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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872)

Minna Peschka-Leutner
als „Regimentstochter“.




meine beabsichtigte Verlobung mit der siebenzehnjährigen Tochter eines meiner Nachbarn und Freunde aufgegeben, vortragen werde. Also offen und ehrlich, Frau Priesterin des Apollo: bin ich überhaupt dazu bestimmt und fähig, ein ordentlicher Ehemann zu werden, oder nicht?“

Meine Ohren hörten gespannt auf diese Worte des Herrn Bärwald; meine Augen aber ruhten unverweilt auf Frau v. Krey’s Antlitz, das trotz aller Selbstbeherrschung, die diese Dame in so hohem Maße besaß, der Reihe nach die Gefühle der Verwunderung, der Genugthuung und der holdesten Befangenheit wiederspiegelte. Arme Pythia! Jetzt nimm all Deinen liebenswürdigen Scharfsinn, alle Deine bewunderungswürdige Beobachtungsgabe und Menschenkenntniß zusammen; da wird eine Frage gestellt, wo Du nicht blos den Fragenden, nein, auch Dich beobachten und Dein Inneres erforschen mußt, denn die Antwort berührt nicht blos seine, sondern auch Deine ganze Zukunft. Wohl hast Du nicht geahnt, als Du im Vertrauen auf Deine geistige Kraft diesen gefährlichen Beruf ergriffst, daß Du nun schließlich Dir selbst Glück oder Unglück Deines Lebens prophezeien müssest! Wie sehr setzt Dich diese Frage schon in

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872). Leipzig: Ernst Keil, 1872, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1872)_221.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)