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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875)


Hindernisse, wozu vor Allem seine Kostspieligkeit gehörte, durchgeführt worden ist: dem um Danzig schon außerdem so hochverdienten bereits erwähnten Oberbürgermeister von Winter und

Nordostecke des Klosterhofes.

dem Kaufmann Herrn Hennings, der unter dem Namen der „Klose’-schen Stiftung“ ein Capital von sechszigtausend Thalern für den Ausbau des Klosters und die Begründung eines Museums in seinen Räumen hergab und die städtischen Behörden durch diese Schenkung zur Bewilligung der weiteren, sehr bedeutenden Geldmittel anregte und bestimmte.

Mit unermüdlichem Eifer und begeisterter Hingabe unterzog sich der geniale Wiederhersteller des alten Kunstbaues, Stadtbaurath Licht, der Lösung seiner hohen Aufgabe. Das Werk, im Jahre 1867 begonnen, wurde trotz der Stürme des französischen Krieges 1871 vollendet.

Treten wir näher. Keine hohen Mauern und Zäune versperren, wie ehemals, den Einblick in die Höfe und Hallen des Klosters. Gußeiserne Gitter, zum Theil Nachahmungen von alten Danziger Meisterwerken, zwischen gemauerten, über Eck gestellten Plinthen öffnen ihre Pforten auf neugeschaffene botanische und andere Gartenanlagen, die das Gebäude von drei Seiten freundlich umkränzen. Dieses lehnt sich als massiges, fast gleichmäßiges Viereck an die Trinitatiskirche; nur seine Südostecke, welche den großen Remter enthält, springt bis dicht an die Straße vor, und die Einförmigkeit seiner langen, dem botanischen Garten zugekehrten Südfront wird durch einen Treppenhausanbau unterbrochen.

Ostseite des Refectoriums.

Gothische Bogenfenster im unteren Stocke, steil ansteigende Pfannendächer mit nasenartig vorspringenden Luken, Giebel, welche mit den berühmten der benachbarten Kirche harmoniren, wenn sie dieselben in ihrer reichen phantastischen Architektur auch bei Weitem nicht erreichen, sind die äußeren charakteristischen Merkmale des Klosters.

Einige Steinstufen mit eisernem Geländergitterwerke, das auf gewaltigen Granitkugeln ruht, führen durch den schmalen Vorgarten, welcher die Hauptfront von der Fleischergasse trennt, vor das sich inmitten derselben erhebende Hauptportal, das früher, den Abschluß des Tonnengewölbes einer vorspringenden Eingangshalle bildend, dicht an der Straße lag. In goldenen altdeutschen Lettern trägt es die Inschrift: „Stadt-Museum, gegründet von Gottfried Klose und Erben im Jahre 1871“ und führt zu den der Kunst geweihten Räumen des Klosters. Wunderbar ist die Wirkung, welche die Kreuzgänge, besonders der östliche mit dem Einblicke in die sich auf ihn öffnenden Säle – rechts von der Eingangshalle das kleine zweisäulige Refectorium mit den anmuthigen Trichtergewölben, links die ehemalige Bibliothek – und der nördliche mit den phantastischen maurischen Oeffnungen seiner Abschlußgurtbögen, auf den Beschauer machen. Die früher halb vermauerten, jetzt gänzlich in altem Style verglasten Spitzbogenfenster überströmen mit vollem Lichte die von einem Anhauche warmer duftiger Farben belebten Wölbungen, daß deren scharfgratige, tutenartig kräftig ausgestochene Kappchen klar und deutlich hervortreten.

Westlicher Theil des Refectoriums.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875). Leipzig: Ernst Keil, 1875, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1875)_273.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)