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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

Ein Candidatenexamen beim Fürsten Leopold von Dessau.
Einzig autorisirte Nachbildung des Oelgemäldes von Theobald v. Oer.

Er sich Schlag acht Uhr Morgens, Punctum!“ Und damit ging er weiter. –

Als der Candidat nach einer durchwanderten Nacht beim Castellan von Oranienbaum sein kleines Felleisen ausgekramt, schnell seinen Anzug ein wenig geordnet hatte, dann in das Cabinet des Fürsten trat und diesen schon vollständig angekleidet, zu seinen Füßen den großen knurrenden Jagdhund, im Arm den gefürchteten Stock, mit dem auf ihn gerichteten unheimlich durchdringenden Blicke sich gegenübersitzen sah, da überkam ihn doch ein Gefühl zitternder Beklommenheit, als ob er in die Höhle des Tigers sich gewagt hätte. Das Gefährliche seines Unternehmens ward ihm klar. Kein Abstand konnte größer sein, als der zwischen ihm und dem allgewaltigen Manne, vor dem er stand.

„Ich habe Ihn erwartet,“ sagte der Fürst, „Er ist pünktlich und das ist schon gut; hätte Ihm auch das Gegentheil nicht rathen wollen. Nun zeig’ Er gleich, was Er gelernt hat. Ich sehe, Er hat da Papier, Zeugnisse, Empfehlungen und anderes Geschmier in der Tasche, das behalt’ Er für sich, ich kann’s nicht brauchen. Was Er sonst ist und gewesen ist, geht mich nichts an, ich will nur einen richtigen und ganzen Kerl für meine Soldaten haben. Denn so lange es Frieden giebt, sind die Canaillen des Teufels und durch alle Zucht und Strafe nicht zur Raison zu bringen; da

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 621. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_621.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)