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verschiedene: Die Gartenlaube (1871)

Indische Schiffhebung nach der Gartenlaube. Aus Batavia erhalten wir eine Nachricht, die besonders die große Anzahl unserer Leser erfreuen wird, welche s. Z. dem Taucherwerke, der Submarine und der Schiffhebung Wilhelm Bauer’s ihre rege Theilnahme zugewandt. Alle, welche damals zur Hebung des „Ludwig“ aus dem Bodensee beigesteuert, können, nach dem traurigen Schicksal all’ dieser Erfindungen in Deutschland, eine Genugthuung darin erkennen, daß ihre Opfer beigetragen haben, daß bei unseren Gegenfüßlern, in Niederländisch-Indien, unternehmende Männer es wagten, einzig nach den von W. Bauer und Fr. Hofmann in der Gartenlaube gegebenen Belehrungen über die Hebung in größere Wassertiefen versunkener Gegenstände mittelst luftgefüllter wasserdichter Hohlkörper (Fässer, Ballons) eine solche Hebung zu versuchen, und zwar mit Glück, wenn auch nicht mit dem gehofften Erfolg.

Eine belgische Fregatte, „Frederic“, auf der Fahrt von Schanghai nach Callao begriffen, wurde von den mit an Bord befindlichen Coolies bei Batavia in Brand gesteckt, brennend von einem Kriegsdampfer in die hohe See hinausgeschleppt und dort in den Grund gebohrt. Um dieselbe, ihrer werthvollen Ladung wegen, die man nicht völlig vernichtet glaubte, zu heben, wendete ein Herr Ed. Clermont sich an W. Bauer; der Brief ging jedoch verloren und die Unternehmer hielten sich allein auf die Gartenlaube angewiesen. Sie erwarben einen Taucherapparat, möglichst ähnlich dem dort beschriebenen, gebrauchten Malayen als Taucher, die bald sich als ganz vortrefflich erwiesen, und folgten genau der Schilderung der ersten Ludwigshebungen mittelst Fässern, die bekanntlich mit Wasser gefüllt von den Tauchern in die Tiefe geführt, am gesunkenen Schiff befestigt und dann durch Einpumpen von Luft vom Wasser entleert werden. Nachdem siebenundzwanzig Fässer zerplatzt waren, gelang es dennoch, das Schiff zu heben; doch war das Cargo vom Feuer zu stark beschädigt, um Kosten und Arbeit der Hebung zu lohnen.

Der Correspondent weist auf die vielfache, äußerst lohnende Anwendung des Bauer’schen Hebeapparats hin, auf die vielen mit kostbaren Werthen gesunkenen Schiffe und auf die Perlen- und Korallenfischerei, welche geradezu fabelhafte Summen als Gewinn abwerfen würden, – aber wo ist der Unternehmungsgeist, der die Capitale für solche noch außerhalb der Sicherheit der Erfahrung liegende Wagnisse aufwendet? Und böte man auch jetzt Hunderttausende dazu, für den armen Wilhelm Bauer selbst käme das Anerbieten zu spät: noch immer an den Rollstuhl gefesselt, ist er der Sclave seiner Krankheit, die ihm nur noch gestattet, seine geistigen Schätze, die reichen Erinnerungen und Erfahrungen in Wort und Bild seinen Zeitgenossen und der Nachwelt zu überliefern. Möge diesem Unternehmen des seltenen Mannes die Theilnahme des neuen großen Deutschland sich in recht reichem Maße zuwenden!


Gutenberg in Straßburg. Nachdem der Anschluß von Elsaß und Lothringen zur Thatsache geworden, dürfte es eine Aufgabe aller beim deutschen Druckwesen (Schriftsteller, Buchhändler, Buchdrucker etc.) Betheiligten sein, dahin zu wirken, daß an dem bei Gelegenheit des vierhundertjährigen Jubiläums der Buchdruckerkunst im Jahre 1840 dem Deutschen Gutenberg errichtete Standbild die französische Inschrift „Et la lumière fût!“ in das deutsche „Und es ward Licht!“ umgeändert werde. – Der Modelleur des schönen Standbildes, Pierre Jean David (einer der berühmtesten Bildhauer der neuesten Zeit), war zwar Franzose und hat in dem Straßburger Monument ein das Mainzer weit übertreffendes Kunstwerk geschaffen – das aber giebt durchaus keinen Grund, die den deutschen Mann verherrlichende Inschrift in einer deutschen Stadt verwälscht zu lassen. – Der Fall erregte schon 1840 den gerechten Unwillen so mancher Deutschen, welche der von der Stadt Straßburg so glänzend ausgestatteten Gutenbergfeier beiwohnten.

