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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

Vermißte Landsleute jenseits des Oceans. Die Angehörigen der vielen Vermißten, nach welchen die Nachfragen sich bedeutend angehäuft haben, ohne daß wir, so lange „unser Krieg“ dauert und jedes andere Interesse von Gott und Rechtswegen überragt, an deren Veröffentlichung gehen könnten – sie Alle – und es sind nahe an zweihundert! – werden uns dies verzeihen und sich gedulden, bis die Friedensglocken allenthalben für solche Sorgen Augen und Herzen wieder frei gemacht haben.

Eine Ausnahme aber müssen wir mit der folgenden Bitte einer Mutter und eines Kindes uns gestatten.

Der ehemalige k. k. Kreisgerichtsrath und Rechtsconsulent der Creditanstalt, Anton Höllwart in Wien, ist vor zwei Jahren ausgewandert, wahrscheinlich nach Amerika, und hat seine Frau und seine nun sechszehnjährige Tochter in Tirol in großer Noth zurückgelassen. Das Versprechen, bald Nachricht von sich zu geben, war das Einzige, was der Scheidende den Seinen zurücklassen konnte, und selbst dies blieb bis jetzt unerfüllt. Dies droht jedoch verhängnißvoll für die Tochter zu werden, die mit solcher Liebe an ihrem Vater hängt, daß die Sehnsucht nach ihm sie krank gemacht hat und sichtlich an ihrem Leben zehrt. Zur Rettung ihres Kindes fleht die arme Mutter Alle an, die irgend eine Nachricht über den Vermißten ertheilen können, dieselbe zur sofortigen Besorgung an die Verlassenen der Redaction der Gartenlaube zuzusenden.


Kleiner Briefkasten.

D. H. in R. Ihr Wunsch wird wohl im Namen vieler Leser ausgesprochen sein. Wir haben jedoch eine ausführliche Beschreibung und eine über zwei Seiten laufende Ansicht von Wilhelmshöhe, dem gegenwärtigen Aufenthalt des französischen Exkaisers, bereits in Nr. 21 der Gartenlaube vom Jahrgang 1860 gebracht.

K. G. Z. in Jassy. Ihr „Nachtrag“ kam zu spät in unsere Hände, um noch verwendet werden zu können, und ward darum einfach auf die Seite gelegt. Die angesagte statistische Abhandlung möchte sich doch kaum für die Gartenlaube eignen. Herzlichen Dank!


Für die Verwundeten und die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute.

Soll hell des Sieges Sonne scheinen,
Muß sie durch blut’ge Wolken geh’n;
Bald werdet Ihr die Waisen weinen,
Verlass’ne Wittwen trauern sehn;
Und mögt Ihr sie voll Rührung schauen,
Thatkräftig eilt zum raschen Lohn,
Sie sind des ganzen Volkes Frauen,
Die Kinder sind es der Nation,
Die sie mit starkem Arm umflicht –
Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht!

Im fremden Land liegt er zerschossen,
Vorüber rauscht der Schlachtlärm wild,
Doch eh’ sein Auge sich geschlossen,
Erscheint ihm noch der Heimath Bild:
„Gott sei mit Euch, Ihr Lieben, Allen,
Ich sehe Weib und Kind nicht mehr,
Für’s Vaterland bin ich gefallen,
Kein Ruhmeskranz ist mein Begehr,
Doch Ihr – wie das mein Herz zersticht – –“
Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht!

Aus dem Traeger’schen Gedicht in der Volkszeitung „Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht!“


Es gingen wieder ein: Ertrag der Aufführung des Schauspiels „Ein deutscher Krieger“ vom Theaterclub in Frohburg 10 Thlr. mit dem Motto:

Von Mein und Dein
Ein Scherfelein
Dem deutschen Krieger
Und muthigen Sieger.

