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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)


Das dritte Armeecorps befehligt General Constantin von Alvensleben (der Zweite), 1809 geboren, diente von 1827 fünfzehn Jahre als Secondelieutenant; gegen Oesterreich führte er die zweite Infanteriebrigade als Generalmajor, focht bei Soor und Königsgrätz und wurde Generallieutenant. In seiner jetzigen Stellung hat er sich zuerst auf den Spicherer Höhen ausgezeichnet, wo sein Armeecorps den Sieg entschied.

Der Chef des vierten Armeecorps ist General Gustav von Alvensleben (der Erste), geboren 1803, ebenfalls fünfzehn Jahre Secondelieutenant, wohnte als Chef des Generalstabs bei dem mobilen Armeecorps 1849 dem Feldzuge in Baden und dem von 1866 im königlichen Hauptquartier bei; seit 1868 ist er General der Infanterie.

Ein durch Begabung und Glück bevorzugter Feldherr ist Hugo Ewald von Kirchbach, der Befehlshaber des fünften Armeecorps. Im Jahre 1809 geboren, diente seit 1827, brachte es erst nach achtzehn Jahren zum Hauptmann. Seit 1855 Lehrer an der allgemeinen Kriegsschule, hat er einen nicht geringen Theil der von ihm später geführten Truppen sich selbst herangezogen. Als Generallieutenant marschirte er mit in Böhmen ein, und hier war es, wo er an der Spitze der zehnten Infanteriedivision gleich die ersten Siege bei Nachod, Skalitz und Schweinschädel mit erringen half; sein Antheil bei Königsgrätz erwarb ihm den Orden pour le mérite. Dieselbe Auszeichnung gewährte das Geschick ihm im jetzigen Kriege: bei Weißenburg mitsiegend und verwundet, führte er trotzdem auch bei Wörth seine Truppen zum neuen Siege. Seine Soldaten vergöttern ihn; sie wissen, daß der stattliche und gewissenhafte Mann das rechte Herz für sie hat.

Der Befehlshaber des sechsten Armeecorps, General Wilhelm von Tümpling, ebenfalls 1809 geboren, wohnte als Major und Generalstabsofficier dem badischen Feldzuge bei, commandirte die fünfte mobile Infanteriedivision im dänischen Kriege (1864), wo er die Wegnahme von Fehmarn leitete, und im österreichischen Kriege, wo er bei Gitschin schwer verwundet wurde. Seit 1868 ist er General der Cavallerie.

General Heinrich Adolf von Zastrow, der Chef des siebenten Armeecorps, ist, 1801 geboren, der älteste seiner hohen Cameraden, ausgezeichneter Schriftsteller über Befestigungskunst und vielerfahrener Kriegsmann. Von 1839 bis 1841 diente er, mit preußischer Bewilligung, im türkischen Heere, führte 1848 und 1849 im dänischen Kriege erst eine Avantgardebrigade, bei Fridericia ein Divisionscommando und 1866, als Generallieutenant, die elfte Division, mit welcher er bei Königsgrätz zwei Fahnen und über fünfzig Kanonen eroberte. Im gegenwärtigen Kriege hat er auf die Spicherer Höhen entscheidend mit eingegriffen.

Zu den hervorragendsten Erscheinungen des norddeutschen Heeres gehört der Commandeur des achten Armeecorps, General August von Goeben. Er ist 1816 geboren und wurde 1835 preußischer Secondelieutenant. Die Kampflust trieb ihn 1836 in die carlistische Armee nach Spanien, wo er vier Mal verwundet wurde; im badischen Feldzuge diente er als Hauptmann im Generalstabe; 1858 war er Chef des Generalstabs des achten Armeecorps. Zwei Jahre später ging er abermals nach Spanien, um dem Feldzuge in Marocco beizuwohnen. Im dänischen Kriege von 1864 kämpfte er bei Düppel und Alsen und 1866 mit der Mainarmee. Seine jetzige Stellung nahm er erst mit dem Beginn des Krieges ein, und er war es, dem die Hauptehre des 6. August bei Saarbrücken und den Spicherer Höhen gebührt.

Der Commandeur des neunten Armeecorps ist der General der Infanterie Gustav v. Manstein, 1805 geboren, seit 1863 Generallieutenant, der beim Düppelsturm und bei Königsgrätz sich auszeichnete. Er hat in diesem Kriege den schwersten Verlust erfahren. Am Morgen nach dem Kampfe von Saarbrücken wandelte der General die Chaussee entlang zu den Bivouacs der Sieger, die eben ihre Todten verscharrten.

„Na, mein Sohn,“ fragte er einen Soldaten, der in der Nähe eines frischen Grabes stand, „habt Ihr viele Verluste gehabt?“

„Ja wohl, Excellenz, es sind sehr, sehr viele geblieben.“

„Bei welcher Compagnie stehst Du, mein Sohn?“

Der Soldat nannte die Nummer.

