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Verschiedene: Die Gartenlaube (1871)

Pilsener Kreise) und die Burg Hus (im Prachiner Kreise) er zerstörte.

Acht Jahre später ging Prizibik von den Taboriten zu den Katholiken über und focht an deren Seite in der berühmten Schlacht bei Lipan. An allen Wirren des langjährigen Interregnums, welches dem Tode des Kaisers Sigmund folgte, nahm er wesentlichen Antheil, und lebte außerdem mit den benachbarten Bayern in beständiger Fehde.

Seine letzten Tage brachte Przibik auf Klenau zu, fand aber auch jetzt noch nicht die ersehnte Ruhe; denn der König Georg von Podiebrad zwang ihn, die eroberte Stadt Mies, die Przibik bisher in ununterbrochenem Besitz hatte, an Jost von Rosenberg abzutreten. Er starb im Januar 1465 auf Klenau und wurde im Dominicanerkloster zu Klattau vor dem Hochaltar an der Seite seines früh verstorbenen Sohnes beigesetzt. Sein Enkel trat schon gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts die Herrschaft und Burg Klenau an den berühmten böhmischen Herrn und nachmaligen Oberstburggrafen von Prag, Zdenek Lew von Rozmita und Blatna ab, von diesem ging Klenau an dessen Sohn Adam Lew von Rozmital und Blatna über.

Ob und wann die Burg Klenau jemals belagert, eingenommen und zerstört wurde, oder ob die jetzt bestehenden malerischen Ruinen nur dem Zahn der Zeit und der Vernachlässigung ihre gegenwärtige Form verdanken, ist nicht sicherzustellen, da historische Nachweise hierüber fehlen; – doch berechtigen die große Menge steinerner Kugeln, welche beim Aufbau des neuen Schlosses im Schutte gefunden wurden, zu der Annahme, daß die Burg durch Belagerung gelitten haben mag.

Ueber die wahrscheinlichen Erbauer der Burg der Ritter von Klenau ist endlich noch sichergestellt, daß dieselben einem der ältesten Adelsgeschlechter Böhmens entstammen, wenigstens wird ihrer Vorfahren schon in dem ältesten Denkmale der böhmischen Dichtung, in der Grüneberger Handschrift, ruhmvolle Erwähnung gethan.

C. N.

Der Kriegs-Weihnachtsbaum der deutschen Kinder.

Wir haben in mehreren der letzten Nummern des vorigen Jahrgangs der „Gartenlaube“ unseren Lesern Vorläufiges über die erhebenden Erfolge der „großen Bitte“ mitgetheilt, welche Dr. Friedrich Hofmann Mitte November „an alle deutschen Kinder“ gerichtet hatte. Von allen deutschen Orten gilt, was damals aus Wismar geschrieben wurde: „Bei den hiesigen Sammlungen sind wahrhaft rührende Scenen vorgekommen: ganz arme Kinder brachten ihr Scherflein, wenn es auch nur wenige Pfennige waren. So ein deutsches Kinderherz ist doch schön; möge dasselbe den Kindern und uns Allen recht lange erhalten bleiben!“ – Und wie köstlich haben die Kinderchen selbst in ihren Briefchen theils an den „lieben Onkel Keil“, theils an den „guten Herrn Doctor“ diese braven Kindesherzchen sprechen lassen! Der deutsche Patriotismus tritt uns in seiner schönsten Erscheinung bei Frauen und Kindern entgegen, und so sind es auch hier die patriotischen Beziehungen, die Sorge, den armen deutschen Kindern, welche um ihren Vater zittern oder gar schon weinen müssen, ihre liebevolle Hülfe, und den Altersgenossen im Elsaß und in Lothringen zu ihrer Wiederkehr in’s alte Vaterland die deutschen Bruder- und Schwesternhändchen zu reichen, welche die herzigsten Aeußerungen hervorgelockt haben.

Vier Geschwisterchen in Weimar sparten ihre Frühstücksdreier, um ihrem Gruß aus Thüringen nach Straßburg auch einen „heiligen Christ“ beilegen zu können. Wie viele Kinder wohlhabender Eltern haben ihre Sparbüchsen ganz und gar geleert oder, wie die Brüder Karl und Otto in Ohrdruf, O. T. aus Z. u. v. A. ihre Weihnachtsthaler hergegeben, um der Aufforderung der Gartenlaube nachzukommen; denn alle fühlten sich geehrt als deutsche Kinder, und in dieser Ehre wollte keines dem Andern nachstehen. „Für die armen Kinder jenseits des Rheins drei kleine Anhaltiner.“ Auch von Kindeshand, kurz und gut. Die erste Gabe kam von vier Geschwistern in Bockenem, die Kinderchen schreiben an die kleinen deutschen Schwestern und Brüder in Elsaß und Lothringen ihren Gruß selbst, die Absendung besorgt aber „eine deutsche Mutter“, und man sieht dieser Unterschrift den Stolz von 1870 an. Das kleine Mariechen R. in Hamburg schreibt aber selbst zu ihrem Thaler: „Lieber Onkel Keil! Kaufe hierfür einem armen Soldatenkinde etwas.“ Eine Troppauerin, die in Wologda wohnt, schickt zwanzig Rubel aus der Sparcasse ihres kurz vorher im sechszehnten Jahre verstorbenen Töchterchens Leona und schreibt dazu: „Die Siege unserer tapfern Deutschen sind meine erste Freude seit dem Tode unseres geliebten Kindes.“ Aus Neapel kam eine „Sammlung der Schoch’schen Kinder zu einem Weihnachtsbaum für die Waisen des Kriegs“ mit einem prächtigen Briefchen vom kleinen Arnold Schoch „an meine liebe Gartenlaube“ – und eine reiche Sammlung vom Director der deutschen Schule in Neapel, dem Dichter W. Kaden. Sogar in Bukarest sorgt die kleine Hermine mit ihren Geschwistern und ihrer deutschen Köchin für die wieder deutsch gewordenen Kinder in Elsaß-Lothringen.

