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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

Sabbathanfang.
Nach dem Oelgemälde von Moritz Oppenheim.

des Abends an vierundzwanzig Stunden hindurch nicht verrichtet werden darf, ist im Hause der Reichsten wie der Aermsten das weibliche Personal mit der Beendigung einer gewöhnlich schon am Donnerstag begonnenen gründlichen Säuberung – der Sonnabendsarbeit der christlichen Häuser – beschäftigt. Namentlich muß an diesem Tage in besonderm Glanze blitzen, was blank im Hause ist, vor Allem die bereits mit frischen Kerzen besteckten Leuchter, mögen sie nur von Blech oder Messing oder von schwerem Silber sein.

Schon am frühen Morgen ist die Hausfrau auf den Markt oder zum Fischer gegangen, um heute selber die Hechte oder Karpfen auszusuchen, die am Freitagabend zu den Lieblingsgerichten der Juden gehören. In der Küche geht es dann schleunig an die Bereitung der aus feinem Weizenmehl bestehenden, geflochtenen und mit Mohn bestreuten Weißbrode (Berches oder Barches genannt), über welche beim Beginne der verschiedenen Festmahlzeiten der Segen, d. h. ein Dankgebet für die Erschaffung der Feldfrüchte gesprochen wird. Da während des Sabbaths, der mosaischen Vorschrift zufolge, im Hause kein Feuer angezündet und also auch nicht gekocht wird, muß heute auch schon für den morgenden Mittagstisch gesorgt werden; es wird die wohlgemästete Gans in den Bratofen geschoben, es werden jene eigenthümlichen Mehlspeisen

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verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_316.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)