–n–.

Herr Thomas Braun, der vom Passauer Bischof entsetzte Priester, welcher seit unserm letzten kurzen Bericht über die ihm von seinen religiösen Gesinnungsgenossen dargebotenen Liebesgaben seinen Kampf gegen die Hierarchie beharrlich fortgesetzt hat, kann in der werkthätigen Theilnahme, die in recht erhebender Weise für ihn hervortritt, nur neue Ermuthigung für sein Streben finden. Die Gartenlaube ist in den Stand gesetzt worden, ihm abermals eine Summe von 160 Gulden 56 Kreuzern zu übersenden; diese Notiz diene zugleich den freundlichen Gebern als Dank und Quittung für die Einzelgaben, deren besondere Aufzählung sie uns gewiß gern erlassen.


Ein neuer Schwindel. Kaum haben wir dringend darum gebeten, der Sündfluth von „Felicitas“-Zusendungen Einhalt zu thun, so eröffnet sich schon eine neue Schleuße zu einer ähnlichen Ueberfluthung. Indeß – solchen Speculationen auf den Geldbeutel der Leichtgläubigen muß um so mehr mit allen Mitteln entgegengetreten werden, als leider Gottes in der That „die Dummen nie alle werden“. – Dieser jüngste Schlaukopf, welcher gegen Einsendung nur eines lumpigen Thalers die Erwerbung großer Reichthümer ganz unfehlbar zusichert, giebt als seine Firma an: „Buhring u. Sohn in Altona, Wilhelmstr. Nr. 77.“ Zuschriften von in das Geheimniß eingeweihten Einthalerleuten sind uns natürlich abermals willkommen.


Kleiner Briefkasten.

L. in M. Nur in den Hauptposten der Kostenaufstellung der Gartenlaube sind Sie mit einiger Sachkenntniß zu Werke gegangen; eine Menge Nebenkosten dagegen, die weit in die Tausende hineinreichen, sind entweder ganz übersehen, oder doch so niedrig angeschlagen, daß man Ihrer Calculation wohl ansieht, wie wenig vertraut Sie mit dergleichen geschäftlichen Dingen sind. Urkomisch ist Ihre Zusammenstellung des kolossalen Gewinns der Gartenlaube! Erlauben Sie uns, Ihnen einige kleine Irrthümer und Rechenfehler nachzuweisen; vielleicht dürfte dann das Facit Ihres Exempels etwas anders lauten.

Zuvörderst wird der Verlagshandlung, wie Sie auf Befragen von jedem Sortimenter erfahren konnten, das Exemplar der Gartenlaube nicht mit 2 Thalern, sondern nach Abzug des Rabats, Meßspesen und der für Amerika geltenden höheren Rabatte, im Durchschnitte nur mit 1 Thaler 9 Neugroschen pro Jahrgang bezahlt. Das reducirt schon Ihren angeblichen Gewinn bei einem Absatze von nur 300,000 Exemplaren um die Kleinigkeit von circa 210,000 Thalern.

Sie haben weiter ganz und gar vergessen, daß die Verlagshandlung genöthigt ist, den Buchhandlungen und sonstigen Agenten ihres Unternehmens auf 10 abgesetzte ein Freiexemplar zu liefern, was bei einem Absatze von 300,000 wieder 29,000 Freiexemplare im Werthe von 36 bis 38,000 Thaler giebt. Auch diese Kleinigkeit wollen Sie gefälligst von dem „kolossalen Gewinn“ abziehen.

Von weiteren kleinen Posten, die Sie mit oder ohne Absicht übersehen, möchten wir vorläufig nur einen einzigen aufführen, der selbst Sachverständige überraschen dürfte. – Bei der Herstellung auf Schnellpressen werden bekanntlich eine Menge Bogen theils verdruckt, theils beschmutzt, theils zerrissen oder in anderer Weise unbrauchbar gemacht. Um eine bestimmte Auflage complet herzustellen, wird deshalb dem Drucker eine kleine Anzahl Bogen über die Auflage bewilligt, als sogenannter Zuschuß, und zwar ein Buch auf ein Rieß Druck. Bei der Riesenauflage der Gartenlaube beträgt dieser kleine Zuschuß wöchentlich sechs einfache oder drei Doppelballen im Werthe von 195 Thaler, jährlich also für 10,140 Thaler an Maculatur, dessen Wiederverkauf, da diese Bogen selbst als Maculatur schwer zu verwerthen sind, nur circa 1000 Thaler ergiebt. Vielleicht bringen Sie auch diese Bagatelle von 9100 Thaler noch in Abzug.

