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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878)


Jahre 1833 einen artesischen Brunnen, den ersten in Deutschland auf dem neben dem Wohnhause belegenen Hofe bohren lassen.

Der zweite Bruder der Emilie Mac Mahon war früher Bürgermeister und Advocat in Neustadt a. R. In Streit mit einem dortigen Geistlichen gekommen, sah er sich zur Freiheitsstrafe verurtheilt, aber dieselbe wurde vom Könige Ernst August im Wege der Gnade unter der Bedingung erlassen, daß er auswandere, weshalb er denn nach Amerika ging. Der jüngste Bruder, Advocat in Diepholz, hatte sich bereits früher nach Amerika gewandt und fungirte dort, ich glaube in Louisville, als Zeitungsredacteur. Der Präsident von Frankreich, Mac Mahon, soll die Tochter dieses seines jüngsten Onkels, also eine geborene Behne, seine Cousine, geheiratet haben, welche er bei einem Besuche hatte kennen gelernt.

Die Familie Behne war früher in Fallersleben in drei Linien vertreten, ist aber jetzt gänzlich ausgestorben.

Plinke.



Der siebenzigste Geburtstag eines Meisters deutscher Kunst. Die „Gartenlaube“ schmückt ihre heute erscheinende Nummer (Seite 117) mit dem Bildnisse des Künstlers, dessen siebenzigsten Geburtstag die gesammte deutsche Kunstwelt feiert, denn der Karl Friedrich Lessing, welcher am 15. Februar 1808 geboren worden, steht heute als ein Meister da, der auf dem Gebiete der Landschaft- wie der Historienmalerei gleich Großes leistet.

Die Leiter, auf welcher er zu der Höhe, die er nunmehr erreicht hat, aufstieg, hat er sich selbst gestellt, und seine innere Kraft war es, die ihn von Stufe zu Stufe emportrieb. Es ist ein Weg der Künstlerentwickelung, auf welchen man nur mit Wohlgefallen zurückblicken kann. Die Pflanzenkunde, in welcher der sorgfältige Vater ihn unterrichtete, bildete frühzeitig seinen Sinn für Form und Farbe aus, und da der Knabe später, auf dem katholischen Gymnasium zu Breslau, der Mineralogie sich mit demselben Eifer, wie früher der Botanik zuwandte, so erschien er dem Vater als besonders für das Baufach geeignet. Ein Ausflug von der Berliner Bauakademie nach Rügen entschied einen neuen Schritt des Kunstjüngers. Die herrliche Natur der Insel verführte ihn zur Landschaftsmalerei, der er sich nun mit solchem Eifer widmete, daß sein strenger Vater sich in dieses „Umsatteln“ des Sohnes ergab. Da wanderte Schadow nach Düsseldorf aus, und Lessing folgte ihm nach, auch in dessen Schule. Mit demselben Ernste, mit dem er bisher die Landschaft behandelt hatte, ging er an die Darstellung des Menschen, und aus seinen anfangs fast zu üppig hervorwuchernden Compositionsskizzen wuchsen endlich Werke heraus, die auch auf dem neuen Felde bald den Meister erkennen ließen. Treu der Schule, wandelte auch er eine Strecke ihre von Uhland’schem Geiste geweihte romantische Bahn, bis er, auch hier zu seiner Eigenart durchbrechend, der künstlerische Darsteller der großen mittelalterlichen Conflicte zwischen geistlicher und weltlicher Macht und der Verherrlicher der Bahnbrecher der Reformation und ihrer Helden selbst, eines Huß und Luther, wurde. Die allgemeinste Verbreitung und Bewunderung fand sein jetzt die Berliner Nationalgalerie schmückendes großes Bild, das Huß auf dem Gange zum Scheiterhaufen darstellt.

