Seite:Die Gartenlaube (1865) 800.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1865)

und von einem Kloster und Schloß an einem hohen See, der auch zwischen hohem Gebirg gelegen sei, da rief er freudig: „Herr, das ist der St. Gotthardsberg, das ist Attinghausen, das ist Seedorf, das ist mein Heimathland!“

Die Attinghausen wohnten ursprünglich im baierischen Hochlande in der Gegend von Tegernsee und waren Freiherrn von Schweinsberg. Wie Theodor von Liebenau, der Verfasser einer urkundlichen Geschichte der Freiherren von Attinghausen (Aarau, Sauerländer), vermuthet, ist ein Schweinsberg mit Friedrich dem Rothbart nach Uri gekommen und dort mit einem Besitzthum, dessen Namen Attinghausen seine Nachkommen angenommen haben, belehnt worden.

Der Attinghausen Schiller’s war der vierte Eigenthümer des Edelhofes. In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts geboren, war er als ältester Sohn der Gutserbe und trat früh in’s öffentliche Leben ein. Seine Gattin Margaretha, mit der er sich in jugendlichem Alter verband, wird nur in einer einzigen Urkunde genannt, die einen Verkauf betrifft, zu welchem sie ihre Einwilligung geben mußte, weil er sich auf ihr Leibgedinge bezog. Sie beschenkte ihren Mann mit sieben Kindern, unter denen eine Tochter Anna war, die sich mit Johannes von Rudenz verheirathete. König Albrecht setzte ihn zum Landammann in Uri ein, aber als die Conflicte mit dem Hause Habsburg eintraten, hielt Werner von Attinghausen zum Volke und blieb der einmal ergriffenen Sache unwandelbar treu. Es ist kaum einem Zweifel unterworfen, daß er den ersten Bund mit schloß, durch den Uri, Schwyz und Nidwalden sich eidlich und auf ewige Zeilen zu gegenseitigem Schutz und zur Erhaltung ihrer Freiheit verbanden (1. August 1291). Unter der Urkunde des am 16. October desselben Jahren mit Zürich abgeschlossenen Vertrags steht sein Name: Her Wernher von Attingenhusen. Schiller läßt dem sterbenden Attinghausen die Schlacht von Morgarten prophetisch im Geiste erblicken (Act 4, Scene 2), der geschichtliche Attinghausen hat sie erlebt und wahrscheinlich die mitkämpfenden Urner befehligt. Unter seinen Gehülfen und Gesinnungsgenossen tritt besonders Walther Fürst hervor, auch eine Person des Dramas. Bis an seinen Tod wurde Werner von Attinghausen immer zu den wichtigsten Geschäften berufen und sorgte stets für das Wohl der Waldstätte und insbesondere für sein Uri, dem er das Urseren- und Livinerthal und damit den Besitz des Gotthard-Passes verschafft hat. Ob er den Tag von Ampfing und die Gefangenschaft Friedrich’s von Oesterreich noch erlebt hat, ist zweifelhaft. Zum letzten Male wird seiner unter dem 31. October 1321 erwähnt. Zwei seiner Söhne sind die letzten Attinghausen. Johannes folgte dem Vater als Landammann von Uri und wirkte ganz in seinem Sinne; Thüring, Abt von Dissentis, bewährte sich als versöhnlicher und volksfreundlicher Mann. Mit Johannes erlosch das Geschlecht, und der Edelhof gelangte auf einige Zeit an die Rudenz, die vor dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts ausgestorben sind.




Neue Lebensversicherung. Eine der wichtigsten und genialsten Erfindungen ist es, welche uns im Nachfolgenden beschäftigt. Mit welchen bangen, unheimlichen Gefühlen haben die Kohlendunst-Erstickungsfälle, namentlich der letzteren Zeit, alle Welt erfüllt! Hat doch die Erfahrung es bewiesen, daß eine vollständige Sicherheit gegen Kohlenoxydgasvergiftungen bis jetzt noch in keiner Weise zu ermöglichen ist. Mit oder ohne Ofenklappe, mit oder ohne hermetisch schließende Ofenthür, gleichviel, bei welcherlei Heizungsmaterial – ja, sogar im ungeheizten Zimmer, immerfort sind wir der grausigen Gefahr ausgesetzt, denn im letzteren Falle kann das Gift sogar von einer der neben, unter oder über uns liegenden Wohnungen durch unsern Ofen bei uns eindringen.

Jetzt aber kaufen wir uns einen kleinen, eleganten und billigen Apparat, eine Art von Wecker, setzen denselben in der dem Ofen entferntesten Ecke des Schlafzimmers auf die Erde und begeben uns getrost und zuversichtlich zur Ruhe – denn beim Eindringen der geringsten Kleinigkeit von Kohlenoxydgas beginnt die schrille Glocke dieses Weckers in solcher Weise zu läuten, daß auch der am festesten Schlafende aufgerüttelt werden muß.

