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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873)


will, der wird es sich wohl oder übel anschaffen müssen; keinesfalls darf es in öffentlichen und Leihbibliotheken fehlen; und daß es ein ganz vortreffliches Geschenk gerade für Theilnehmer am Feldzuge bildet, versteht sich von selbst. Wir schlugen unsere warme Empfehlung des Hirth-Gosenschen „Tagebuchs“ mit den Worten Ad. Bacmeister’s: „Wenn man diese scheinbar so trockenen Blätter durchliest, so ist es der fast künstlerische Genuß eines Epos – des schönsten und gewaltigsten, von welchem die heute Lebenden zu sagen wissen, von welchem noch späte Geschlechter singen und sagen werden.“





Jedem Unglück sein Asyl! Wenn dieser Wunsch erfüllt wäre, wie würde das die vielen bittern Thränen verringern, die der Menschheit nicht zur Ehre gereichen!

Wir suchen ein Asyl für einen solchen Unglücklichen. Einen Künstler, einen Maler, der im skandinavischen Norden ebenso durch die Tüchtigkeit in seinem Fach wie durch seine umfassende Bildung eine einträgliche und geachtete Stellung sich erworben und den das anmuthigste Familienleben erfreute, traf plötzlich das harte Geschick, auf einer Reise in Lappland von einem Augenleiden befallen zu werden, das ihm die fernere Ausübung seiner Kunst unmöglich machte und damit seine ganze Existenz untergrub. Zur heranrückenden Noth des Beklagenswerthen gesellte sich noch ein Rückenmarksleiden, das sich bald als unheilbar herausstellte. Unter solchen Umständen war seine Familie, die Gattin mit sechs Kindern, ihm zwar die größte Sorge, aber doch zugleich der einzige Trost. Auch diesen raubte ihm das unerbittliche Schicksal: in wenigen Jahren starben Mutter und Kinder dahin, und nur eine Schwester blieb dem armen Kranken als tröstender Engel und letzte Stütze an seinem Schmerzenslager, aber nicht lange –: vor einem Vierteljahr hat der Tod ihm auch diese entrissen.

So ist ein begabter, geschickter und fleißiger Mann in wenigen Jahren aus dem blühendsten Lebens- und Familienglück in die erbarmungswürdigste Lage gekommen, die wohl geeignet ist, in den vielen schlaflosen Nächten des Vereinsamten an dessen besserem selbst zu zehren und ihm den Tod – so oder so – nur noch als Wohlthat erscheinen zu lassen. Und doch empört des strengsittlichen Mannes Herz sich gegen solche augenblicklichen Siege der Verzweiflung über den abgematteten Willen, und in einer dieser kummervollen Nächte war es, daß in ihm die Frage aufstieg, ob nicht durch eine Anfrage der Gartenlaube vielleicht ein Asyl für leibliche und geistige Pflege auch für ihn gefunden werde. Allerdings beträgt seine jährliche Einnahme nur etwa hundertundzwanzig Thaler, aber auch seine Bedürfnisse sind die bescheidensten. Freunde, die, da er selbst nicht mehr schreiben kann, für ihn die Feder führen, versichern, daß es, wenn auch mitleiderregend, doch wahrhaft erhebend sei, mit welcher Geduld der Unglückliche sein Leiden trage.

Unsere Frage ist nun: Giebt es in Deutschland eine Anstalt, eine Stiftung, oder irgend eine Gelegenheit, die einem solchen Unglücklichen für den kurzen Rest seines Lebens ein Asyl bietet, in welchem die milde, sanfte Hand und der herzliche Zuspruch labender Theilnahme dem Armen nicht fehlen, wenn schwere Stunden ihn bedrängen? Wir vermitteln gern jeden Antrag und bitten, diesem ungewöhnlichen Fall auch ungewöhnliche Aufmerksamkeit zu Theil werden zu lassen.





