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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

Von schakalähnlicher Art und Größe, in Farbe gewöhnlich ockergelb, fuchsroth oder in’s Rothbraune spielend, mit schwarzer Schnauze und eben solchen aufrecht stehenden spitzen Ohren – obgleich auch ganz schwarze Exemplare mit gelben Extremitäten, sowie andere Abweichungen vorkommen – sind diese Hunde meist struppigen, sehr dürftigen Ansehens, das durch die stets niederhängende, fast zwischen die Beine gezogene Ruthe nicht eben gehoben wird. Dazu ist ihr Blick meist kummervoll und mißtrauisch, als fühlten sie, die zwar Freigeborenen, aber Unterwürfigen, recht wohl, wie sie von ihrer menschlichen Umgebung doch nur als „Unreine“ betrachtet werden. So bieten sie im Ganzen recht eigentlich ein Bild tiefer Gedrücktheit.

Herrenlose Hunde in Constantinopel.
Originalzeichnung von Guido Hammer.

Durchwandert man die Straßen, Plätze und Quais, sowie die öffentlichen Gärten und Kirchhöfe Constantinopels, es sei nun im eigentlichen Stambul oder in den Vorstädten Pera, Galata, Tophana etc., überall wird man den Parias der dortigen Thierwelt, den oben gekennzeichneten herrenlosen Hunden, begegnen. Von den Türken zwar pietätvoll geduldet, aber freilich nichts weniger als verpflegt, sind sie im dürftigsten Zustande, da die ungenügende Nahrung dieser Stättelosen ihnen nur kümmerlich das Leben zu fristen im Stande ist. Dennoch sind die Immerhungernden gegen die Menschen bescheiden und ohne Falsch, wenn man das nicht als eine wunderbare Zudringlichkeit betrachten will, daß sie sich oft mitten im Gewühl der Straßen, selbst in denen des Bazars, ja sogar auf den verkehrsüberfüllten beiden Hafenbrücken, die Stambul mit den gegenüberliegenden Vorstädten verbinden, zusammengekrümmt hinlegen und in all’ solchem Gedränge ruhig schlafen. Dann schreiten Menschen und Pferde, wohlbedächtiglich ausweichend, an ihnen vorüber, oder steigen auch geradezu über die Schlummernden hinweg, eine Erscheinung, die mir oft vorgekommen, ohne daß ich dabei je gesehen, daß die Türken einen dieser im Wege liegenden Hunde geschlagen oder absichtlich nur gestoßen hätten, wie dies wohl übelgelaunte Abendländer thaten. Sonst aber treibt sich dieses vierbeinige zigeunerhafte Proletariat gern bandenweise vor den offenen Verkaufsständen der Wildhändler, Fleischer, Bäcker und Garköche umher und lungert hier mit gespannten

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verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_141.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2017)