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Verschiedene: Die Gartenlaube (1871)

69) Philipp Ungeheuer, Nassauer, Bäcker aus Grävenwiesbach im preuß. Reg-Bez. Wiesbaden, bei dem 2. Thüringer Inf.-Reg. Nr. 32, 1. Comp.; seit Wörth vermißt.

70) Martin Friedrich Wilhelm Schulz (der Siebente), Preuße, aus Göritz a. d. Oder, Reservist beim 5. Brandenburgischen Inf-Reg. Nr. 48, 11. Comp.; am 16. Aug. 1870 bei Vionville und Rezonville oder Gorze verwundet und ebenfalls für seine kranke Frau, zwei Kindchen und eine alte Mutter seitdem spurlos verschwunden.

71) Julius Kornagel, Sachse, aus Grasdorf bei Taucha, unweit Leipzig, beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 107, 6. Comp.; aus Moyeuvre, an der Straße von Metz nach Diedenhofen, erhielt die Mutter K.’s einen Brief vom 20. Aug. datirt und von fremder Hand geschrieben, folgenden Inhalts: „Liebe Mutter, ich theile Dir hierdurch mit, daß ich am Leben bin und in einigen Wochen ganz gesund zu sein hoffe. Ich bin am 18. d. M. durch einen Schuß in den rechten Unterschenkel verwundet, die Kugel ist durch das Bein gegangen und hat den Knochen verletzt. Der Arzt sagt, es werde Alles wieder gut werden. Ich bin von Franzosen auf dem Schlachtfeld gefunden und hier in ein französisches Lazareth gebracht worden, wo man mich sehr gut pflegt und behandelt. Heute sind preußische Truppen durchgekommen und hat ein preußischer Officier diese Worte für mich geschrieben. Französische Soldaten sind nicht mehr hier. Es grüßt Dich Dein Sohn etc.“ Wohin ist dieser Verwundete gekommen?

72) Adam Kafitz, Baier, aus Neukirchen im Bezirksamt Kaiserslautern in der Rheinpfalz, beim 2. bair. Armeecorps, 6. Inf.-Reg., 5. Comp.; am 1. Sept. 1870 Nachmittag 4 Uhr im Dorfe Balan bei Bazeilles vermißt und seitdem verschollen.

73) Johann Gottlieb Ernst Lange, Preuße, aus Leschwitz bei Görlitz, beim westfälischen Füsilier-Regiment Nr. 37, 8. Comp.; seit Wörth vermißt.

74) Valentin Schiefer, Baier, aus dem Landgericht Wegscheid in Niederbaiern, beim 2. Inf.-Reg.; am 9. Nov. 1870 bei Orleans verwundet und wahrscheinlich in französische Gefangenschaft gerathen. Seine arme alte Mutter bittet dringend um irgend eine Nachricht über ihren Sohn.

75) Friedrich August Marhold, Sohn des Leinewebers Ferd. Marhold in Insterburg, beim 2. thür. Inf.-Reg. Nr. 32, 12. Comp.; bei Orleans verwundet, kam dort in ein Lazareth und war, als nach dem Rückzuge v. d. Tann’s Orleans nach kurzer französischer Herrschaft wieder in die Hände der Deutschen fiel, spurlos verschwunden. Die Soldaten erzählten: eine Anzahl deutscher Gefangener sei auf eine französische Insel abgeführt worden, einige hätten sich auf ein preußisches Schiff gerettet, der Rest möge sich wohl noch dort befinden. Dieser Glaube, daß noch viele deutsche Gefangene von den Franzosen zurückgehalten würden, erhält sich so fest, daß es wohl der Mühe werth wäre, dort scharfe Nachfrage zu halten.

76) Ferdinand Gustav Heinker, Sachse, aus Geschwitz bei Rötha, Kr. Leipzig, beim 7. Inf.-Reg. Nr. 106, 11. Comp., seit dem Gefecht bei Brie, am 30. Nov. 1870, vermißt.