J. H. in Ohrd. 1 Thlr.; F. L. A. in Görlitz 1 Thlr.; Emilie Nathan in Hamburg 6 Thlr. 24 Ngr. (1 £); Ertrag einer Sammlung unter den Beamten der Bundes-Telegraphenstation Leipzig 11 Thlr. 20 Ngr.; Scherflein einer im Ausland (Gent) dienenden deutschen Jungfrau 1 Thlr.; Denen, die für mein theures Vaterland kämpfen, eine Preußin in der Schweiz 5 Thlr.; M. G. 10 Thlr.; sechste Wochensammlung des Personals von Schelter und Giesecke 27 Thlr. 18 Ngr.; zweiter Beitrag von E. Grützmacher 10 Thlr.; aus einer gemüthlichen Gesellschaft in der Ulrichsgasse 9 Ngr.; Sammlung der 3. und 4. Classe der Bürgerschule in Stadtoldendorf (Braunschweig) durch Lehrer Sagebiel 3 Thlr. 7½ Ngr.; Berth. Siegesmund 2 Thlr.; das Personal der Eilgut- und Gepäckexpedition des Bairischen Bahnhofs in Leipzig 5 Thlr. 16 Ngr.; Christ. Hartung aus Antwerpen 5 Thlr.; die Bewohner des Hôtel „Stadt Dresden“ in Leipzig 13 Thlr.; vierte Sammlung der Klinckhardt’schen Buchdruckerei in Leipzig 5 Thlr. 6 Ngr.; fünfte Wochensammlung der Drugulin’schen Druckerei 2 Thlr. 15 Ngr.; gesammelt im „Gambrinus“ zu Morgenröthe im sächs. Voigtlande 25 Thlr.; Otto Riehmer in London 5 Thlr.; Magdalene Brahms 3 Thlr.; gesammelt in der Zeichenschule der 2. Bezirksschule 20 Ngr.; Metzner in Lzg. 5 Thlr.; F. L. A. in Görlitz 1 Thlr.; Th. Arends in Hamburg 25 Thlr. mit den freundlichen Schlußworten seines Briefes: „Heute darf ich Ihnen freudig zurufen: die Gartenlaube wird nicht allein wie bisher zum Herzen des ganzen deutschen Volkes reden, sondern sie wird auch fortan im Herzen eines einigen Deutschlands erscheinen“; aus Berlin: Aus dem Gewinne einer Rumänier-Speculation 100 Thlr.


Oesterreich hat unsere Voraussetzungen wahr gemacht. Mehr und mehr öffnen sich dort für unsere kämpfenden Brüder die Herzen und die Börsen, und namentlich sind es wieder die Oberösterreicher und die wackeren Sachsen in Siebenbürgen und die Studenten in Wien, die uns mit Gaben erfreuen. Tausend Dank dafür!

Die Lehrer des Gymnasiums Augsb. Conf. in Schäßburg (Siebenbürgen) 30 fl.; fünfte Einsendung des Doctor Dürrenberg in Linz: Sammlung des österreichischen Reichsrathsabgeordneten Dr. W. Schaup im Orte Zipf 191 Thlr. 15 Ngr.; von Deutschgesinnten in Görz und zwar: F. Wokulat 5 fl., Johann Rullett 10 fl., Wilhelm v. Ritter 50 fl., Vulliemin 4 fl., v. Escher 5 fl., Carl Schobert 5 fl., W. Schmitz 10 fl., ein ungenannter 5 fl., J. B. H. 2 fl., J. Ottenthaler 2 fl., Sperling 2 fl., Magdalene Sperling 1 fl., Oresec 1 fl., F. König 2 fl., Otto Schmidt 3 fl., C. Kanotay 10 fl., Ohlsen 2 fl., Julius Amoß 10 fl., M. D’Este 1 fl., P. Gialussisz 2 fl., F. Perich 50 Kr., zusammen 132 fl. 50 Kr.; aus Mediasch (Siebenbürgen) von Louise Schuster 10 fl.; Josef Draser, Pfarrer 10 fl.; Karl Wachsmann 10 fl.; die Hohenelber Lesehalle 97 fl. 80 Kr. und 20 Kr. Silber; bei R. Zinkeisen in Arad gingen in zwanzig Posten ein: 40 fl.; gesammelt an einem Tisch im „Englischen Hof“ in Außig am 3. Sept.: 10 fl.; von zwei Wiener Germanen 20 fl.; Herm. Ahrens in Liebenau, im Namen eines Frauen-Kränzchens, 10 fl.; von fünfzehn ehemaligen Bürgern deutscher Universitäten aus dem Sachsenland in Siebenbürgen 48 fl. und 1 Ducaten; Aspang, ein kleiner Marktflecken an der äußersten Grenze der deutschen Landesmark Oesterreichs, sendet durch den dortigen Bürgermeister und den Apotheker, als Ergebniß einer Sammlung im Casino und durch den biedern Gemeindevorsteher 100 fl.; B. in Hermannstadt 5 fl.; zweite Sendung von W. Förster in Wien 10 fl.; Sammlung durch E. Heinicke in Wien: Hector Grünler 10 fl., Carl Koppi 5 fl., Moritz Oeser 5 fl., Robert Münzberg 5 fl., Eduard Heinicke 5 fl., C. F. Meyer 5 fl., A. F. Brietze 5 fl., Eugen Brietze 3 fl., Leo Reichelt (in Vöslau) 5 fl., St. Hinz (in Vöslau) 2 fl., zusammen 50 fl.; ein Ehepaar in Roßbach bei Asch 50 fl.; Hedwig Held in Außig: „Aus meiner Sparbüchse, eine Goldkrone für eine arme Hedwig, deren Vater im Kampfe für Deutschland geblieben!“ Herzlichen Gruß an den Vater; F. O. in Mariaschein 10 Thaler; die deutschen Beamten der Senftenberger Tuchfabrik 2 Ducaten; Auguste, eine Oesterreicherin 10 Thlr. und Pauline aus Kalmenswiese 2 fl.; Kettler, Faber und Großhennig in Böös (Ungarn) 6 Thlr.; erste Sammlung der Stadt Mediasch (Siebenbürgen) 100 fl.; gesammelt im Kreise von Freunden und Gesinnungsgenossen in Mährisch-Schönberg 50 Thlr. und 24 fl.; der Turnverein zu Mährisch-Schönberg durch E. Zehl 149 fl.; J. Rr. in Kronstadt l Ducaten; das Studenten-Comité in Wien zur Unterstützung für die Verwundeten 450 fl. mit nachfolgender Zuschrift:

