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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873)


Freude, so wohlfeilen Kaufs wegzukommen und achttausend Dukaten einstecken zu dürfen, wußte nicht, wie er dem Papste danken sollte; doch zog er sich endlich unter den üblichen Kniebeugungen zurück und wollte schon die Thür öffnen, als Gregor der Sechszehnte ihn plötzlich zurückrief.

„Wir haben vergessen,“ sprach der Papst, „Ihnen zu sagen, daß die achttausend Ducaten als Almosen für den Papst zu betrachten sind; ich werde die Messe selbst lesen,“ nahm, ohne sich weiter um den Prior zu kümmern, ein Buch vom nächsten Tische und las. Der Prior stand wie vernichtet; die Pille war bitter, doch er mußte sie schlucken. Daher war es kein Wunder, ihn, als er die Treppe hinabging, Worte murmeln zu hören, die Alles eher, als Segenswünsche waren.

Andern Tags begab sich Gregor wirklich an besagten Altar in der St. Lorenzkirche, las die Messe und ließ sich die achttausend Ducaten ausbezahlen. Einen großen Theil dieser Summe verschenkte er an seinen jungen Freund Gaëtanino; den Rest aber behielt er für sich. –

Ein anderes Mal kam ein Bauer in die St. Lorenzkirche und verlangte eine Messe, die sogleich gelesen werden sollte und die er selbst bedienen wollte. Seinem Wunsch willfahrend, steckte sich denn auch ein Mönch in’s priesterliche Gewand und begab sich mit dem demüthigen Landmanne an den bevorzugten Altar. Nachdem die Messe gelesen, verlangte der Sacristan den Ducaten.

„Bin ich aber auch gewiß,“ entgegnete der Bauer, „daß die Seele meines Vaters im Himmel ist?“

„Zweifeln wäre Sünde,“ sagte der Sacristan voll gläubigen Ernstes, „oder glaubst Du vielleicht nicht an die Wirksamkeit des Sündennachlasses in dem Augenblicke, wo ihn der meßlesende Priester ertheilt? Seufzte die betreffende Seele wirklich noch im Fegefeuer, so haben die Engel sie bereits geholt und in die ewigen Freuden des Paradieses getragen.“

„Um so besser,“ antwortete schnell gefaßt der Landmann, „denn ist die Seele meines Vaters einmal im Paradies, so wäre es ungeschickt von ihr es wieder zu verlassen, und dumm von mir, einen Ducaten zu zahlen.“

„Wie!“ rief der Bruder, welcher die Messe gelesen hatte, „Ihr unterstündet Euch …“

Doch die Worte des erzürnten Bruders verhallten ungehört; denn der Bauer war längst flüchtigen Fußes davon geeilt. Wenn wir auch das unredliche Gebahren des Bauern nicht billigen, so beweißt es doch die Mißachtung mit der selbst Leute dieses Schlages den schmählichen Meßhandel betrachten.


Der Trompeter von Mars-la-Tour. Unsere Bitte ist erhört. Der brustkranke Invalid von 1870 hat für den Rest seines Lebens eine auskömmliche und für seinen Zustand passende Stellung bei dem Rittergutsbesitzer Herrn Dietze auf Pomßen bei Grimma gefunden, der denselben vom 1. December an in seinem Schlosse aufnehmen wird. Die übrigen Offerten erledigen sich damit und danken wir nachträglich noch freundlichst für die große Theilnahme, mit der unsere kurze Mittheilung aufgenommen wurde.

