen

Act der Humanität, und deshalb hielt die Unterzeichnete es für eine Ehrenpflicht, diesen Haus- und Familienfreund allen denen auf das Wärmste zu empfehlen, die ein Herz für das Wohl des Volkes haben.

Die Redaction der Gartenlaube.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1865). Ernst Keil, Leipzig 1865, Seite 753. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1865)_753.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2022)