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verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

meine Illustrationen sind photographisch direct der Natur entnommen. Es wird kaum nöthig sein, Ihnen als Fachmann zu bemerken, wie schwer, ganz abgesehen von den außerordentlichen Kosten, es ist, den Apparat in solchen Fällen an Ort und Stelle zu schaffen und namentlich die Schwarzen zu veranlassen, auch nur für einen Moment stille zu halten. Eine gelungene Probe davon liefert Ihnen die beigehende Photographie, welche meine Wenigkeit inmitten eines Theiles meines Gefolges darstellt. Die australischen Wilden dieses Bildes gehören zwei verschiedenen Stämmen an, von welchen der eine dem Gebrauch huldigt, den Oberkörper mit einer besondern weißen Farbe, die aus einer fetten Erdart zu bestehen scheint, zu bemalen, während der andere, mehr kriegerischer Natur, sich in seinen eigenthümlichen Waffen übt.

Dr. Berini mit seinem Gefolge im Busch.
Nach einer Photographie

Der mit dem Speer Bewaffnete ist eine Art Häuptling, der neben ihm Stehende ein verwundeter Krieger. Der Korbträger auf dem Bilde ist von mir und meiner Frau nur als der ‚Uebergang‘ bezeichnet, denn denkt man sich ihn zwischen einen ausgewachsenen Chimpanse und den eigentlichen homo sapiens und zieht des Schwarzen eigenthümliche Bewegungen, seine Art und Weise des Sitzens und des Gehens, hauptsächlich aber die affenähnliche Manier, seine Nahrung zum Munde zu führen, in Betracht, so ist in der That die ‚Transition‘ fertig. Der Korb selbst, zur Aufnahme von Nahrungsmitteln (nur Wurzeln und rohes Fleisch) bestimmt, ist äußerst künstlich aus einer gewissen Pflanzenfaser geflochten. Als zweites Curiosum darf ich nicht vergessen, hier einzuschalten, daß der Schwarze, welchem ich auf dem Bilde die Hand auf die Schulter lege, genau das Gewicht (selbstverständlich das physische) eines Jahrganges der Gartenlaube kennt, da er oft beauftragt ist, mir solche auf nicht zu entfernte Stationen, um die Monotonie des Busches einigermaßen zu heben, nachzutragen, und kann mit seinen Collegen kaum begreifen, was für einen Affen ich an den dicken Büchern gefressen! – Wie werden aber die Kerls, beziehungsweise ihre Fratzen grinsen, wenn sie ihr wohlgetroffenes Ebenbild selbst in der Folge darin sehen! Es ist, lieber Herr Keil, ein nicht ganz unbeachtenswerthes, im Gegentheil, ich möchte sagen, erhebendes Factum: die Gartenlaube inmitten des australischen Busches und Urwaldes beim Lagerfeuer der Eingeborenen! Weiteres der Zukunft, d. h. meinem Nächsten aufbewahrend, erlaube ich mir noch schließlich anzuführen, daß ich bis jetzt in Bezug auf meine Erfahrungen im Auslande noch nichts in deutsche Blätter schrieb, die Gartenlaube also das erste Blatt ist, dem ich jene übergebe. Unter Bezeigung vorzüglicher Hochachtung grüße ich Sie innig, hinüber über’s weite Meer,

Ihr Ergebener Dr. Berini.“ 

Soweit unser trefflicher Gewährsmann und Freund der Gartenlaube auf der andern Seite unserer Erdkugel. Da wir seinen gegenwärtigen Aufenthalt nicht kennen, so bringen wir ihm auf diesem Wege unsern Dank und Gruß und bitten ihn, die oben versprochenen Mittheilungen recht bald an uns gelangen zu lassen.

D. Red. 


Noch einmal Langensalza.
Erinnerungen von Kurt Greß.

Am siebenundzwanzigsten Juni vorvorigen Jahres – das weiß Jedermann und besonders jeder aufmerksam Leser dieses Blattes – war die verhängnißvolle Schlacht bei Langensalza geschlagen worden. Hunderte tapferer Soldaten lagen, dem Moloch der militärischen Ehre geopfert, entweder todt an den Ufern der Unstrut. die von dem geflossenen Blute geröthet war, oder dort in dem großen Grabe auf dem Dorfkirchhofe zu Merxleben, oder wo man sie sonst zur letzten Ruhe gebetet hatte, oder auf dem Schmerzenslager,

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verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 700. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_700.jpg&oldid=- (Version vom 4.11.2021)