Obwohl wir für den kränkelnden Invaliden nur eine passende Stellung suchten und keine besondere Aufforderung zu Geldsammlungen erließen, so sind uns doch freiwillig von verschiedenen Seiten, namentlich aber auf einen von dem Redacteur des „Halleschen Courier“, Herrn Dr. Schwetschke, erlassenen Aufruf so mancherlei Gaben zugegangen, daß wir uns, da wir nicht jedes einzelne Schreiben beantworten können, zu einer öffentlichen Quittung genöthigt sehen. Es gingen ein:

Eine fröhliche Gesellschaft in Göttingen 3 Thlr. 21 Ngr. 7 Pf.; Barkley in Danzig 10 Thlr.; Sammlung der Redaction des Hoyaer Wochenblattes 10 Thlr. 25 Ngr. 3 Pf.; bei Gelegenheit einer Geburtstagsfeier in Dortmund 2 Thlr. 8 Ngr.; kleine Gesellschaft gemüthlicher Freunde und Cameraden in Berlin 4 Thlr.; bei der Mutter Gottschalk in Aschersleben 2 Thlr.; von den Stammgästen der „Bavaria“ in Offenbach 3 Thlr.; ges. bei der Wahlversammlung am 4. November in Preusnitz 6 Thlr. 10 Ngr.; Scatgesellschaft in Lichtenau 1 Thlr. 11 Ngr.; durch Frl. Münch in Friedberg 3 Thlr.; von liberalen Wahlmännern von Bunzlau etc. etc. 16 Thlr. 15 Ngr.; Tischgesellschaft der liberalen Wahlmänner von Neuhaldensleben-Wolmirstedt 14 Thlr.; W. u. L. B. A. 8 Thlr. 15 Ngr.; Sammlung durch Robert Herzfeld in Leipzig 9 Thlr.; bei der Wahl des Abgeordneten für den Kreis Lehe 8 Thlr. 11 Ngr.; bei der Wahlversammlung in Solingen, ges. unter der Devise: „Einig für Kaiser und Reich“, durch Landrath Melbeck 29 Thlr. 15 Ngr.; von Patrioten aus Dinslaken 6 Thlr.; Einer, der bei Mars-la-Tour mitgestritten hat 1 Thlr.; C. Br. in Bremerhaven (40 Mark) 13 Thlr. 10 Ngr.; Sammlung nationaler Wahlmänner des Wahlkreises Duisburg-Essen 146 Thlr.; Ertrag einer Wette zwischen G. S. und J. Z. in Berlin 6 Thlr. 20 Ngr.; liberale Wahlmänner des Bezirkes Halle-Saalkreis 33 Thlr. 18 Ngr.; im Kreise reichsfreundlicher siegreicher Wahlmänner des Kreises Ratibor ges. am 4. November 50 Thlr.; am Wahltage in Dortmund ges. 13 Thlr. 10 Ngr.; Kreissecretär Hempe in Münsterberg 1 Thlr.; Wahlmänner des 70. Stadtbezirkes in Berlin 6 Thlr. 22½ Ngr.; dem braven Trompeter von Mars-la-Tour mit cameradschaftlichem Gruß von einem alten Kriegsfreiwilligen vom 3. sächsischen Reiterregiment 5 Thlr.; nationalliberale Wahlmänner des 20. hannoverschen Wahlkreises 21 Thlr. 5 Ngr.; Dr. Abegg in Danzig 2 Thlr.; Resultat eines Kartenspiels, durch C. Richter in Mühlheim 16 Thlr. 22½ Ngr.; S. in Weimar 1 Thlr.; achtzehn Gemeindeschüler in Berlin 2 Thlr. 2½ Ngr.; aus Dessau 12 Ngr.; Gld. in Frankfurt am Main 1 fl. rh.; ges. unter den Stammgästen der Restauration von Hölsch in Barmen, übersandt durch Berkenkamp 33 Thlr.; C. aus Barmen, mit einem hübschen Gedicht 25 Thlr.; E. S. in Frankfurt am Main 3 fl.: bei einer silbernen Hochzeitsfeier in Vahrenwald 2 Thlr. 12½ Ngr.; Expedition der Elberfelder Zeitung 10 Thlr.