„Wo ist Euer Compagniechef?“

„Den haben wir eben da begraben.“

„Grabt ihn mir nur wieder heraus, es war mein Sohn!“

Und sie gruben ihn wieder heraus und reinigten ihm das Antlitz von der Erde; der Vater küßte die Stirn des gefallenen Helden und bestellte einen Sarg für ihn. – Daran muß dem Vaterherzen für den Augenblick genug gethan sein, denn den General verlangt die Pflicht ganz für sich.

An der Spitze des zehnten Armeecorps steht der General der Infanterie Constantin Bernhard v. Voigts-Rhetz, der, 1809 geboren, 1848 als Major in Posen gegen die aufständischen Polen commandirt und 1863 bis 1866 erster Militärbevollmächtigter bei der Bundesmilitärcommission in Frankfurt a. M. war. Im österreichischen Kriege wurde er Generalstabschef der ersten preußischen Armee, und er war es, mit welchem vom König Wilhelm in der Nacht vom 2. zum 3. Juli in Gitschin der Entschluß gefaßt wurde, die Schlacht von Königsgrätz zu wagen. Er ging von Hannover, seinem Sitze als Generalgouverneur, in den neuen Krieg.

Julius v. Bose, der Befehlshaber des elften Armeecorps, ebenfalls 1809 geboren, diente fast zwanzig Jahre, ehe er Hauptmann wurde, that sich großartig als Generalmajor 1866 mit seiner Infanteriebrigade bei Podol hervor; ein Gewehr in der Faust schritt er den Seinen beim Sturm voran. Bei Königsgrätz stand er mit im Walde von Sadowa. Seine jetzige Stellung nahm er kurz vor dem Beginn des Krieges ein, in welchem er sich bei Wörth die ersten Wunden holte.

Chef des zwölften Armeecorps, des sächsischen, ist Kronprinz Albert von Sachsen, geboren 1828. Er nahm schon am schleswig-holsteinschen Kriege von 1848 rühmlichen Antheil und zeichnete sich 1866 bei allen Kämpfen der Sachsen gegen Preußen durch ruhigen Muth und Umsicht aus. Im gegenwärtigen Kriege ist sein Armeecorps in der dritten Schlacht vor Metz mit in das stärkste Feuer gekommen und erwarb die Ehren, die, Gottlob, nun kein Theil der deutschen Heere mehr entbehrt.




Eine Recognoscirung auf der Unter-Elbe.
Von unserem Special-Correspondenten A. Dk.
(Schluß.)

Der Capitän hatte ein so felsenfestes Vertrauen auf die Unnahbarkeit seiner heimischen Küsten ausgesprochen, daß er mich ebensosehr zu überzeugen, als zu beruhigen anfing; dennoch fragte ich ihn noch in einem Tone, aus dem Etwas wie leichter Zweifel klang: „So könnten demnach die Einheimischen ungestört der Cabotage (Küstenschifffahrt) und dem Fisch- und Hummerfang nachgehen?“

„Ganz gewiß! Sieh, mien Jong, ich habe mich mit meinem braven ‚Outrigger‘ manch lieben Tag und Nacht dort an der Küste herumgeschaukelt und Wasser, Sand, Land und Leute gründlich kennen gelernt. Dadurch habe ich die Karte der ganzen bedrohten Strecke im Kopf und würde mich freuen, wie ein Kind um Weihnacht, wenn die Großmäuler etwas unternähmen, weil sie dann sicher im Netze sind. Fange Du bei der äußersten Spitze des linken Elbufers, bei Dünen-Döse und Salenburg an und gehe hinunter bis Schottwarden, Imsum und Weddewarden, wo das alte Wurster Fahrwasser an die Küste von Fort Wilhelm und Geestemünde stößt, so wirst Du ein einziges großes, fast sieben Meilen langes Watt finden, das als sehr gefährliche Vorläufer die langen Ewer- und Knecht-Sande in die Nordsee sendet. Ebenso berüchtigt sind die schwarzen Gründe. Der Langlütjen-Sand und das Salzhorn drängen das Neue Gatt zu einer Preßwurst zusammen, nachdem schon die Nord-Plate und Tegelers-Plate die Norder-Weser meilenlang incommodirt haben. Wer in diesen Tang hineingeräth, der kann nur gleich sein Testament machen.“

„Hm! Jetzt käme ja wohl der Jahdebusen?“ …

„All right!“ Na, mien Jong, darüber brauchen wir wohl nicht viel zu klönen. Die Festung Wilhelmshafen ist ein Oertchen, das gerade nicht für ein Seebad bestimmt ist, gespickt wie ein feistes Kücken, aber nicht mit Speck. Hab’s mal von Heppens aus

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_574.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)