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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

Bilder aus dem Londoner Verkehrsleben.
Nr. 5. Das Unterrocks-Gäßchen.


„Je mehr Bevölkerung, desto weniger Uebervölkerung,“ hat neulich ein volkswirthschaftlicher Schriftsteller ausgerufen. Dies klingt unsinnig genug, aber es ist nichts destoweniger eine alte Wahrheit, die erst jetzt nach und nach begriffen wird. Wir wollen sie hier nicht wissenschaftlich erklären, aber durch ein Bild einigermaßen anschaulich machen.

Der Sonntagsmarkt im Londoner Unterrocks-Gäßchen.

Auf den tausendmeiligen Wüsten und Prairien Nordamerikas, durch welche eben jetzt die riesigste aller Eisenbahnen zur Verbindung des atlantischen und großen Oceans gebaut wird, springen gleichsam über Nacht ganze Städte empor und ernähren mit jedem Tage eine fast um hundert Procent steigende Bevölkerung auf Stellen, wo vorher kein einziger Mensch nur vierundzwanzig Stunden zu leben im Stande war, und die dünn verstreuten Indianerstämme – noch lange nicht ein Mensch auf eine Quadratmeile – führen einen mörderischen Krieg gegen die eindringende Civilisation, weil sie nun auf ihren Tausenden von Quadratmeilen nicht mehr Lebensmittel genug erjagen zu können fürchten. Die paar Tausende von Indianern werden denn auch mit der Zeit elendiglich verhungern, um auf ihren ungeheuren Jagdgründen Millionen von Menschen und einem blühenden Wohlstande derselben Platz zu machen. Je Einer auf einer Quadratmeile verhungert oder lebt kaum wie das armseligste Raubthier, je Tausend oder Zehntausend oder noch mehr Menschen auf derselben Quadratmeile nähren sich desto besser und leben um so

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verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 661. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_661.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)