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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875)

es diese Zeilen zu thun haben! Diese kurze Hindeutung möge genügen, um auch dem Leser im alten Vaterlande darzuthun, wie erbgesessen die deutsche Arbeit, der deutsche Kampf, der deutsche Erfolg auf amerikanischer Erde sind, auch ihm zu zeigen, durch welche Flucht der Jahre geheiligt das Anrecht ist, welches seine ausgewanderten Landsleute an die Sonne der neuen Welt haben, auch ihm den Beweis zu liefern, daß die Bedeutung, welche dieselben im Laufe des jüngsten Vierteljahrhunderts in allen Kreisen und Strömungen des amerikanischen Lebens erlangt haben, nichts als ein ihnen Gebührendes war, das sie nur auf’s Neue ergriffen haben, seit der Völkerfrühling von 1848 und 1849 auch dem germanischen Völkerzuge auf’s Neue nach dem Lande der Freiheit die Schwingen gelöst hat.

Der Arbeitspalast der „New-Yorker Staatszeitung“ in New-York.

Es ist so. „Nehmet Alles nur in Allem“ – und es ist ein stattliches und reichgesegnetes Erntefeld, welches sich dem Blicke darstellt, der dieses letzte Vierteljahrhundert der Deutschen in den Vereinigten Staaten überschaut. Auf zwei Millionen ist ihre Anzahl angewachsen, die leicht auf das Zweifache erhöht werden könnte, dürfte man die zweite deutsche, bereits im Lande geborene Geschlechtsfolge hinzurechnen. Es bleibe eine offene Frage, ob man dies darf. Auch ohne sie bejahend zu beantworten, das heißt nur das eingewanderte Deutschthum in’s Auge fassend, wie es heutigen Tages in den Hauptstaaten der Union und vor allen Dingen in ihren großen Städten, wie New-York, Cincinnati, Chicago, St. Louis, Philadelphia, Baltimore und selbst San Francisco und New-Orleans, dasteht, wird man der Bewunderung seiner Leistungen und Vollbringungen im Bereiche des Geistigen wie des Materiellen auf Schritt und Tritt die Zügel dürfen schießen lassen. Besaß doch selbst die höchste politische Körperschaft des Landes, der erhabenste Rath der Nation, der Bundes-Senat, während der letzten sechs Jahre in einem deutschgeborenen Manne die anerkannt erste Rednergröße des Tages und seit Charles Sumner’s Tode seine ebenso anerkannt erste staatsmännische Kraft überhaupt! Und wenn auch neben Karl Schurz mit seinen ausnahmsweisen Talenten bisher kein zweiter Deutsch-Amerikaner den Weg zu dieser Höhe (der höchsten, die dem Adoptivbürger überhaupt zugänglich ist!) gefunden hat, so hat es doch in keinem nur irgend von Deutschen bewohnten Theile der Union dem öffentlichen Leben der beiden letzten Jahrzehnte an hervorragenden deutschen Capacitäten in der Gestalt von Congreßrepräsentanten, Staatsgouverneuren, Richtern und sonstigen Würdenträgern gefehlt, die ihrer Nationalität dieselbe Achtung Seitens der im Lande geborenen Bevölkerung erzwangen, welche ihr im großen Bürgerkriege die Heersäulen deutscher Unionskämpfer, der Muth und die Geschicklichkeit deutscher Heerführer zu erzwingen wußten.

Den besten Gradmesser für den Umfang und die Entschiedenheit dieser Antheilnahme unserer eingewanderten Landsleute an dem öffentlichen Leben der neuen Heimath bietet die deutsche Presse derselben dar. Es ist eine mißliche Sache, zwischen ihr

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875). Leipzig: Ernst Keil, 1875, Seite 609. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1875)_609.jpg&oldid=- (Version vom 4.9.2019)