Seite:Die Gartenlaube (1872) 395.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1872)

Die Habsburg.
Nach einer Aquarelle auf Holz überzeichnet von R. Püttner.




ward er, und je stärker er ward, desto mehr aß er. Den braven Leuten wurde es ganz unheimlich. Der Hausherr aber ging wieder in die Dachkammer und sagte zu dem Gaste: „Wir haben Dir trotz unserer sehr beschränkten Mittel ein neues Kleid machen lassen, wie Du gewünscht. Warum bist Du nicht geschieden, wie Du versprochen?“

„Der Schneider hat das Gewand verpfuscht,“ erwiderte der Fremdling. „Siehe, es ist mir zu kurz und zu eng.“

In der That war das Gewand nicht lang und weit genug, und die biedern Leute ließen ihm ein viel längeres und weiteres machen. Als aber der Gast auch jetzt sich nicht anschickte, das Haus zu verlassen, gingen Beide zu ihm auf den Boden, wo er sein Lager aufgesucht hatte.

„Wir haben Dir,“ sagte der Wirth, „abermals einen neuen Anzug machen lassen, und dennoch bist Du nicht geschieden!“

„Weil auch dieses Gewand zu knapp ist,“ erwiderte Jener. „Seht her,“ fuhr er fort, indem er sich erhob, „das Kleid reicht mir kaum bis an die Kniee.“

Die Beiden sahen zu ihrem Entsetzen, daß der Fremde jetzt zu einer fast riesigen Größe angewachsen war und daß ihm daher das Kleid viel zu kurz und viel zu eng war.

„Wer bist Du?“ riefen Beide.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1872). Leipzig: Ernst Keil, 1872, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1872)_395.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)