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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874)

Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt.
Originalzeichnung von Adolf Neumann.

nachdem ihr Gemahl an die Spitze eines Regiments getreten war, das in Straßburg in Garnison lag. Später schied der Erbprinz Ludwig aus dem französischen Dienste aus, und die Vermuthung liegt nahe, daß Caroline es war, die ihn hierzu und zu dem Entschlusse veranlaßte, Friedrich dem Großen seinen Degen anzubieten. Der junge Preußenkönig, der seine Fahne bereits gegen Maria Theresia entfaltet hatte, hieß den Erbprinzen von Hessen-Darmstadt in seiner Armee willkommen. In welchen Zeitpunkt die erste persönliche Bekanntschaft des jungen Ehepaares um Friedrich dem Zweiten fallen mag, ist historisch nicht festgestellt, selbst ein so gewissenhafter Forscher, wie der Oberbibliothekar Dr. Walther in Darmstadt, der Verfasser eines in hohem Grade anziehenden Lebensbildes der „großen Landgräfin“, giebt darüber keine bestimmten Data, aber jedenfalls traf das Ehepaar im Jahre 1744 mit dem jugendlichen Preußenkönig zuerst zusammen. Der Erbprinz begab sich damals zum ersten Male nach Potsdam; hier bekam er das Regiment von Selchow, das in Prenzlau in der Uckermark in Garnison lag. Auch die Erbprinzessin war dabei, und bei diesem Aufenthalte knüpften sich zwischen Ludwig und Caroline einerseits und dem Könige und seiner Schwester Amalie andererseits die innigen Beziehungen, welche fast ein ganzes Menschenalter hindurch ihre Lauterkeit und Festigkeit bewährten und bei dem großen Friedrich über das Grab hinaus dauerten.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874). Leipzig: Ernst Keil, 1874, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1874)_278.jpg&oldid=- (Version vom 3.8.2020)