77) Wilhelm Marder, Preuße, aus Hohenfels im Kreise Friedland, Reservist beim 33. ostpreuß. Inf.-Reg-, 12. Comp.; laut Feldpostbrief vom 23. Dec. 1870 in einem Lazareth zu Amiens. Später sind alle Nachforschungen der Ministerialbehörden und des Regiments ohne Erfolg geblieben.

78) Friedrich Zimmer, Preuße, Schuhmacher aus Königsberg i. Pr., beim 33. ostpreuß. Inf.-Reg., 3. Comp.; seit dem Gefechte bei Pison unweit Amiens, am 3. Jan. d. J., vermißt.

79) Karl Wilhelm Moritz Welte, Preuße, aus Iserlohn, Füsilier beim westphäl. Inf.-Reg. Nr. 16, 12. Comp.; erhielt am 28. Nov. 1870 bei Beaune la Rolande einen Schuß in die Brust und kam in ein dortiges Lazareth. Auch er, wie so viele Hunderte, verschwand aus dem Lazareth, ohne daß irgend Jemand von der betr. Militär- und Medicinalbeamtenschaft etwas davon weiß.

80) Adolf Söllner, Preuße, aus Magdeburg, Wehrmann beim 4. combinirten Landwehr-Regiment Nr. 58, 1. Comp.; seit dem 7. Oct. verschollen.

81) Gustav Robert Elsser, Sachse, aus Lausigk, beim sächs. Inf.-Reg. 106, 7. Comp.; erhielt am 30. Nov. 1870 einen Schuß durch die rechte Hand, war in der Verlustliste richtig genannt und ist dennoch seitdem verschollen.

82) Friedrich Kimmann, Preuße, aus Wunstorf bei Hannover, Füsilier beim Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment, 10. Comp.; als „vermißt“ aufgeführt nach der Schlacht bei Gravelotte, 18. Aug. 1870.

83) Karl August Weis, Sohn des Metzgers J. Gg. Weis in Ummerstadt im Herzogth. Meiningen, Musketier beim 2. nassauischen Inf.-Reg. Nr. 88, 7. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth verschollen.

84) Friedrich Wilhelm Hüttenrauch, Weimaraner, aus Wormstedt bei Dornburg, beim thür. Reg. Nr. 94 Großherz. v. Weimar, 1. Bat. (welche Comp.?); ebenfalls bei Wörth vermißt.

85) Friedrich Reck, Preuße, aus Warzinavalle, Kr. Lötzen, Reservist beim 6. ostpreuß. Inf.-Reg. Nr. 43, 11. Comp.; seit dem 14. Aug. 1870 als „vermißt“ bezeichnet und weiter keine Nachricht über sein Schicksal.

86a) Jacob Schwarz, Preuße, aus Frechenhausen, Kr. Biedenkopf, Prov. Hessen-Nassau, beim Inf.-Reg. Nr. 88, 12. Comp.; bei Wörth leichte Beinwunde, laut Verlustliste, aber dennoch spurlos verschwunden.

86b) Heinrich Scherer, Preuße, aus Achenbach, Kr. Biedenkopf, beim Inf.-Reg. Nr. 83, 4. Comp.; ebenfalls seit Wörth vermißt und nirgends eine Nachricht zu erhalten.

87) Johann Joachim Heinrich Beuge, Preuße, aus Peenemünde bei Cröslin Musketier beim 1. niederschles. Inf.-Reg, Nr. 46, 6, Comp.; – am 1. Sept. 1870 bei Sedan, laut Verlustliste, Schuß durch die linke Hand und in die Brust; zwei Cameraden brachten ihn zum Verbandplatz, von diesem Augenblick an schweigt jede Nachricht über ihn.

