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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

Wild-, Wald- und Waidmannsbilder.
Von Guido Hammer.
Nr. 32. Unverhoffte Jagd.


Eine bitterkalte, schneelose, aber vom klarsten Mondschein zauberisch erhellte Novembernacht hatte ich auf dem baumstarken Geäst einer uralten knorrigen Eiche in einer zu Jagdzwecken da hinauf erbauten Reisigbaracke zugebracht, um von hier aus einem

Fliehende Hirsche.
Nach der Natur aufgenommen von Guido Hammer.

fast regelmäßig zur Nachtzeit aus dem nahen Wildgarten ausbrechenden, aber immer wieder dorthin zurückkehrenden starken Keiler aufzulauern und diesen vagabundirenden Verwüster der außenliegenden Wiesen und Aecker armer Haidebauern womöglich todtzuschießen. Mit Tagesgrauen, das vor dem noch immer hellstrahlenden Mondlichte jedoch kaum bemerkbar ward, kam leise, nach vorhergegebenem verabredetem Signal mein Freund Pürschjäger des Thiergartens, durch dessen Vergünstigung ich den nächtlichen Anstand ausübte, zu meinem Hüttchen heraufgestiegen, um mich, wenn ich wollte, abzulösen. Denn noch immer galt es ein paar Stunden auszuharren, ehe man mit gutem Jägergewissen abtreten konnte, da vorhergegangenen Beobachtungen zufolge das betreffende Schwein oftmals erst am hellen lichten Tage aus den wenigen übergehaltenen Eichenbeständen der Vorhölzer, unter denen noch viel Mast lag, heimkehrte. Dabei aber zoddelte es gern, je aus welcher Richtung es gerade herkam, erst weite Strecken am Thiergartenzaun hin, ehe es in das von ihm beim Ausbrechen jedesmal zerrissene Loch wieder einwechselte. In Anbetracht dieser Erfahrung

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 797. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_797.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)