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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

knüpften. Dort aber standen wir um ihn gruppirt, und als nun der Drachenfels, den er so schön besungen, als Unkel vor uns lag, darin er sogar das Fenster seines Wohnzimmers wieder erkannte, trug Emil Rittershaus einen Gruß der Heimath an den Heimgekehrten vor. Seitdem ist mir der Rolandsbogen doppelt werth.“

„Und nun interessirt er auch mich in erhöhtem Maße,“ sagte meine liebenswürdige Begleiterin. „Ich will ihn hier, auf dem unterm Plateau des Victoriaberges, mit Ruhe betrachten; inzwischen berichten Sie mir, warum lerne ich erst heute diese schöne Partie kennen? Remagen und seinen Apollinarisberg besuche ich seit vielen Jahren und Niemand sagte mir von diesem Victoria-Berge.“

„Weil derselbe erst seit einem Jahre zugänglich gemacht wurde. Der fünfhundert Fuß hohe Berg wurde bis dahin den Vögeln des Waldes allein überlassen; die schlichten Bauersleute, die das Eichengestrüpp zur Gewinnung der Lohrinde hier fällten, waren für die Schönheit des Punktes unempfänglich. Einmal aufmerksam gemacht, daß hier eine Stelle sei, die der berühmten Rossel bei Bingen ähnlich, bildeten Remagens Bewohner einen Verschönerungsverein, kauften Grundstücke, ließen Waldwege hauen und planiren, Lichtungen schlagen, Einschnitte überbrücken und führten Mooshütten, Pavillons und Erfrischungshallen an den Hauptpunkten auf.“

Auf dem Victoriaberge bei Remagen am Rhein. [Nach] einem größeren Bilde des Malers Jungheim in Düsseldorf.

„Wir wollen gehen, wollen sehen und hören – Amsel, Fink und Nachtigall sollen uns das Wanderlied singen, und was von romantischen Erinnerungen sich an den Ort knüpft, sollen Sie mir erzählen – ich habe fast Alles vergessen.“

„Remagen ist römischen Ursprungs. Man fand hier ehedem römische Alterthümer und Rigomagus wurde auf einem anderthalb Jahrhunderte nach Christi Geburt gesetzten Meilenstein als Station der nach Köln führenden Heerstraße bezeichnet. Aus der spätern christlichen Zeit stammt noch ein alter Thorbogen mit vielen Sculpturen, ein wunderliches Gemisch heidnischer und biblischer Gestalten. An den Hügel drüben knüpft sich eine Legende. Das Schiff, welches die Reliquien der heiligen drei Könige von Mailand nach Köln trug und zugleich des Bischofs Apollinaris Gebeine barg, wollte nicht von der Stelle, bis die letzteren in der Martinscapelle beigesetzt waren. Capelle und Berg erhielten dann den Namen von St. Apollinar und fromme Pilger wallfahrteten zu diesem Gnadenorte, der einen erhöhten Glanz bekam, als Graf Egon von Fürstenberg 1836 durch Zwirner die Kirche erbauen ließ, deren Inneres mit Fresken von Deger, Ittenbach, Karl und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_428.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)