Wien, 31. August 1870.
„An die geehrte Redaction der ‚Gartenlaube‘.

Als der Genius des deutschen Volkes sich erhob und den Feinden verderblich das altbewährte Schwert Germania’s gen Westen blitzte, daß Europa verstummte ob der Kraft, der furchtbaren Wehre unserer Nation, da rüttelte auch an den Pforten der Wiener Alma mater der Sturmeshauch patriotischer Begeisterung! Unser Innerstes erbebte für den Sieg der deutschen Fahnen, die Schläge unserer Herzen pochten unseren Brüdern entgegen, die da kämpfen und sterben für’s heilige Vaterland! Die Wünsche und Segnungen, die wir laut und offen und, als es nicht ermöglicht ward, still unter uns, doch darum nicht weniger innig, für die nationale Sache gehegt, mögen sie nicht verhallen in dem Siegesjubel, der jetzt unser Vaterland ergreift, mögen sie sein ein bedeutsamer Bote der Zukunft aus der alten treuen Ostmark!

Wir traten zusammen, deutsche Studenten aller Parteien und Fractionen, Burschenschaft, Club, Verbindung, Verein trugen einig bei zum ersten Scherflein, das aus unserer Mitte Hülfe senden soll den Verwundeten der deutschen Armeen. Es erfüllt uns mit Genugthuung, daß die akademische Jugend Wiens es war, welche der Bevölkerung voran zuerst in öffentlichem Aufrufe wahrhaft deutsche Gesinnung bekundete. Die ungünstige Ferienzeit, sowie die Rücksicht auf die staatlichen Verhältnisse traten uns hemmend entgegen, und dennoch gelang es unseren Bestrebungen, ein Weniges als erste Rate unserer Beiträge zu realisiren, welches wir hiermit der geehrten Redaction übersenden. Wir sprechen die zuversichtliche Erwartung aus, daß mit Beginn des Semesters, wo die Mehrzahl unserer Collegen, welche jetzt fern der Stadt weilen, sich wieder versammeln, uns gelingen wird, die größten Kreise für unser patriotisches Wirken zu gewinnen und diesen ersten Ausweis unserer bescheidenen Thätigkeit in einer unserem Willen kommenden Weise fortzusetzen. Folgende Corporationen waren es, welche als die Ersten unserem Aufrufe mit der That gefolgt: Burschenschaft Silesia 150 fl.; Burschenschaft Arminia 100 fl.; Wiener Studentenclub 60 fl.; Burschenschaft Germania 60 fl.; Burschenschaft Olympia 50 fl.; Akademischer Leseverein 30 fl.

Das Studenten-Comité zur Unterstützung der verwundeten deutschen Krieger.

Stud. med. A. v. Moisisovics. Stud. jur. Hugo Bürger. Stud. med. Franz Cybulack. Stud. techn. Karl v. Warady.

Stud. med. Joachim Weiß. Stud. techn. J. G. Rosenstingl.“
Die Redaktion.

Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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