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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876)

Auf der Spanischen Treppe.


Von Hermann Oelschläger.


So viel Schönes und Herrliches ich in Rom erlebt und erfahren, unvergeßlich vor Allem bleibt mir doch der erste Morgen, an welchem ich mit Absicht ziellos und auf’s Geratewohl diese „Hauptstadt der Welt“ durchschlenderte und an welchem mich ein freundlicher Zufall fast sofort gerade auf denjenigen Punkt führte, der mir einen der berühmtesten Blicke auf das von der Sonne bestrahlte Häusermeer der Stadt und auf die drüben so stolz und kühn in den Himmel ragende Kuppel von St. Peter bot.

Der kleine Cecco.
Nach dem Originalgemälde von Nathanael Schmitt.

Es war schon in später Abendstunde gewesen, als ich Tags zuvor den „heiligen Boden der ewigen Stadt“ betreten, und ich kann nicht sagen, daß ich trotz aller Sehnsucht und Begierde, mit welcher ich schon seit Jahren diese Stunde herbeigesehnt, anders als verdrießlich und mißmuthig gestimmt gewesen wäre. Schon, daß uns die classische Roma, diese „Hohepriesterin unter den Städten“, nicht anders empfing, als in einem Bahnhofe, der genau so herkömmlich und gewöhnlich aussah wie alle anderen Bahnhöfe dieser Welt und genau wie diese von übelriechendem Kohlenrauche erfüllt war, durch den man hustend den Ausgang suchte, schon das erschien mir höchst prosaisch und ernüchternd. Wie ganz anders mag es dem Romfahrer vordem zu Muth gewesen sein, wenn nach tagelanger Fahrt der Wagen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_032.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)