88) Oscar Robert Wurzner, Sachse, aus Schmalzgrube bei Jöhstadt im sächs. Erzgebirge, beim k. sächs. Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100, 10. Comp.; erhielt am 2. Dec. 1870 im Gefecht bei Billiers einen Schuß in den Unterleib, durch die Krankenträger zum Verbandplatz geschafft, aber in keinem Lazareth zu erfragen gewesen.

89) Wilhelm Schmer, Preuße, aus Straßebersbach, Amt Dillenburg, Provinz Hessen-Nassau, beim 86. Inf.-Reg., 5. Comp.; seit Wörth vermißt und von seiner armen alten Mutter beweint.

90) H. F. Schürmann, Preuße, aus Garenfeld bei Dortmund, beim 3. westphäl. Inf.-Reg. Nr. 16, Unterofficier aus der 1. Comp.; er schrieb zuletzt aus Thioncourt bei Metz am 15. Aug. v. J., ward aber bald darauf in den Verlustlisten als vermißt aufgeführt und ist seitdem verschollen.

91) Ernst Moritz Obendorf, Sachse, aus Linda bei Brand, beim k. sächs. Leib-Grenadier-Reg. Nr. 100, 2. Comp.; wurde, laut Verlustliste, bei Sedan schwer verwundet. Wie so hundertfach ist dies die einzige Nachricht, welche den Lieben in der Heimath zu Theil wurde.

92) Gustav Robert Schulz, Preuße, aus Bunzlau in Schlesien, Reservist und Gefreiter beim 1. westpreuß. Inf.-Reg. Nr. 6, 10. Comp.; seit Wörth keine Spur mehr von ihm zu finden.

93) Louis Julius Theodor Schoppe, Braunschweiger, aus Wolfenbüttel, beim braunschw. Hus.-Reg. Nr. 17, 2. Escadron; in der Schlacht bei Vionville, am 16. Aug. 1870, stürzte er mit dem Pferde, mußte beim Herannahen feindlicher Truppen zurückgelassen werden und ward, als die Unsrigen wieder Herren des Feldes wurden, weder unter Todten noch Verwundeten gefunden. Die Angehörigen müssen an die Gefangenschaft des „Vermißten“ glauben, und das Schicksal der deutschen Gefangenen ist eben noch so äußerst ungewiß.

94) Hermann Schütz, Preuße, aus Suhl, Füsilier bei dem 3. thür. Inf.-Reg. Nr. 71, 12. Comp.; am 19. Sept. 1870 bei dem Ausfallsgefecht von Pierrefitte vor Paris schwärmte er unter dem Schützenzuge mit aus und kam nicht mit zurück. Keine Verlustliste nennt ihn. Diese Ungewißheit des Schicksals ist die schrecklichste Pein so vieler Angehörigen und hier eines greisen Vaters, der im einzigen Sohne seine letzte Stütze verloren hat.

95) Heinrich Heyn, Gothaner, aus Elgersburg in Thüringen, beim 6. thür. Inf.-Reg. Nr. 95; bei Wörth schwer verwundet und verschollen. Aus der Schlacht von Langensalza (1866) war er glücklich heimgekommen. Er war der Stiefsohn des Tischlermeisters Hellmundt in Elgersburg, dessen rechter Sohn in demselben Feldzuge, bei Chartres, aus Unvorsichtigkeit von seinem Nebenmann erschossen wurde.

96) Karl Georg Wagner, Meininger, aus Walldorf, beim 2. thür. Inf.-Reg. Nr. 91, 3. Comp.; bei Wörth verwundet, ward er in der Verlustliste nach Lazareth Morsbrunn verlegt, schrieb aber schon am 11. Aug. aus Lazareth Dürrenbach einen beruhigenden Brief an seine Eltern. Wenige Tage darnach soll das Lazareth Dürrenbach aufgehoben worden sein, – den armen Eltern ward aber kein Wort der Nachricht über das Schicksal ihres Sohnes zu Theil noch bis diese Stunde.

