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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

der Toilette und Gesundheit ist, so ist auch bei der Behandlung der Haare die erste Pflicht, den Haarboden (die behaarte Kopfhaut) und das Haar vollkommen rein zu halten. Es ist deshalb nothwendig, daß die Kopfhaut mit ihren Haaren wenigstens jede Woche einmal recht ordentlich abgewaschen werde, zumal wenn viel Oel oder Pomate benutzt wird. Zu diesem Behufe kämme und bürste man zuvörderst die Haare tüchtig durch und bearbeite dann erst den Haarboden mit einer mäßig steifen, in lauwarmes Wasser oder, wo viel Schuppen den Boden bedecken, in laues, mit etwas Spiritus oder Aether versetztes Seifenwasser getauchten Haarbürste. Nach dieser Reinigung müssen Haut und Haare gehörig mit einem leinenen (im Winter gewärmten) Tuche abgetrocknet und so lange bedeckt werden, bis sie trocken geworden sind; sodann bürstet man die Haare noch zu wiederholten Malen mit einer langhaarigen Bürste. Uebrigens müssen die gehörig entwirrten Haare jeden Tag einmal, wo möglich zwei Mal, nämlich des Morgens und Abends vor dem Schlafengehen, gut durchgekämmt werden (jedoch nicht gar zu lange), erst mit einem weiten und dann mit einem engen Kamme, der jedoch nicht zu stark auf die Kopfhaut aufgedrückt werden darf; sodann bürste man das Haar noch mit einer nicht zu scharfen Bürste. – Da die Natur will, daß das Haar mit einer fettigen Substanz überzogen sei, und deshalb Hauttalg absondernde, säckchenartige Apparate neben den Haarsäckchen im Haarboden angebracht hat, so ist das Einfetten, zumal trockener, spröder, struppiger, glanzloser Haare ganz unentbehrlich zur Schönerhaltung derselben. Haaröle (Oliven-, Mandel-, Macassar-, Provenceröl) und Haarsalben aus frischem gereinigtem Fette (Rindsmark) und Oel und einem frisch ausgepreßten Safte (der Aepfel, Orangen etc.) sind den Pomaten (besonders denen in Parfümeriehandlungen, die durch längeres Stehen ranzig gewordenes Fett enthalten) vorzuziehen; auffallender Wohlgeruch bleibe aber ja fern vom Haupthaare. Blondes Haar kann das Einölen weit leichter entbehren als schwarzes, ja nicht selten wird ersteres durch die Pomate in seiner Farbe verdorben und bekommt häßliche dunklere und hellere Streifen. – Schädlich ist dem Haare ebenso große Hitze wie Kälte und Nässe, festes Binden und Wickeln, allzu häufiges Verschneiden, Einstreichen scharfer Substanzen (in Pomaten), übertriebenes Einölen. Nasse und schwitzende Haare müssen stets gut abgetrocknet werden, zumal wenn man sie gleich nachher den Sonnenstrahlen aussetzen will. Bei starkem Ausgehen der Haare muß der Arzt zu Rathe gezogen werden, weil der Grund dazu ein sehr verschiedenartiger sein kann und also auch verschieden zu behandeln ist. – Da Art und Weise das Haar zu tragen großen Einfluß auf die Schönheit des Gesichts, besonders der Stirn (s. unten), ausübt, so würde ich jungen Damen rathen, sich nicht blos nach der Mode, sondern auch nach dem Rathe von Leuten mit Geschmack oder Kunstsinn zu frisiren. Alle haarwuchsfördernde Geheimmittel sind stets, oft sogar gefährliche Charlatanerieen.

Die Pflege der Gesichts-Haut hat die Aufgabe, der der Luft und dem Sonnenlichte ausgesetzten Haut Festigkeit, gleichzeitig aber auch Geschmeidigkeit, Weiche und Reinheit zu verschaffen. Zuvörderst wasche man sie nicht zu oft (nicht mehrmals des Tages) und schütze sie stets gegen große Hitze (Feuer, Sonnenstrahlen) und Kälte (besonders kalten Wind); auch lasse man Schweiß und überhaupt Nasses nicht darauf eintrocknen, sondern trockne sie gehörig ab, zumal vor dem in’s Freie Gehen; man reize dieselbe nicht widernatürlich durch Kratzen mit den Fingern und starkes Reiben beim Waschen (mit wollenen Lappen), durch reizende Seife, spirituöse Wässer, sehr kaltes, hartes Brunnenwasser; die dem Rauche ausgesetzte Haut wische man sofort mit einem leinenen Tuche ab. Ueberhaupt besteht eine Vorsicht, die der Haut sehr wohl thut, darin, sich vor dem Waschen das Gesicht mit einem reinen Handtuche oder mit Seidenpapier trocken abzuwischen. Bei sehr zarter, reizbarer Haut streiche man vor Schlafengehen, nachdem die Haut erst abgewischt und dann sanft mit schleimigem (Gurken-) Wasser gewaschen, ist, eine fette Substanz (Glycerin, Cold-cream, frischen ausgelassenen Rindstalg, Sahne) auf und reibe dieselbe dann des Morgens mit einem feinen Leinentuche sanft ab, ohne aber nachher zu waschen. Ebenso reibe man, wenn sich viel Staub, Rauch und Schweiß auf die Haut gelegt hat, das Gesicht vor dem Waschen mit lauem Wasser erst mit einer öligen Feuchtigkeit oder mit Eidotter sanft ab. Das Waschwasser darf nie eisigkalt, aber auch nie heiß, sondern von mäßiger Kühle sein, nicht aus Brunnen- oder Quell-, sondern aus Fluß-, Regen-, destillirtem oder ausgekochtem Brunnen-Wasser bestehen; einige Tropfen Benzoetinctur (geben ihm einen angenehmen Geruch. Von Seifen dürfen höchstens nur ganz milde, fettreiche und frisch bereitete in Gebrauch gezogen werden, jedoch ist’s besser ganz davon abzusehen. – Wie Mitesser und Blüthen wegzuschaffen sind, wurde früher (s. Gartenl. 1866, Nr. 14) gelehrt; gegen Sommersprossen giebt es kein Mittel, alle dagegen empfohlenen Geheimmittel sind, nicht selten gefährliche, Charlatanerien; man muß ihr Entstehen zu verhüten suchen (s. Gartenl. 1866, Nr. 14).