Dieser Apparat ist in folgender Weise construirt: Ein offener, der Stubenluft ausgesetzter Cylinder enthält eine Flüssigkeit, welche ein empfindliches Reagens auf Kohlenoxydgas ist. Bei dem geringsten Ausströmen dieses letzteren wirkt es sofort auf die Flüssigkeit ein, diese wird dadurch aber urplötzlich in der Weise umgewandelt, daß sie wiederum auf die Leiter einer galvanisch-elektrischen Vorrichtung einzuwirken und durch diese die schrille, weckende Glocke in Bewegung zu setzen vermag.

Der Erfinder dieses Apparates ist ein Chemiker, Dr. Carstanjen in Berlin, dessen Geheimniß natürlich, mindestens vorläufig, die Zusammensetzung der Reagentien bleiben muß. Nach einer privaten Mittheilung steht er jedoch bereits im Begriff, ein Patent auf den „Wecker“ zu erlangen.

Sollte auch wirklich vorerst die praktische Ausführung dieser Idee noch nicht gelingen, immer bleibt dieselbe sehr genial und Herrn Carstanjen’s Verdienst, die Wissenschaft auf einen solchen, für die gesammte Menschheit so wichtigen Gedanken geleitet zu haben, unbestritten ein sehr großes.




Unter den Weihnachtsbaum. Unter den Festgeschenken für die Jugend verdient ohne Zweifel G. A. Gräbner’s „Robinson“, der soeben in zweiter Auflage erschienen ist, einen bevorzugten Platz. In seiner überaus lebendigen und frischen Darstellung der Geschichte von Robinson Crusoe giebt uns der Verfasser nicht nur ein gelungenes Charakterbild, sondern auch eine ebenso wohldurchdachte als glücklich durchgeführte Culturgeschichte im Kleinen; denn wenn uns die ersten Einrichtungen Robinson’s auf der Insel einen Blick in die Urzustände der Menschheit thun lassen, so sehen wir weiterhin, wie allmählich Nahrung, Wohnung und Kleidung sich verbesserten, wie eine Erfindung, ein Gewerbe nach dem andern entstand, bis endlich die Entwickelung ihren jetzigen Standpunkt erreichte. Gleiche Anerkennung verdient aber auch die Sorgfalt, mit welcher die geographischen und naturgeschichtlichen Partien behandelt worden sind. Betrachten wir außerdem die hübsche Ausstattung und den reichen Bilderschmuck des Buches, so finden wir in diesem alle Eigenschaften vereinigt, die ihm Anspruch auf die weiteste Verbreitung geben. Möge es diese finden!



Als Weihnachtsgeschenke empfohlen!

Bernstein, A., Vögele der Maggid. Eine Geschichte aus dem Leben einer kleinen jüdischen Gemeinde. In engl. Cartonnage 271/2 Ngr.

Bock. Buch vom gesunden und kranken Menschen. 6. Aufl. broch. 1 Thlr. 221/2 Ngr., eleg. geb. 2 Thlr.

Gartenlaube, 1859. 1860. 1861. 1862. 1863. 1864. broch. à 2 Thlr., eleg. geb. in gepr. Decke à 22/3 Thlr.

Gerstäcker, Gemsjagd in Tirol. Mit 34 Illustrationen, eleg. broch. 3 Thlr. 10 Ngr., in engl. Preßdecken 4 Thlr. 5 Ngr.

Glaßbrenner, Adolf, Neuer Reineke Fuchs. Vierte, verbesserte Ausgabe, broch. 1 Thlr.

Saphir, M. G. Wilde Rosen. Dritte Auflage. Prachtvoll geb. mit Goldschnitt 2 Thlr. 15 Ngr.

Stolle, Palmen des Friedens. Eine Mitgabe auf des Lebens Pilgerreise. Vierte Auflage, eleg. geb. 1 Thlr. 10 Ngr.

Stolle, ausgewählte Schriften. Volks- und Familienausgabe. 30 Bände. Zweite Auflage, broch. à Band 71/2 Ngr.

Stolle, Ein Frühling auf dem Lande. broch. 271/2 Ngr.

Storch, Gedichte. eleg. cart. 1 Thlr. 6 Ngr., prachtvoll geb. mit Goldschnitt 1 Thlr. 15 Ngr.

Storch, ausgewählte Romane und Erzählungen. Volks- und Familienausgabe. 19 Bde. broch. à Bd. 71/2 Ngr.

Storch, ein deutscher Leinweber. 12 Bde. broch. à Bd. 71/2 Ngr.

Traeger, Gedichte. Vierte, sehr vermehrte Auflage. Prachtvoll geb. mit Goldschnitt 11/3 Thlr.

Vogt, Carl, Vorlesungen über nützliche und schädliche, verkannte und verleumdete Thiere. Mit 64 Abbildungen, broch. 1 Thlr.

Carl Maria v. Weber. Ein Lebensbild von Max Maria v. Weber. Zwei Bände. Mit Portrait. broch. 5 Thlr. 10 Ngr.

Wislicenus, Gustav Adolf, die Bibel. Für denkende Leser betrachtet broch. 23/4 Thlr.


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1865). Ernst Keil, Leipzig 1865, Seite 800. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1865)_800.jpg&oldid=- (Version vom 14.12.2022)