Viele Einsendungen geschehen durch die Lehrer, und da wiederholt sich’s oft: „Es ist wenig, aber von der Armuth gegeben und zwar mit Freuden!“ – ebensoviele durch die Classen-Ersten in Knaben- und Mädchenschulen, und das sind dann meist sehr sauber und lieb geschriebene Briefchen – und welche Unterschriften! „Seien Sie, freundlicher Herr, herzlich gegrüßt von den Schülerinnen der dritten (und auch von der ersten) Mädchenclasse der evangelischen Stadtschule zu Hirschbera in Schlesien. – Ihre Sie liebende Mathilde.“ – Auch das Alter wird angegeben: „Johannes Unger, neun Jahr alt.“ – Auch traurige Unterschriften kamen, wie „ein kinderloser Kinderfreund“. Mann, jetzt giebt’s „elternlose Waisen“ genug, kann Dir da nicht geholfen werden? – Und welch prächtige Kinderbriefe – und wie viele! – kommen aus Oesterreich her. Da steht’s mit den großen Buchstaben: „Zum heiligen Christfeste den armen Waisenkindern aus unsern Sparbüchsen! Hermann und Gertrud aus Prag.“ Und da: „Sind es auch nur kleine Gaben, ist’s doch Alles, was wir haben! Gustav und Matzi“, auch aus Prag. – Die Mecklenburger sind hier so tüchtig dabei, wie ihre Großväter im deutschen Kampf 1813 bis 1815! – „Mehrere junge Mädchen in Ostpreußen“ bringen sogar siebenzig Thaler auf einmal. Der Humor spielt ebenfalls mit: „Nehmen Sie gefälligst auch das Scherflein eines siebenundsechszigjährigen Kindes.“ – Zwei Thaler von fünf Kindern in Bregenz, Vorarlberg! –

Hie und da, zum Beispiel zu Oberhof in Thüringen, haben die Schulkinder das Bescheerungsgeld durch Gesangaufführungen erworben. Ebenso in Bunzlau. Aus Gotha schicken zehn Enkel ihr großmütterliches Weihnachtsgeschenk. Eine Trauernde sendet die bis dahin treulich aufbewahrte Sparbüchse ihrer kleinen seligen Elly, gewiß die schönste Verwendung, welche eine deutsche Mutter mit dem Erbe ihres todten Lieblings machen kann. Die Schulkinder von Hellingen (bei Hildburghausen) schreiben: „Manches arme Kind, dem vielleicht selbst zu Weihnachten kein Lichtlein am Baume brennt, hat gern und willig sein Scherflein beigetragen.“ Lehrer Bolte schreibt aus Seifertshausen beim hessischen Rothenburg: „Die schöne echt deutsche Sitte des Weihnachtsbaums ist den meisten Kindern unseres entlegenen Walddorfs nur von Weitem, aus dem Pfarr- und Schulhause, bekannt, und Sparbüchsen hat auch kein einziges Kind meiner Schule, denn das Dorf ist sehr arm, aber doch sind wir an’s Sammeln gegangen für den Christbaum unserer Wehrleute.“ „Eine deutsche Mutter“ sendet drei Thaler „zum ersten Christbaum für unsere Kinder in Elsaß und Lothringen.“ – Eine Andre möchte sich durch ihre Gabe „ein Kindesherzchen des Elsaß gewinnen.“ – Kasseler Bürger haben aus den Überschüssen ihrer Sammlung für ein Christfest der Kinder ihrer ausmarschirten Krieger noch hundert Thaler für die Straßburger Kinder bestimmen können. – Auch „eine alte Großmutter“ hat noch so ein junges Herz, daß sie drei Thaler schickt. Die kleine Cäcilie in Dresden hat ihr liebstes Spielzeug verkauft und schickt den Erlös für die Straßburger armen Kinder. – Die kleine Anna zu Berne in Oldenburg giebt einen Theil ihrer Weihnachtsgeschenke für sie her. – Max H. brachte selbst, die helle Freude im lieben Gesicht, seinen Weihnachtsthaler in die Redaction der Gartenlaube und zwar als eine Gabe „aus eigener Kraft!“ –

P. V. in Halle schickt seinen eigenen Christbaum für einen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1871). Leipzig: Ernst Keil, 1871, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1871)_331.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2021)