Falten und Runzeln in der Gesichtshaut noch junger Personen entstehen gar nicht selten blos durch üble Angewöhnungen im Mienenspiel (beim häufigen Lachen, Sprechen, Blinzeln, Horchen, Nachdenken, Essen, Gemüthsbewegungen) oder durch Herumgreifen mit der Hand im Gesichte, Aufstützen des Gesichts, Bekleidungsstücke (Hut- und Haubenbänder). – Die neunzigjährige Ninon de Lenclos will bis zum Tode ihren Teint frisch und ihre Haut zart, schwellend, jugendlich, durch kaltes Wasser und Abreibungen mit Flanell erhalten haben.

Die Stirn, welche von Lavater als das Thor der Seele und der Tempel der Schamhaftigkeit bezeichnet wurde, verdient unter allen Theilen des Gesichts eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Vorzugsweise sind es die Haare, von deren regelmäßiger oder unregelmäßiger Umgrenzung die Schönheit der Stirn abhängig ist. Deshalb muß bei der Anordnung der Haare am Vorderkopfe darauf Rücksicht genommen werden, ob die Stirn niedrig oder hoch, schmal oder breit ist. Wer ein langes Gesicht hat, dem steht eine von Haaren sehr frei gelassene Stirn schlecht, ein kurzes Gesicht verlangt eine möglichst freie Stirn; eine sehr niedrige Stirn giebt dem Gesichte stets ein garstiges Ansehen. Daß die Stirnhaut einer richtigen Pflege (wie vorher die Gesichtshaut) bedarf, versteht sich wohl von selbst.

Die Augen, deren Pflege früher ausführlich angegeben wurde (s. Gartenl. 1866, Nr. 14) und deren Leiden sofort einem tüchtigen Augenarzte übergeben werden müssen, können in den Herzen der Männer viel Unglück anrichten, zumal wenn sich ihr Blick, ohne allzu schüchtern niedergeschlagen oder schmachtend zu sein, offen, ausdrucksvoll und sinnig zeigt. Das Auge darf, um schön zu sein, uns weder anglotzen noch anblinzeln, wohl aber mit einer geringen Seitenwendung des Kopfes ansehen. – Reinhalten des Auges, zumal von der Augenbutter im innern Augenwinkel, ist ein Haupterforderniß nicht blos für die Schönheit, sondern auch für das Wohl desselben, es muß auch Abends vor dem Schlafengehen, nicht blos früh geschehen; Thränen müssen stets sofort sanft ausgewischt werden, und so muß auch das Auge, wenn es dem Tabaksrauch oder Staub ausgesetzt war, sobald als nur möglich ausgewaschen werden, aber niemals mit allzu kaltem Wasser und stets mit weicher Leinwand. – Die Augenwimpern, welche man von jeher als unumgänglich nöthig zur vollkommenen Schönheit der Augen ansieht, müssen sorgfältig und sanft von der etwa am Rande der Augenlider anhaftenden wachsartigen Masse oder den Schüppchen gereinigt werden. Durch zeitweiliges Abschneiden ihrer Spitzen und Einölen läßt sich ihr Wachsthum unterstützen. – Die Augenbrauen, welche nicht zu dicht bei einander und nicht zu stark und lang sein dürfen, wenn sie der Schönheit des Gesichtes nicht schaden sollen (in diesen Fällen also abzuschneiden oder auszuziehen sind), müssen in ähnlicher Weise wie das Haupthaar gepflegt und, besonders wenn man geschwitzt hat, ordentlich gewaschen, sowie gebürstet werden (aber nicht gegen ihre Richtung).

Die Ohren, welche vor allen Dingen nicht durch die höchst abgeschmackte, von den Wilden stammende Mode des Tragens von Ohrgehängen verunstaltet werden sollten, verlangen, auch in ihrem Innern (Gehörgange mit Ohrenschmalz), die äußerste Reinlichkeit und Sauberkeit. Der Gehörgang ist durch Ohrlöffel und angefeuchtete Watte, die man mit einem Zängelchen faßt, zu reinigen. Besondere Beachtung verdient die Rinne hinter dem Ohre, da wo dieses am Kopfe anliegt; hier bilden sich gern nässende Ausschläge, die durch Bestreichen mit frischem ausgelassenen Rindstalg zu heben sind.

Die Nase, gewissermaßen der Ausläufer des Gehirns, ist es, durch welche der Charakter des menschlichen Antlitzes am entschiedensten bezeichnet wird; kein Thier hat eine eigentliche Nase. Nichts entstellt daher auch das menschliche Gesicht mehr, als Verlust, grobe Verunstaltungen und auffallende Veränderungen der

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_359.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)