Seite:Die Gartenlaube (1868) 357.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

zwölfhundert Mann stark aufgestellt waren, liefen die Salpeterer unter seiner Leitung schon bei der ersten Salve davon. Die Anführer wurden nach Ungarn verwiesen, der Müller von Haselbach gar auf die Festung Belgrad gesetzt; jedoch ging nach all’ dem langen Hader endlich auch der Tag der Versöhnung auf, indem die Abtei für achtundfünfzigtausend Gulden alle Ansprüche auf Leibeigenschaft der Hauensteiner aufgab (1738).

Nun der geistlichen Herren ledig, fingen aber die Wälder sofort auch mit den weltlichen einen Unfrieden an. Unter Berufung auf den alten Grafen Hans ließen sie zwanzig Gesandte nach Wien gehen, die den Kaiser überzeugen sollten, daß sie nicht österreichisch, sondern des Reiches seien. Zugleich zogen hundertundelf schneeweiße Jungfrauen wallfahrend nach Maria Einsiedeln, um auch die Mutter Gottes um Schutz für die gute Sache zu bitten. Die Gesandtschaft fand zwar zu Wien kein Gehör, trug aber doch der Volksversammlung im Hauenstein vor, sie habe ihren Zweck erreicht. Sofort wieder Unordnung und Aufruhr, kaiserliche Commission zur Untersuchung der Beschwerden, Zwist mit dieser und endlich ein Treffen bei Etzwyl, wo fünfhundert Grenadiere die Salpeterer abermals auseinander stäubten, wie früher bei Doggern. Sechs der Hauptleute wurden damals zu Albbruck an den Galgen gehängt und die jungen Burschen unter die Miliz gesteckt (1739).

Kirchgang der Hotzen.
Nach der Natur aufgenommen von Theodor Pixis.

All’ dies blieb aber ohne Eindruck, die Salpeterer wollten ihre Verfassung, wie sie Graf Hans gegeben hatte und nicht anders. Sie fingen bald wieder an keine Steuern zu zahlen und nächtliche Versammlungen zu halten. Einmal stürmten sie auch die Stadt Waldshut und nahmen die Waffen wieder, die man ihnen vorher abgenommen hatte. Darauf stifteten sie einen großen Aufruhr an, bis wieder Kriegsvolk in’s Land kam, die Anführer gefangen nahm und nach Ungarn versandte.

So ging es in mehrfachen Wiederholungen fort bis zum Jahre 1755, wo nach dem letzten Aufstand Maria Theresia über hundert Salpeterer jegliches Geschlechts und Alters nach Siebenbürgen abführen ließ. Dort leben vielleicht ihre Enkel noch, sie selbst aber sind längst verschollen.

Diese Geschichten könnten uns in die Zeiten Wilhelm Tell’s versetzen. Aber für die Hauensteiner war’s zu spät. In den Tagen Maria Theresia’s war Vieles nicht mehr möglich, was zu Zeiten Ludwig des Bayern ganz leicht gegangen wäre. Abgesehen von der Ungunst des Ortes hatten die Hauensteiner für ihre Bestrebungen auch ein ganz unrechtes Jahrhundert gewählt, und so sind ihnen denn ihre besten Wünsche nie hinausgegangen.

Von da an herrschte Ruhe in jenen Wäldern. Nur an langen Winterabenden erzählten die Hauensteiner noch vom alten Grafen Hans und seinen Privilegien, von ihren Nationalhelden

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_357.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)