Seite:Die Gartenlaube (1876) 597.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876)

Wild-, Wald- und Waidmannsbilder.
Von Guido Hammer.
Nr. 41. Die Ausgrabung eines Dachses.


Des leichtlebigen, ebenso selbstsüchtigen wie gewissenlosen Buschfreiherrn Reinecke von Malepartus mürrischer, aber höchst ehrenwerther Vetter Grebing ist jenem gegenüber, der ihn betrügt und schädigt, wann und wie er nur kann, stetem Nachtheile ausgesetzt.

Der Dachs vor seiner Höhle.
Originalzeichnung von Guido Hammer.

So ärgert der hochgeborene Standartenjunker Rothpelz seinen behäbigen, Ruhe und Ordnung über Alles liebenden Onkel oftmals recht empfindlich damit, daß er ihm seine Felsenburg, den tadellos reingehaltenen Bau, in hämischer Tücke und listiger Gemeinheit so rücksichtslos verunsaubert, daß der alte Herr das sonst unbezwingliche Ahnenschloß lieber für immer aufgiebt, als durch dessen übel duftende Gänge noch ferner Aus- und Einfahrt halten zu müssen, zumal wenn in diesen Vorräumen der aufdringliche Anstifter auch gleich noch festes Quartier genommen, um von hier aus gelassen darauf zu lauern, bis der tiefgekränkte Grimmbart sein Asyl gänzlich räumt und für immer verläßt. Dann macht sich Vetter Biederschurke aber schleunigst breit darin, und nimmt „up ewig ungedeelt“ von der durch feigen Schwindel und frechste Niedertracht errungenen Freistätte vollen Besitz. Ich aber behaupte, der schuftige Annecticer, der überhaupt nur darum nicht auch Lügner, Verleumder und Ehrabschneider ist, weil ihm die Sprache hierzu mangelt, würde gewiß – könnte er eben nur reden – seine schändliche That auch noch zu beschönigen und zu beweisen suchen, daß ihn der verwichene eigensinnige Starrkopf, dem er ja durchaus kein Leid zugefügt – nicht mit einem Zahne berührt habe –, geradezu gezwungen, dessen schnöde verlassene Besitzung in Verwaltung zu nehmen. – Ja, Schlauheit geht nicht nur blos vor Schönheit, sondern auch über Ehrbarkeit und stille Tugend.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 597. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_597.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)