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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)

Wirken wurde ein sinniges Denkmal gewählt in einem ungeheuren erratischen Block, auf welchem dankbare Schüler und Verehrer seinen Namen eingraben ließen.

Um den Cadetten, nachdem sie aus dem tiefen Schacht des Bergwerks wieder an’s Tageslicht getreten, ein vollständiges Bild von der Gewinnung des Salzes zu geben, führten wir sie auf dem Rückweg nach Bévieux, wo die aus dem oberen Werk über eine Stunde weit unterirdisch hingeleitete Soole abgedampft und das fertige Salz erzeugt wird.

Als wir am Abend in Bex wieder eintrafen, wurden die Quartierbillets in Empfang genommen, und es bedarf wohl kaum der Versicherung, daß die schweizerische Gastfreundschaft die Gelegenheit wahrnahm, einen ihrer schönsten Triumphe zu feiern. Um neun Uhr, mit dem Zapfenstreich, ging die Jugend zu Bett, denn sie sollte um vier Uhr wieder auf den Beinen sein. Wir Alten saßen noch eine Weile unter dem herrlichen Nußbaum vor dem Hôtel de l’Union, die Blicke weidend an dem vom Monde beschienenen Gipfel der Dent du Midi, bis auch uns der Gedanke an die Mühen des nächsten Tages zur Ruhe drängte.

Das erste Mittagsmahl auf der Schulfahrt der Neuenburger Cadetten.
Nach der Natur aufgenommen von Bachelin.

Das war ein Leben und Treiben am folgenden Morgen! Wer hätte gedacht, daß das kleine Städtchen einen so reichen Kindersegen beherbergte? Sämmtliche Insassen der Ortsschule, Mädchen und Knaben, warteten in sonntäglicher Pracht auf das Zeichen zum Aufbruch. Der Musik an der Spitze des Zuges folgte die weibliche Jugend mit Blumen und Kränzen freundlich geschmückt; ihr zunächst war unserer Schaar, als den fremden Gästen, der Ehrenplatz angewiesen; an uns reihte sich dann das Cadetten-Corps von Bex mit blinkenden Waffen, und neben und hinter dem Zuge drängte sich die Bevölkerung des Ortes selbst und der weiten Umgegend. Unter Musik, Jubelruf, Hüte- und Tücherschwenken traten wir den Marsch an.

Welch’ ein Weg! Dem Ufer des brausenden Avençon folgend, führt er zu Anfang durch einen herrlichen Kastanienwald; höher anstrebend erreicht er die Region der Tannen, immer wilder, toller und rasender, je höher wir steigen, geberden sich unten die Wasser; da führt eine Brücke links über den wüthenden Bergstrom nach einem grünen Gelände und wir treten in das Hochthal des Plans. Dieses Vallée des Plans, das glücklicherweise noch nicht Mode geworden, aber wahrscheinlich diesem Schicksal nicht lange mehr entgehen wird, mit seinen saftiggrünen Matten, zwischen die Kette des großen Muveran und die Felsenzacken der Argentine gebettet, die es gleich einem geliebten Kleinod goldig umschließen, ist von so überwältigender und zugleich so rührender Schönheit, daß man noch lange in der Erinnerung in seinem Zauber gefangen bleibt.

Unser Festplatz lag eine halbe Stunde weiter und zugleich einige hundert Fuß höher, auf Pont de Nant, etwa viertausend Fuß über dem Meere, mit einem Blick auf die nahegelegene Dent de Morcle, den Martinetsgletscher und den Gletscher von Plan-Névé. Der Charakter der Landschaft war hier wegen der unmittelbaren Nähe der Hochgebirge schon wilder und rauher als im Vallée des Plans.

Wo irgend ein Fels, ein Baum Schatten gewährt, lagern sich jetzt malerische Gruppen; aus den mitgebrachten Körben und Beuteln entsteigen Flaschen und Eßwaaren, ein centnerschwerer Käse von der Größe eines Mühlrades wird im Nu kunstfertig zerlegt und unter die hungrige Schuljugend vertheilt. Elegante

Wagen schleppen allmählich sich herauf, hier an den Endpunkt des

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Leipzig: Ernst Keil, 1869, Seite 782. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_782.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2022)