Im Ganzen dürften eben weder Sie, noch überhaupt das lesende Publicum einen klaren Begriff von den Herstellungskosten eines Unternehmens haben, das – mit Ausnahme der Sonntage – täglich, inclusive Umschlägen und Extrabeilagen, über neunhundert Thaler Papier (jährlich 34 Millionen Bogen), an Druck täglich 190 Thaler und eine Masse Nebenspesen verzehrt, die selbst sonst gut unterrichtete Buchhändler kaum den Namen nach kennen. Wenn freilich die Resultate eines Journalunternehmens ohne Inserate nach den Gewinnabwürfen von billigen Buchspeculationen calculirt werden, dann müssen nothwendig Erträge sich herausstellen, die eine nähere Prüfung als vollständig unrichtig und übertrieben erweist. Wir hoffen übrigens schon nächstens durch eine ausführliche Schilderung unseren Lesern eine klare Vorstellung von der Herstellung und dem Kostenumfang einer Gartenlaubennummer geben zu können.

G. R–m in D–rf. Dergleichen Ansichten existiren allerdings, wie denn z. B. auf Veranlassung eines während des letzten Krieges in Frankreich thätigen Mitgliedes des Johanniterordens sämmtliche Grabstätten der in den Kämpfen vor Paris gefallenen deutschen Krieger auf den Friedhöfen der Orte Vaujour, Souilly, Penchard, Claye, Noisiel, Juilly, Horcy, Meaux und Annet gezeichnet und photographirt worden sind. Namentlich die Hinterbliebenen der vom 12. Armeecorps Gefallenen dürfte diese Nachricht interessiren, um so mehr, als der Preis der Blätter (fünfzehn Neugroschen für Quart-, drei Neugroschen für Visitenkartenformat) ein äußerst geringer ist und der ganze Erlös (nicht der Reingewinn) der Invalidenstiftung zufließt. Erschienen sind die Blätter bei Carl Burow in Glauchau.

S. in Zürich.’ Die Dalp’sche Buchhandlung in Bern hat in dem Prospect der „Illustrirten Schweiz“ einfach aufgeschnitten. Die Gartenlaube erfreut sich in der Schweiz einer großen Verbreitung, aber sie hat niemals mehr als ein Dritttheil der von Dalp angegebenen Anzahl dorthin versandt. Wie wäre auch bei der kleinen Schweiz ein Absatz von zwanzigtausend Exemplaren möglich?

Dem Sohne der treuen deutschen Ostmark. Wir ehren Ihre Bedenken bezüglich der Gefühle, welche den Kronprinzen von Sachsen und den General von Gablenz beim Durchreiten der Königgrätzer Straße beschlichen haben mögen, aber glauben Sie, daß der Berliner Einzug ohne Königgrätz überhaupt möglich geworden wäre?

G. in R–rg. Wenn wir auch recht gerne möchten, können wir Ihre Wünsche so rasch denn doch nicht befriedigen. Die Berliner Einzugsbilder, welche wir unseren Lesern und damit auch Ihnen zugesagt haben, sind zwar in Vorbereitung, doch werden bis zu ihrer Vollendung und Veröffentlichung immer noch einige Wochen vergehen.

M. B. in C. Geben Sie Ihre genaue Adresse an, damit wir Ihnen die „Reise-Erlebnisse“ wieder zur Verfügung stellen können.

D. F…haus zu B. Artikel unbrauchbar.



Zur Beachtung!

Nachdem der fünfte Nachdruck

des Jahrgangs 1870 der „Gartenlaube“

vollendet ist, stehen unsern Lesern, die noch nicht im Besitz dieses Jahrgangs sind, wieder Exemplare davon à 2 Thaler zu Diensten und können durch jede Buchhandlung bezogen werden. Wir brauchen nicht darauf aufmerksam zu machen, daß dieser Band eine Menge der interessantesten Kriegs-Illustrationen und -Schilderungen enthält.

Ernst Keil.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1871). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1871, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1871)_460.jpg&oldid=- (Version vom 1.10.2017)