Wir können hier keine weitere Aufzählung und Würdigung seiner Werke geben, dies mag einer anderen Feder vorbehalten bleiben. Aber das muß hier zum Schlusse ausgesprochen werden, daß Karl Friedrich Lessing in der tiefpoetischen Auffassung der von ihm gewählten Stoffe, in dem Ernst seiner Studien, der Strenge seiner Charakteristik und dem Ringen nach Wahrheit der echte Erbe seines Großoheims, des großen Geisteshelden Gotthold Ephraim Lessing, ist. Ihm, dem gefeierten Künstler, sei heute unser ehrfurchtsvoller Gruß gesandt. Im Geiste nehmen wir Theil an den Ehrenfesten, die, mit allem Eifer der Liebe und Verehrung in Karlsruhe, der Stätte seiner amtlichen Wirksamkeit seit zwanzig Jahren, vorbereitet, gewiß mit einer des großen Künstlers und edlen Mannes würdigen Begeisterung heute begangen werden.



Unsere Zeitgeschichte. An Geschichten der neuesten Zeit fehlt es in unserer Literatur nicht, und wir mochten namentlich einigen derselben hervorragende Verdienste nicht absprechen. Mehr oder weniger sind es aber doch nur geschickt verarbeitete Erzählungen der äußeren Hergänge, während gerade der Rückblick auf die Entwickelungen der jüngsten Vergangenheit den Anlaß bietet, uns an unserem eigenen Fleisch und Blut, nicht an fremden und fernliegenden Beispielen, auch die inneren Gesetze erkennen zu lassen, von denen das Leben und Ringen der Völker, ihr Werden und Vergehen, ihr Steigen und Sinken beherrscht wird. So ist der fünfundfünfzigjährige Zeitraum von 1815 bis 1870 von Constantin Bulle in seiner vielfach bereits anerkannten „Geschichte der neuesten Zeit“ (2 Bd. Leipzig, Beit u. Co.) aufgefaßt und geschildert worden. Dieses Werk zeichnet sich vor Allem dadurch aus, daß es eine organische, aus selbstständiger Forschungsarbeit erwachsene Schöpfung ist, daß es nach Inhalt und Form, nach der wissenschaftlichen wie nach der künstlerischen Seite hin, in der Entfaltung und Gestaltung des Ganzen, wie in der Fülle anziehender und treffender Einzelschilderungen das Gepräge eines Originalwerkes zeigt, nicht einer nur für das augenblickliche Bedürfniß zurechtgestutzten Marktwaare. Wie aus den Gesichtspunkten, Auffassungen und Urtheilen des Verfassers eine ebenso schwung- wie maßvolle Idealität, ein warmherzig fester, aber besonnener Freisinn uns wohltuend entgegen leuchtet, so fließt auch der Stil in einem schön und edel durchwärmten, aber ruhigen Gleichmaß dahin, ohne daß aus dem wohlgelungenen Streben nach Gemeinverständlichkeit ein Mangel an kritischer Schärfe, eine Verwässerung des Gedankens, eine Plattheit und Geschmacklosigkeit des Tons und der Sprache sich irgend ergeben hat. Kein Lernbegieriger wird sagen können, daß er aus diesem Buche nicht Geschichte gelernt, aber auch der Kundige, selbst wenn er in manchen Punkten anderer Meinung ist, wird gern zugestehen, daß diese kernhafte Schilderung bekannter Verläufe ihm erfrischenden Genuß gewährt, seine Hoffnungen belebt und seinen Ueberzeugungsmuth gestärkt, seine Ansichten über Erscheinungen und Persönlichkeiten gefestigt, hin und wieder auch ergänzt und berichtigt hat. Indem der Verfasser Geschichte und nur tatsächliche Geschichte erzählt, giebt er zugleich allen Denkenden, besonders den Leitungen der Schulen und der Bildungsvereine ein sprechendes Beispiel, wie man Geschichte erzählen und lehren muß, wenn dadurch ein Nutzen für Wissenserweiterung, die sittliche Erhebung und politische Bildung des Volkes erzielt werden soll.

Erwähnt muß noch werden, daß das Werk sämmtliche moderne Culturvölker umfaßt, daß aber den Mittelpunkt der Erzählung unsere deutsche Geschichte bildet, weil diese allein in dem vorgeführten Zeitraum einen Abschluß gefunden hat. Dadurch erhält die Arbeit des Geschichtsschreibers zugleich den Werth eines patriotischen Gedenkbuches, dem wir im Uebrigen einen möglichst großen Leserkreis schon wegen der zwei Hauptlehren wünschen, die es nicht gepredigt, sondern überzeugend an den Entwickelungen der Thatsachen vergegenwärtigt hat. Diese Lehren heißen: Eine gute und wahre Idee geht niemals wieder unter und kann auch nicht lange unterdrückt werden, wenn ihre Anhänger Muth und Treue bewähren. Kein Ideal aber wird durch schnellen Ansturm in die Wirklichkeit gezaubert, wenn es nicht in langsamer Arbeit (das heißt von lange her in der Geschichte) vorbereitet ist.