97) Wilhelm Land, Preuße, aus Medzibor in Schlesien, beim 3. niederschles. Inf.-Reg. Nr. 50, 5. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth vermißt. Die geringste Kunde über seine letzte Lebensstunde wäre schon ein Trost für die Seinigen.

98) Ernst Julius Albrecht, Sachse, aus Stadt Wehlen, Reservist beim sächs. Schützenregiment Nr. 108, 7. Comp.; letzter Brief vom 27. Nov. 1870; in der Schlacht bei Villiers kämpfte er an der Seite seiner Cameraden, aber Niemand weiß, ob er verwundet oder geblieben ist, und vergeblich sehnen Gattin und Kinder sich nach einer Kunde über ihn.

99) Georg Zinke (oder Linke?), Preuße, aus Duderstadt, Prov. Hannover, beim 2. schles. Grenadierregiment Nr. 11, 9. Comp.; seit dem 16. Aug. nach der Schlacht bei Mars la Tour vermißt und verschollen.

100) Karl Barth, Baier, aus Reschach bei Lindau am Bodensee, Gefreiter im k. bair. 12. Inf.-Reg., 1. Bat.; erkrankte am Typhus am 4. Oct. 1870, lag erst in einem bairischen Lazareth vor Paris und soll später nach Corbeil gebracht worden sein. Aber schon seit dem 6. Oct. hören die Nachrichten über ihn auf.

101) Jacob Bannik, Preuße, aus Rhein in Ostpreußen, beim 2. ostpreuß. Grenadierregiment Nr. 3, 11. Comp.; nach der ersten Schlacht bei Metz, am 14. Aug., in der Verlustliste als „vermißt“ bezeichnet und seitdem verschollen.

102) Ernst Gottlob Günther, Württemberger, aus Nagold im Schwarzwaldkreis, beim 2. Jägerbataillon, 2. Comp.; seit dem 2. Dec. vor Paris vermißt; nach den Aussagen seiner Cameraden soll er in die Marne gestürzt, nach Anderen dort beerdigt worden sein. Lebt kein Camerad, welcher der alten Mutter bestimmte Kunde geben kann?

103) Friedrich Reinecker, Preuße, aus Bitterfeld, Unterofficier im Schützenregiment Nr. 108, 2. Comp.; am 2. Dec. 1870 vor Paris verwundet, laut Verlustliste, aber nirgends aufzufinden gewesen.

104) Karl Golz, Preuße, aus Blankenburg bei Prenzlau in der Uckermark, beim 2. Garde-Dragoner-Regiment, 4. Escadron; seit dem 16. Aug. 1870, nach der Schlacht bei Mars la Tour, wo er verwundet worden sein soll, vermißt.

105) Ferdinand Handschuh, Meininger, aus Bibra, beim thüring. Infanterieregiment Nr. 95, 6. Comp.; er schrieb noch am 6. Sept., also nach der Schlacht von Sedan, an seinen Schwiegervater, den Gärtner der Villa Köppen in Coburg, Nic. Brehm, aber die Antwort desselben kam mit der Bemerkung zurück: „auf dem Marsch erkrankt, Lazareth unbekannt“. Nach einer Ermittelung des Berliner Centralnachweisungsbureau ist H. nach seiner Erkrankung in das Preuß. Lazareth Corbeil gekommen. Was dann aus ihm geworden, haben die Angehörigen nicht erfahren können.

106) Ferdinand Richard Becker, Sachse, aus Leipzig, Gefreiter im Schützenregiment Nr. 108, 1. Comp.; laut Verlustliste am 2. December 1870 bei Brie durch einen Schuß in die Schulter schwer verwundet und dann nirgends wieder zu finden.

107) Franz Schubert, Preuße, aus Reisen in Posen, Brauereigehülfe in Berlin, Reservist beim brandenb. Füsilierregiment Nr. 35, 3. Comp.; seit der Schlacht von Vionville vermißt. Die alten Eltern sind über

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