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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

Afrika lebte und unter Denjenigen, welche über diese Gegenden geschrieben haben, einer der Wenigen ist, welche das hohe Alter des Tabakgebrauchs daselbst nicht in Abrede stellen. Nach ihm haben die Pfeifen der Basuto überall dieselbe Form: sie bestehen aus einem Kopfe von weichem Steine, welcher vermittelst eines Bambusrohres mit einem Antilopenhorne in Verbindung steht, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist und an dessen weiter Mündung beim Rauchen die Lippen angelegt werden. Dagegen pflegt das Volk der Hakuïn oder Hügel-Dammara, wie mehrere andere in Afrika, auf ähnliche Weise zu rauchen, wie ältere und neuere Reisende es bei manchen Völkern Amerikas und Nordasiens sahen. C. J. Anderson schreibt darüber: „Die Art, wie die Hakuïn rauchen, ist wesentlich verschieden von der Rauchweise der Hindu, Moslem und Christen, denn anstatt den Rauch einfach einzuathmen und dann durch Mund und Nase denselben auszustoßen, verschlucken sie ihn. Der Hergang ist zu eigenthümlich, um übergangen zu werden: eine geringe Menge Wasser wird in ein großes Horn, meist das des Kudu (einer Art Antilope), von 3–4 Fuß Länge gegossen, eine kurze Thonpfeife mit Tabak oder Dacka (Hanf) gefüllt und unfern der Spitze des Hornes in eine Oeffnung, welche die Verbindung mit dem Inneren des Hornes herstellt, eingesetzt. Ist dies geschehen, so bilden die Anwesenden einen Kreis und erwarten unter tiefem Schweigen, offenen Mundes und mit freudestrahlenden Augen, bis an sie die Reihe kommt. Der Angesehenste unter ihnen hat gewöhnlich die Ehre den ersten Zug daraus zu thun. Von dem Augenblicke an, da seine Lippen die Mündung des Hornes berühren, scheint er alles Bewußtsein zu verlieren und gänzlich von dem Genuß überwältigt zu sein. Da wenig oder kein Rauch seinem Munde entweicht, so ist die Wirkung bald zu sehen: seine Gesichtsmuskeln ziehen sich zusammen, sein Auge verliert den Glanz und den Ausdruck, sein Mund bedeckt sich mit Schaum, sein ganzer Leib zuckt und nach wenigen Secunden liegt er zu Boden. Man gießt etwas Wasser auf seinen Leib – nicht selten thut es Freundes Mund – und zieht ihn gewaltsam am Haare oder klopft seinen Kopf kräftig mit der Hand. Diese für ihn etwas unangenehme Behandlung hat meist in wenigen Minuten den gewünschten Erfolg, doch sind Fälle bekannt, in welchen der Ueberladung des Körpers mit diesem giftigen Rauche auf der Stelle der Tod folgte.“

Fig. 6, 7 und 8. Grabhügelpfeife vom Sciatoflusse in Ohio.     Fig. 9. Virginische Grabthonpfeife.     Fig. 10. Florida Grabthonpfeife.

Der Bergbewohner Hindostans, welcher es zu lästig findet, die Nargili auf seinen unwegsamen Pfaden mit sich zu schleppen, gräbt ein Loch in den feuchten Lehmboden, welches als Pfeifenkopf dient und zu welchem unter der Erde ein Gang führt, in welchen das Rohr, wodurch er den Rauch zieht, eingesetzt wird. Eine ähnliche Art zu rauchen wird von den Kirgisen berichtet, welche zuweilen an einem zum Liegen bequemen Orte ein Loch in die feuchte Erde graben und dasselbe mit Tabak füllen, worauf die ganze Gesellschaft ihre Rohre durch die Erde in dieses mit Tabak gefüllte Loch einführt und auf dem Bauche liegend den Rauch einathmet. Eine Eigenthümlichkeit und zugleich ein Beweis der Beständigkeit der Gewohnheiten ist der Umstand, daß die Wasserpfeife – so viel mir bekannt – weder an der Westseite Mittelafrikas noch in Amerika gebraucht wird.

