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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

Ausläufer des Teiches folgend, um dem Spreeufer zuzugehen, über dem sich, den Garten abschließend, eine zierliche Veranda erhebt. Noch einmal blicken wir von hier aus auf all’ diese Herrlichkeit zurück, welche – eigenthümlich genug – auf der ehemaligen „Terre maudite“ erstanden und ihren Spottnamen „terre de Moab“ Lügen straft.

An dem Wohnhause wieder angelangt, bemerken wir eine geräumige, reich bevölkerte Volière, deren bunt befiederte Bewohner einen heitern Anblick darbieten. Noch durchstreifen wir flüchtig den großen Obst- und Gemüsegarten, um dann vom Eingang zu dem Eisenwerke aus uns dem Zuge der Wagen anzuschließen, welche das Rohmaterial in die Locomotivenfabrik nach Berlin führen.




Die Musik der Vögel.


Gar oft muß man es hören, so auch in dem interessanten Artikel über die Vogelsprache im letzten Jahrgang der Gartenlaube, daß andere Welttheile im Vergleich mit Europa ebenso arm an Singvögeln wie an wohlriechenden Blumen seien. In dieser Beziehung eine kleine Berichtigung zu geben und speciell die australischen Singvögel zu Ehren kommen zu lassen, ist der Zweck dieser Zeilen.

Das süße Gezwitscher unserer heimathlichen gefiederten Sänger wird man allerdings – abgesehen von den in den letzten Jahren erfolgreichen Bemühungen der Acclimatisations-Gesellschaft, welche mit besonderer Liebe die Einführung europäischer Singvögel pflegt – bei den Antipoden vermissen müssen, aber man glaube deshalb nicht, daß die mitunter so prächtige tropische und subtropische Natur des Reizes von Vogelstimmen entbehrt. Vielmehr werden dort mitunter die großartigsten Concerte von gefiederten Sängern aufgeführt, denen der Reisende mit Entzücken lauscht, und es dringen Töne, klangvolle und glockenreine Töne an sein Ohr, deren vollen Eindruck zu erhalten er mit angehaltenem Athem stille steht.

Während hingebende und unermüdliche Beobachter das allerdings liebliche Gezwitscher unserer Singvögel nur durch Silbenlaute in die Sprache übersetzen können, die, so treu und wahr sie auch sein mögen, dennoch der Natur der Sache nach nur das unvollkommenste Bild liefern, kann man, allerdings blos wenn mit den nöthigen musikalischen Kenntnissen ausgerüstet, die Melodieen der lustigen Sänger Australiens, ohne seine Phantasie spielen zu lassen, wirklich bis zum feinsten Unterschied der Töne und mit der genauesten Wiedergabe der rhythmischen Bewegung in unser Notensystem bringen.

Ich bin leider kein Zoologe, und es haben mir damals alle Mittel gefehlt, die australische Vogelwelt anders, als das Volk der Colonisten sie kennt, kennen zu lernen; ich habe auch die edlen Sänger, deren Melodieen mein Herz erfreuten und deren Noten ich in mein Journal verzeichnete, nicht immer, ja nur selten selbst sehen können. Sicher aber ist, daß alle die Vögel, die ich vorzugsweise als Sänger bezeichnen muß, die jedoch, wie man sehen wird, je nach der Localität verschiedene Melodieen haben können, soweit mir bekannt, mit einer einzigen Ausnahme, einem Vogel, den die Colonisten soldier (Soldat) oder auch leather-head (Lederkopf, von seinem kahlen Schädel) nennen, zu der Gattung der krähenartigen Vögel gehören.

In manchen Fällen machte mir die Aufzeichnung nicht wenig Mühe, und es war eine mehrmalige Wiederholung der Melodie nothwendig, um sie festzuhalten. In anderen Fällen konnte ich leider, auf Reisen begriffen, die kostbare Zeit nicht opfern, um eine Wiederholung abzuwarten, und die Melodie war für mich, den augenblicklichen Genuß abgerechnet, verloren. Dennoch habe ich eine Anzahl derselben sammeln können und bezeichne sie hier nach der Localität, wo ich sie hörte.

Nr. 1. Mc Intyre River. Darling Downs. Ziemlich häufig.

Nr. 2. Notirt bei Dangar’s Station Yellowroy. Darling Downs.

Diese hübsche Melodie ist sehr verbreitet. Ich habe sie bestimmt in verschiedenen Theilen von Queensland und Neusüdwales gehört.

Nr. 3. Hastings River, Neusüdwales.

Dieser Gesang zeichnet sich außer der Lieblichkeit und Zartheit der Melodie durch seinen strengen Rhythmus aus, sowie durch das besondere Marcato einzelner Noten, das seinen Grund in der dabei gebrauchten In- oder Exspiration hat. (Die In- und Exspiration ist durch die Anfangsbuchstaben bezeichnet.)

Nr. 4. Tenterfield, Neu-England, in Neusüdwales.

Die folgenden Melodien wurden theils in Warwick, Darling Downs, theils in der Nähe von Ipswich, Queensland, aufgezeichnet. Ich habe einige davon ebenfalls in weiterer Verbreitung gehört, ohne mich gerade der Localitäten erinnern zu können.

Die Wiederholung verschieden oft, diese die gewöhnliche.

Nr. 10.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 558. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_558.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)