Wir schließen hiermit dankend auch diese Sammlung und werden den Gesammtbetrag von 531 Thlr. 5 Ngr. dem Trompeter als Weihnachtsgabe übersenden.

Die Red.

Janus. Friedens- und Kriegsgedichte von Rudolf Gottschall. Es sind nicht leichtwiegende Gaben, welche dem Leser in diesem eleganten Bande geboten werden. Dem durch seine dramatischen, literarhistorischen und kritischen Leistungen längst ehrenvoll bekannten Verfasser steht der Ernst des Lebens und Schaffens so nahe, daß auch seine Lyrik Zeugniß davon ablegt. Besonders willkommen wird diese Sammlung den nicht wenigen unserer Zeitgenossen sein, welche, von der Hand des ungeheuren Schicksals unserer Tage mitgetroffen, in der Poesie Erhebung suchen und diese nur in der ernsten Schönheit des Gedankens und der Form finden.


Kleiner Briefkasten.

Herrn W. F. in B. Ihr Wunsch wird erfüllt werden, sobald genügendes Material vorhanden. Das bis jetzt über Hall’s Expedition bekannt Gewordene beruht auf den Angaben nur eines Theiles der Mitglieder und ist vielfach unklar, in Einzelheiten sogar widersprechend, jedenfalls aber unvollständig. Erst wenn der bald zu erwartende Bericht der letzten Geretteten, namentlich unseres tüchtigen Landsmannes, Dr. Emil Bessels, des Chefs der wissenschaftlichen Abtheilung der Expedition, erschienen, wird es uns möglich sein, eine klare Gesammtübersicht des Verlaufes und der Erfolge dieser wichtigen Nordfahrt zu bringen; bis dahin bitten wir um freundliche Geduld.




Als Weihnachtsgeschenke empfohlen!

Bechstein, Naturgeschichte der Hof- und Stubenvögel. 5. Auflage. Mit 59 prachtvollen Vogelportraits in Farbendruck. Eleg. brosch. 2 Thlr.

Bock, Buch vom gesunden und kranken Menschen. 9. Auflage. Eleg. brosch. 2 Thlr. 15 Ngr., eleg. geb. 2 Thlr. 25 Ngr.

Gottschall, Janus. Friedens- und Kriegsgedichte. Eleg. geb. mit Goldschnitt 1 Thlr. 15 Ngr.

v. Hillern, Aus eigener Kraft. 3 Bände. 3 Thlr.

Marlitt, Gold-Else. Illustrirte Salon-Ausgabe. Eleg. geb. mit Goldschnitt 3 Thlr. 15 Ngr.

Marlitt, Gold-Else. 9. Volks-Ausgabe. Eleg. brosch. 1 Thlr., eleg. geb. 1 Thlr. 8 Ngr.

Marlitt, Das Geheimniß der alten Mamsell. 6. Auflage. 2 Bände. Eleg. brosch. 2 Thlr.

Marlitt, Reichsgräfin Gisela. 4. Auflage. 2 Bände. Eleg. brosch. 2 Thlr. 20 Ngr.

Marlitt, Haideprinzeßchen. 2 Bände. Eleg. brosch. 3 Thlr.

Marlitt, Thüringer Erzählungen. 2. Auflage. Eleg. brosch. 1 Thlr. 15 Ngr.

Traeger, Gedichte. 10. Auflage. Prachtvoll geb. mit Goldschnitt 1 Thlr. 22½ Ngr.

Weber, Max Maria von, Carl Maria von Weber, Ein Lebensbild. 3 Bände. Eleg. brosch. 6 Thlr. 25 Ngr.

Werner, E., Gartenlaubenblüthen. 2 Bände. Inhalt: Ein Held der Feder. – Hermann. 2 Thlr.

Werner, E., Am Altar. 2 Bände. 2 Thlr.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873). Leipzig: Ernst Keil, 1873, Seite 802. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1873)_802.JPG&oldid=- (Version vom 7.1.2019)