Seite:Die Gartenlaube (1869) 592.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)

wird, wenn sie nur ihr Kopfgeld oder ihre Schiffsfracht gut bezahlt bekommen. Kaum haben wir hier in Deutschland den Versuch abgewehrt, deutsche Familien nach Chili in das von wilden Araucanern bedrohte Terrain zu senden, so bildet sich jetzt wieder in Peru eine Gesellschaft, um Deutsche hinüberzubekommen, die ihnen das Land der fast noch wilderen Chunchos-Indianer erobern sollen – die sie wenigstens in deren Gebiet hineindrängen wollen, wo sie den größten Gefahren für ihr Leben und Eigenthum ausgesetzt sind.

Es liegen mir zwei Briefe von mit den Verhältnissen dort vollkommen vertrauten Männern vor, und ich wünsche, die deutschen Regierungen sowohl als alle Vereine, die sich für den Schutz deutscher Auswanderer interessiren, auf das Nachfolgende dringend aufmerksam zu machen. Der eine Brief lautet:

„Der Colonisations-Contract mit Martin und Scotland (wie die beiden Ehrenmänner heißen) ist von der Regierung in Lima mit geringen Modificationen erneuert worden, doch sollen die Colonisten jetzt nicht mehr nach dem Pezuzo, sondern nach dem Chanchamayo geschafft werden, wo sie, statt friedlich ihr Land bebauen zu können, den Angriffen der wilden Chunchos ausgesetzt sind. Bei einer kürzlich dahin gemachten Expedition sind die Truppen fortwährend den Angriffen der Wilden ausgesetzt gewesen, und jetzt sollen die deutschen Colonisten, wie auch in Chile, sich den Angriffen der Wilden in erster Linie entgegenstellen.“

Der zweite Brief sagt:

„Die Herren Martin und Scotland haben von der Regierung in Peru einen neuen Vorschuß von sechzigtausend Sols (Dollars) angewiesen erhalten, um eine neue Sendung Auswanderer zu bringen, und haben eine rebaja (Rabatt) von acht Sols bewilligt, die natürlicher Weise wieder aus den Unglücklichen herausgeschunden werden muß. Die nächsten Ankömmlinge sind von der Regierung für die Montana von Chanchamayo bestimmt, wie solches im ‚Peruano‘ veröffentlicht wurde, und wenige Tage später wurde in demselben (officiellen) Blatte ein Bericht des Coronel Pereira publicirt, in welchem dieser Herr stolz darauf ist, mit fünfzig Bewaffneten und einhundertdreißig Peons (Dienern und Begleitern) sowie mehreren Anderen, die sich angeschlossen hatten, fünf Leguas jenseits des Chanchamayo in das Gebiet der bis jetzt ununterworfenen Chunchos eingedrungen zu sein. Nach Vollbringung dieser Heldenthat haben sie sich wieder eilig über den Chanchamayo zurückgezogen, nachdem ihnen verschiedene Leute von den Wilden mit Pfeilen getödtet und mehrere verwundet waren.

Coronel Pereira verlangt eine respectable Truppenmacht, um die Wilden zu unterjochen. Er will dann bis zum Cerro de la Sal vordringen, diesen Punkt befestigen und dadurch alle Stämme, welche von dort ihr Salz holen, zwingen, die peruanische Regierung anzuerkennen. Wahrscheinlich glaubt die Regierung nun mit deutschen Colonisten diesen Zweck billiger zu erreichen und schickt sie deshalb nach der Montana des Chanchamayo.“

Ein Freund von mir, der das Land dort genau kennt, schreibt mir noch außerdem darüber:

„Die Chunchos betrachten seit langer Zeit den Chanchamayo- und den Tulumayo-Fluß (beide Flüsse vereinigen sich in der Nähe des Forts) als die Grenze ihres Gebiets und erlauben Niemandem ungestraft das linke Ufer des Chanchamayo zu betreten, während am rechten Ufer sich schon seit zwanzig Jahren größere Pflanzungen und kleinere Chacaras befanden. Die Regierung will aber die neuen deutschen Colonisten auf dem linken Ufer, also im Gebiet der Chunchos ansiedeln, und diese Wilden sind die schlimmsten Indianer im ganzen Amazonenthal.“

So weit für jetzt – ich habe natürlich um nähere Berichte gebeten und werde Ihnen später noch Weiteres melden oder Andere veranlassen, die mit jener Gegend genau vertraut sind. Wir dürfen aber um Gotteswillen nicht dulden, daß deutsche Familien auf diese niederträchtige Weise von der Heimath fortgelockt werden, um dort elend zu Grunde zu gehn, noch dazu, da sie von der erbärmlichen peruanischen Regierung nie im Leben Schutz oder Hülfe erwarten dürfen.

Die Colonie am Pezuzo, nicht weit von der Schifffahrt des Amazonenstroms entfernt, hat sich bedeutend gehoben, aber die Colonisten leben dort auch vollkommen sicher und in einem gesunden Klima.

Fr. Gerstäcker.