Gebildeten Musikfreunden ist es Bedürfniß, nicht blos dem Genuß der Töne sich hinzugeben, sondern auch in das Wesen der Musik und ihrer Meister, in die wissenschaftliche (Grundlage der Kunst und den Studienkreis, in das Leben und Schaffen der Künstler einen Einblick zu gewinnen. Die oft vielbeanspruchte Zeit gestattet jedoch nicht jedem Laien, aus dickleibigen Lehrbüchern die erwünschten Kenntnisse zu schöpfen; manchem muß daher das Allgemeinfaßliche derselben in möglichst zugänglicher Weise geboten werden. Dies ist schon früher durch musikalische Lexica geschehen, und dasselbe Bedürfniß, das diese erzeugt, ruft auch neue Leistungen aus demselben Felde in’s Leben, welche den höheren Ansprüchen der vorschreitenden Gegenwart entsprechen. Das Neueste dieser Art ist das „Handlexicon der Tonkunst von Dr. Oscar Paul“ (Leipzig bei Heinr. Schmidt). In zwei Bänden giebt Dr. Paul, der als Professor an der Universität und Lehrer am Conservatorium für Musik zu Leipzig seine kunstwissenschaftliche Tüchtigkeit durch Lehre und Schriften längst dargethan, einen Kenntnißschatz von mehr als fünfundzwanzigtausend Artikeln, also einen Reichthum, der allein schon andeutet, daß an der Vollständigkeit des Werkes in der Wahl und Behandlung seiner Stoffmasse nicht zu zweifeln ist. Die Darstellung ist, dem Zweck entsprechend, gedrängt, aber klar: Druck und Ausstattung erfreuen das Auge, und der Preis (drei Thaler) ist für das Gebotene billig.





Der Invalidendank. der bekannte Unterstützungsverein, welcher für noch arbeitsfähige invalide Krieger geeignete Beschäftigung zu vermitteln sucht, ist ein Privatunternehmen ohne allen officiellen Charakter. Seine Bemühungen geschehen natürlich für die Invaliden vollständig kostenfrei und sind, wie wir aus der uns vertrauensvoll mitgetheilten „Nachweisung“ über den Stellennachweis vom 1. April 1872 bis Mitte April 1873 ersehen, schon zweihundertvierundsiebenzig Invaliden zu Gute gekommen. Aus dieser Nachweisung geht zugleich hervor, daß fast alle diese Stellen nur für subalterne sich eigneten, dagegen solche. welche von invaliden Officieren hätten besetzt werden können, bis jetzt nur äußerst selten zur Anmeldung gelangten. Darnach ist auch eine Bemerkung in dem Artikel „Zu den bittersten Kriegsnachwehen etc.“ in Nr. 16 (Blätter und Blüthen) aufzufassen.





Der „Verein Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe“ hat aus seiner Mitte ein Comité gewählt, welches einen Aufruf zur Betheiligung an der Verloosung von Kunstwerken erläßt, deren Erlös dazu bestimmt ist, die von den Mitgliedern des Vereins gefaßte Idee verwirklichen zu helfen, durch eigene Kraft ein größeres Vereinsvermögen zu erwerben, dessen Ertrag hülfsbedürftigen Genossen zu Gute kommen soll. Die mit diesem Aufrufe in’s Leben tretende Idee verdient die allgemeinste Beachtung und Förderung; es tritt hier an die ganze Nation die Gelegenheit heran, denjenigen unter ihren Söhnen, welche im Dienste geistigen Schaffens erlahmt sind, den erkrankten oder verarmten Künstlern, einen schuldigen Ehrentribut zu zollen. Für den künstlerischen Werth der zu verloosenden Bilder zeugt vor Allem der Umstand, daß unter den Namen, welche dieselben tragen, die gefeiertsten Koryphäen der deutschen Kunst zahlreich vertreten sind. Das Loos kostet einen Thaler. Nur bis zum 30. Juni dieses Jahres sind die Loose zu verkaufen.

Wir begleiten dieses Unternehmen des Düsseldorfer Künstlervereins mit dem Wunsche, der ihm zu Grunde liegende edle Gedanke möge mit den erfreulichsten Erfolgen gekrönt werden. An die Leser der Gartenlaube aber stellen wir zur Erfüllung dieses Wunsches die Bitte, recht zahlreich Loose zu kaufen.





Eginhard und Emma – ein Märchen. In Nr. 12 der „Gartenlaube“ wird bei Anlaß einer Schilderung der „Emmaburg im Ardennerwalde“ die Sage von Karl’s des Großen Tochter Emma und ihrer Liebe zu dem gelehrten Eginhard (eigentlich Einhard) gleichsam als verbürgte Erzählung behandelt. An derselben ist nur Das wahr, daß Einhard’s Frau Imma hieß; aber es steht ihrer Glaubwürdigkeit der sehr bedenkliche Umstand entgegen, daß Karl der Große keine Tochter Namens Emma oder Imma hatte. Die Sage läßt sich indessen dadurch erklären, daß zwei Töchter Karl’s, Ruotrud und Bertha, mit nicht ebenbürtigen Männern innige, aber keineswegs moralische Bekanntschaften pflogen, denen es auch nicht an sehr compromittirenden Folgen, fehlte: verheirathet haben sie sich aber nicht. Einhard erwähnt dieser Abenteuer selbst in seinen Schriften, was er nicht gethan hätte, wenn er selbst dabei betheiligt gewesen. Uebrigens wurde er später – Mönch und seine Frau – Nonne. Dies zur Steuer der Wahrheit.