Die celtische Pfeife, die kleine Thon- und Gypspfeife, mit ihrem Stiele aus einem Stücke bestehend, ist die Nationalpfeife der Franzosen, Holländer, Briten, Iren und Schotten, doch findet sie sich auch in Schweden, unter den Zigeunern Ungarns, in Amerika (ehedem bei den Irokesen, Caraiben) und in Westafrika bei den Ashanti, in Senegambien, auf der Gold- und Elfenbeinküste. Ihr Alter ist ein sehr hohes, denn man sieht sie in dem schottischen Hochlande auf einem Stein, in dem Munde eines Hundes, abgebildet, auf welchem die Jahreszahl 1510 steht – man fand sie in dem Gemäuer der Kirkshallabtei, welche lange vor 1492 errichtet ward, so wie in vielen anderen sehr alten Gebäuden Britanniens und Irlands – ferner zwischen den Kinnladen eines Menschenschädels zu Bannoktown in letzterem Lande, bei dem Aufräumen der Ruinen des Heidelberger Schlosses, in sogenannten Hünengräbern im Osnabrück’schen, sowie unter Ueberresten, welche unzweifelhaft aus der Römerzeit stammten. Meist haben diese alten Pfeifen einen Kopf mit sehr kleiner Höhlung, so daß sich die Vermuthung aufdrängt, es sei damals Sitte gewesen, den Rauch zu verschlucken. Zahllose Pfeifen dieser Art findet man in England und Schottland, zumal aber in Irland, bei dem Pflügen, unter Schutt etc., welche Fairy-, Clurican-, Elfen- und Danepipes genannt werden und nach dem Glauben des Volkes aus uralter Zeit stammen. – Zu dieser Art Pfeifen kann man auch die Gansa der Mongolen und Chinesen stellen, welche einen kleinen Kopf enthält und aus einem Stücke (Messing, Kupfer, Eisen) verfertigt ist – so wie die Thonpfeife der westlichen Araber.

An diese Classe schließt sich eine andere: die sechste, welche in mehreren Formen den Stämmen Nordamerikas eigen war und gegenwärtig noch ist; doch unterscheiden sich die alten, meist steinernen Pfeifen dieser Classe, welche man in großer Anzahl in der sogenannten „Moundcity“ am Sciatoflusse, County Roß, Ohio, sowie in anderen Grabhügeln Nordamerikas gefunden hat, dadurch, daß sie ein sehr kleines Loch zur Aufnahme des Tabaks haben. Ob dieselben ohne Rohr gebraucht wurden, läßt sich nicht entscheiden, da dieselben möglicherweise aus brennbaren Stoffen bestanden und deshalb durch das Feuer zerstört werden mußten. Drei dieser Pfeifen stellen Fig. 6, 7 (Tukan, welcher die tropischen Gegenden Amerikas nicht überschreitet), 8 dar, welche nach den Abbildungen von Squier und Davis gezeichnet sind. Fig. 9 zeigt eine Thonpfeife mit mittelamerikanischem Muster, welche in einem virginischen Grabhügel gefunden wurde, Fig. 10 eine von einem solchen in Florida.




Erinnerungen aus dem letzten deutschen Kriege.
Nr. 8. Marizko die Slovakin.


Am 15. Juli des vorigen Jahres hatte die siebente preußische Division (Magdeburger) unter dem Befehle des Generallieutenant von Franseky die Hauptstadt Mährens, das lustige Brünn, verlassen, um vorerst die Thaya-Linie und den Eisenbahnknoten Lundenburg zu besetzen, demnächst aber auf Preßburg zu marschiren, die Verbindung des Benedek’schen Corps mit Wien zu verhindern und eine Basis für die eigenen Operationen jenseits der Donau, namentlich gegen die feindliche Hauptstadt zu gewinnen.

Südlich von Lundenburg längs der Eisenbahn, bei einer wahrhaft tropischen Hitze, staubbedeckt, in langen Colonnen zogen die sonnenverbrannten Bataillone und Schwadronen dahin, unaufhaltsam der ungarischen Grenze zu. Mehr und mehr zurück trat schon der feenhaft schöne Felskegel bei Nikolsburg zur Rechten des Wegs, während links wie ein Traumgebilde, in langen, kaum sichtbaren Curven aus dem blauen Aether heraus bereits die Umrisse der kleinen Karpathen hervorschauten. Und war es denn






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verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 521. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_521.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)