Ein tüchtiges Organ für Volksbildung in Deutschland ist die seit Anfang dieses Jahres von dem wackern und tüchtigen Eduard Sack in Berlin herausgegebene (im Commissionsverlage der Leipziger Vereinsdruckerei erscheinende) Wochenschrift „Der Wegweiser“, auf den wir hier um so nachdrücklicher aufmerksam machen, als sie einem Irrthum entgegen wirkt, der bisher einer freien und gesunden Entwickelung unserer Zustände sehr hinderlich gewesen ist. Der Irrthum besteht in der weit verbreiteten Ansicht, daß sich nur der Lehrerstand und die Eltern und Vormünder unerwachsener Kinder um die Schule und das Schulwesen zu kümmern hätten. Unter der langjährigen Herrschaft des bureaukratischen Willkürstaates, der Alles von Oben her gemacht und geleitet hat, waren solche Ansichten erklärlich. Ein zur Befreiung von unwürdigen Fesseln aufstrebendes Volk aber muß zu der Erkenntniß gelangen, daß die rechte Stellung und Einrichtung der Schule nicht blos in den Kreis der großen politischen Fragen gehört, sondern weitaus die wichtigste dieser Fragen ist. Für die Verbreitung und Befestigung dieser Erkenntniß kämpft der „Wegweiser“ Eduard Sack’s mit Talent und Herzenswärme, mit Sachkenntniß und schärfster Entschiedenheit, indem er die Fragen der Volksbildung und die Bestrebungen ihrer politischen und kirchlichen Feinde vom freien Standpunkte aus beleuchtet. Alle bisher erschienenen Nummern des Blattes zeigen durch anregende Frische des Inhalts, durch mannhaften Ton und Mannigfaltigkeit der Mittheilungen, daß man es hier mit einem wahren Volksblatte zu thun hat, nicht mit einem pädagogischen Journal von der zahmen und doctrinären Sorte. Erfüllen die deutschen Lehrer nur eine Pflicht gegen sich selbst, wenn sie einem so gediegenen Unternehmen alle mögliche Förderung angedeihen lassen, so ist gewissenhaften Eltern dieser „Wegweiser“ zur Belehrung und zu ihrer Erwärmung für die Sache der Schule ihrer Kinder nicht weniger dringend zu empfehlen.




Zur Eröffnung der Jagd - führen wir unseren Lesern einige Proben aus einem Bilderwerke vor, welches bereits die Aufmerksamkeit des Publicums auf sich gelenkt und von dem für die kommenden Wintermonate eine neue Serie erscheinen wird. Letzterer gehören die von uns auf S. 588 und 589 mitgetheilten Randzeichnungen von Simmler an. – Ist auch das Unternehmen, gute Leistungen der bildenden Künste der großen Masse des Volks als Bildungsmittel möglich zu machen, nicht neu, sondern wird bereits von einem Theil der illustrirten Tagespresse mit Erfolg geübt, so verdient doch die Verlagshandlung von Gustav Weise in Stuttgart für diese „Deutschen Bilderbogen für Jung und Alt“ die besondere Anerkennung, daß sie gewissenhaft bemüht ist, nur treffliche deutsche Kunstkräfte dafür heranzuziehen und den Werken derselben eine würdige technische Vervielfältigung zu sichern. Unter den Künstlernamen findet der Leser viele alte bekannte aus der Gartenlaube, so sehen wir geschichtliche Scenen von L. Burger, E. Häberlin, Adolf Schrödter, Darstellungen aus Heimath und Fremde von R. Jordan, C. Scheuren, W. Riefstahl, aus der Märchen- und Sagenwelt von O. Pletsch, E. Offterding, Th. Hosemann, aus dem Kinderleben von C. E. Böttcher, aus der Wald-, Wild- und Waidmannsherrlichkeit von J. Simmler, F. Deiker, aus dem Thierleben überhaupt von F. Specht, A. Beck, Paul Meyerheim, Humoristisches von E. Reinhardt, H. Scherenberg, andere Scenen von G. Hiddemann; viele andere gute Meister mögen es uns verzeihen, daß wir sie nicht alle hier namentlich aufführen können. Sämmtliche Zeichnungen werden von den Künstlern selbst auf Holz übertragen und im Schnitt mit möglichster Treue ausgeführt. Der Zweck des Unternehmens bedingt von selbst einen billigen Preis.




Kleiner Briefkasten

Herrn V. in Berlin. Versuchen Sie es mit Amthor's Tiroler-Führer, welchen wir in Nr. 33 des vorigen Jahrgangs der Gartenlaube unseren Lesern empfohlen haben; derselbe ist soeben in zweiter und, wie der Verfasser besonders betont, „verbesserter und vermehrter“ Auflage erschienen.

H. Gry. in Wien. Ihr Brief mit dem Dankschreiben ist sofort an die Verfasserin der „Gisela“ befördert und dort freundlich aufgenommen worden.