Vermißt. Johann Peer von Sins in Graubünden, geboren 1848 den 6. Mai, reiste im Mai 1868 nach New-York und von dort nach Wisconsin (Nordamerika). Von Berlin in diesem Staate schrieb er im Herbst desselben Jahres, daß er dort bei Herrn Fränk Stein angestellt sei. Die dorthin adressirten Briefe kamen unbestellt zurück und konnten seitdem keine Nachrichten über ihn eingeholt werden, trotz wiederholter Nachforschungen. Auch der schweizerische Konsul in New York gab keine Antwort. Etwaige Mittheilungen über den Verbleib des Obengenannten bittet man an die Redaction der Leipziger Gartenlaube zu richten.





Grabschändung. Aus Ilmenau wird uns geschrieben. Es wird Ihnen neu sein, daß sich nach dem Schmelzen des Schnees herausgestellt hat, daß während des Winters die stählerne Platte vom Grabe der Corona Schroeter, der großen Künstlerin und Freundin Goethe’s, verschwunden, resp. gestohlen und aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt schon als altes Eisen längst geschmolzen ist. Siebenzig Jahre lag die Platte unangerührt auf dem Grabeshügel der einst so gefeierten Frau.




Kleiner Briefkasten.



Kl. in Riga. Wir theilen ihren Enthusiasmus für Tirol und das Salzkammergut und begreifen namentlich ihren Wunsch, die schönsten Punkte ihrer Reise durch gute Originalbilder noch einmal ihrem Auge vorgeführt zu sehen. Bei der Menge von interessanten Landschaften dürfte die Erfüllung dieses Wunsches aber doch das Portemonnaie etwas allzusehr angreifen, und Sie müssen sich deshalb schon nach einem Ersatz umsehen, der das Angenehme mit dem Nützlichen vereint.

Nach dieser Richtung hin dürfte ihnen die Empfehlung einer Serie von photographirten Ansichten gelegen kommen, die geradezu als Kunstblätter bezeichnet werden müssen und auch als solche bereits überall großen Anklang gefunden haben: wir meinen die im Verlage von Moser in Bozen erschienenen „Originalphotographien und Studien aus Tirol von E. Lotze.“ Die geachtetsten Blätter haben sich über diese Sammlung mit großem Lob ausgesprochen und wir können dem nur beistimmen. Der Orteles mit den ihm nahegelegenen Eiscolossen, der Großglockner, die Ampezzaner- und Pilmöser-Alpen, die anmuthigsten Dörfer, Schlösser, Rundansichten von Städten und Rastörtern sind der Sammlung einverleibt und in scharfer Aufnahme zur Darstellung gebracht. Dem kunstgeübten Auge fällt sofort die glückliche Wahl der Standpunkte auf, von denen aus die Aufnahmen stattfanden, die als Lichtbilder selbst dem strengsten Kritiker genügen werden und dem malerischen Talente des obengenannten Lotze, das Conterfei der Natur zu einem malerischen Bilde abzurunden, alle Ehre machen. Er hat sich dadurch den Dank aller Freunde der schönen Alpennatur erworben.

Ph. M. und I. Petrowitsch in Ptbg. Ungeeignet! Die Manuscripte stehen zu ihrer Verfügung.






Zu gefälligen Beachtung!

Wir halten es für unsere Pflicht, den Lesern unseres Blattes hiermit die Mittheilung zu machen, daß Herr Krüsemann, bekannt durch seine vielaufgeführten Bühnenstücke „Lieb Vaterland, kannst ruhig sein“, „Kriegsgefangen“ und „Heimliche Zusammenkünfte“,

von E. Werner dem Verfasser von „Glück auf!“ das Recht alleiniger Dramatisirung dieser Novelle rechtskräftig erworben hat. Jede anderweitige dramatische Bearbeitung dieses Stoffes wird nicht nur durch E. Werner, sondern auch durch die „Genossenschaft dramatischer Autoren“ und uns selbst auf das Nachdrücklichste gerichtlich verfolgt werden.

Die Redaktion.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. - Verlag von Ernst Keil in Leipzig. - Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

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