Für die Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute des Plauenschen Grundes

gingen ferner ein:

J. G. W. in München 600 Thlr.; ein Abonnent in Brüssel 5 Thlr.; Ertrag einer Abendunterhaltung der Liedertafel in Kahla 31 Thlr.; gesammelt auf der Petersbaude 6 Thlr.; K. in Wesel 1 Thlr.; R. B. in Köln 1 Thlr.; E. F. in Chemnitz 1 Thlr.; E. S. in Fiume 1 Thlr. 3 Ngr. 5 Pf. (2 Fl. österr. Währ.); die Scherflein der „Kleinen“, gesammelt in der unteren Schule zu Niederscheid bei Dillenburg 1 Thlr. 8 Ngr.; M. Donebauer in B.-Trübau 2 Thlr.; v. Farenheid in Beyruhnen 20 Thlr.; Caroline Hildebrandt in Cassel 3 Thlr.; von den Lehrern und Schülern der Stadtschule zu Gelnhausen 6 Thlr.; C. verw. Mirisch in Bernstadt 3 Thlr.; eine Familie in Prag 5 Thlr. 17 Ngr. (10 Fl. österr. Währ.); J. R. in Gönnheim 16 Ngr. 3 Pf. (1 Fl. österr. Währ.); Aless. Brand u. Comp. in Arona 27 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf. (100 Fres.); H. L–g. Honorar für ein Gedicht 5 Thlr.; Heinr. W. 2 Thlr. 20 Ngr.; eine kleine fröhliche Gesellschaft in Uffenheim durch Gastwirth Crämer 12 Thlr. 26 Ngr. 2 Pf. (22 Fl. 32 Kr. rhein.) aus Wissen 5 Thlr.; Julie Sommer in Gollub 5 Thlr.; E. K. in Crimmitschau 3 Thlr.; J. in Gotha 1 Thlr.; E. Simonis in Rastenburg 2 Thlr.; Ertrag eines Concerts vom Doppel-Quartett zu Coswig in Anhalt 33 Thlr.; A. B. 1 Thlr.; Ertrag einer humoristischen Abendunterhaltung vom Alpenjäger-Quartett in Königsee in Thüringen 14 Thlr. 8 Ngr. 5 Pf.; erste Knabenclasse zu Schweinitz durch Lehrer A. Leopold 2 Thlr.; Hesse in Saarlouis 1 Thlr.; X. in Erfurt 5 Thlr.; Anders-Pawlowsko in Buk 3 Thlr.; Verein Bauhütte in Leipzig, gesammelt beim Sommerfest am 8. August 3 Thlr. 2 Ngr. 5 Pf.; aus Jena 1 Thlr.; ein Buchhandlungsgehülfe in Coblenz 1 Thlr.; Dr. G. S. in Volkach 1 Thlr.; ein langjähriger Abonnent in Hausach (Baden) 1 Thlr.; „Immergrün“ an der Saale 2 Thlr.; H. B. in Altenburg 1 Thlr.; C. B. in Niescy 1 Thlr.; Kf. in Wernigerode 1 Thlr.; A. R. in Rohnen bei Bärenstein 1 Thlr.; Calculator Vollmer in Breslau 2 Thlr.; Emil Groß in Hochhausen 1 Thlr.; eine kleine Mittagsgesellschaft im Café Goppelt in Augsburg 2 Thlr.; Lehrer Teller in Naumburg a. d. S. 1 Thlr.; E. in Berlin 2 Thlr.; Est. Ch. Vlbt. in Kettlebenau 1 Thlr.; gesammelt beim Vogelschießen zu Strelitz, durch den Magistrat 1[?] Thlr.; Grützmacher in Carwitz 5 Thlr.; Fabrikarbeiter zu Hohenofen bei Neustadt a. d. D. 3 Thlr. 2 Ngr., F. St. in Boitzenburg 15 Ngr.; S. in Weyda 1 Thlr.; Dr. A. v. Kölbel in Preßburg 2 Thlr.; aus Aschersleben 2 Thlr.; Sch . . . r-Collegium in Zerbst 1 Thlr.; Fräulein Lina B. in Ringel 10 Thlr.; N. in Graz 1 Thlr.; E. H. jr. in Kaufbeuren 2 Thlr. 25 Ngr. (5 Fl. rhein.); C. Oertel in Elm bei Schlüchtern 10 Thlr.; V. Eckerle in Stuttgart 13 Thlr. 14 Ngr. 8 Pf. (23 Fl. 37 Kr. rhein.); A. v. S. in Schönbrunn (Mittel-Franken) 9 Thlr.; J. L ……, Kupferstecher in München 17 Ngr. (1 Fl. rhein.); C. O. in E. 1 Thlr.; Helene v. Griesheim 5 Thlr.; Baron v. Bredow 10 Thlr.; Reinertrag eines Vocal- und Instrumental-Concerts des Sängerbundes „Arion“ in Greiz 53 Thlr.; B. in Braunschweig ein Stück Tuch für zwei Knaben. (Summa sämmtlicher Eingänge: 1602 Thlr. 20 Ngr. 3 Pf.)

Die Redaction.




Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Leipzig: Ernst Keil, 1869, Seite 592. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_592.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2022)