Instinct oder Ueberlegung? Vor einiger Zeit besuchte ich einen mir befreundeten Geistlichen. Als wir uns zu einer Tasse Kaffee niedersetzten, wurde der Kanarienvogel, dessen Käfig ganz in der Nähe des Kaffeetisches stand, unruhig. „Aha,“ sagte mein Freund, „Mätzchen will ein Stückchen Zucker haben. Nun geben Sie einmal Acht!“ Er suchte ein recht hartes Stück aus und reichte es in den Käfig. Der Vogel bearbeitete es eine Zeit lang mit Klauen und Schnabel, aber, wie es schien, ohne Erfolg. Plötzlich nimmt er seinen Zucker in den Schnabel; hopp! hopp! sitzt er vor dem Wassernäpfchen und taucht den Zucker hinein. Nun flog er auf den Boden des Käfigs und verzehrte seinen Leckerbissen in aller Ruhe. „Wenn der Zucker nicht sehr hart ist, sodaß er ihn zerbeißen kann, fällt es ihm nicht ein, ihn erst anzufeuchten. Zuweilen,“ erzählte mein Freund weiter, „kommt es vor, daß beim Eintauchen das Stück seinem Schnabel entfällt; dann macht er mannigfache Versuche, es wiederzuerlangen, und noch lange nachher denkt er an den ihm entgangenen Leckerbissen und sieht aufmerksam in das Wasser hinein.“ Von Dressur kann hierbei nicht die Rede sein, denn der Vogel ist von jung auf im Besitze des Geistlichen gewesen und ohne alle Abrichtung geblieben.

Wdlg.



Kleiner Briefkasten.

Den vielen Anfragern in Bezug auf die Jabloschkoff’schen Kerzen, worunter auch Einige gleich zu wissen wünschen, was das Pfund davon kostet, diene zur Antwort, daß sie, wenn sie den Artikel etwas genauer gelesen haben würden, gesehen haben müßten, daß es sich hier um Versuche handelt, die noch lange nicht abgeschlossen sind, sondern immer nur wieder neue Fortschritte bezeichnen, die vielleicht morgen schon überholt werden. Allerdings werden bereits viele Fabriken und Etablissements mit elektrischem Lichte beleuchtet, aber es handelt sich dabei um Einrichtungen, die viele Tausende kosten, nicht um die Unterhaltung einiger Schaufensterlampen und dergleichen. Wer sich für diese Versuche interessirt, möge die Pariser Weltausstellung besuchen, in welcher der elektrischen Beleuchtung eine besondere Abteilung gewidmet werden wird, für welche immerfort noch großartige Versuche angestellt werden. In den letzten Monaten arbeitete auf dem Lyoner Bahnhofe zu Paris eine neue Combination, deren Dampfmaschine darauf berechnet war, zweiundsiebenzig Lampen zu speisen, und von denen weniger als die Hälfte, in Betrieb gesetzt, die Nacht völlig in Tageshelle verwandelten. Aber, wie gesagt, das sind keine Objecte für kleinindustrielle Versuche. Ueberhaupt muß es die Redaction der „Gartenlaube“ ablehnen, in solchen Fällen als technisches Auskunftsbureau zu dienen. Sie rechnet es mit zu ihren Aufgaben, gelegentlich auf hervorragende und allgemein interessante Fortschritte der Technik und Industrie hinzuweisen, aber zum Vermittler zwischen Fabrikant und Käufer oder zur Hervorhebung bestimmter Firmen kann sie sich nicht hergeben. Die Fragesteller vieler Art mögen sich nicht wundern, wenn ihre Briefe nicht beantwortet werden.

H. B-g in der Capstadt (Cap der guten Hoffnung). Senden Sie die offerirten Beiträge gütigst zur Prüfung ein!

Einem langjährigen Abonnenten in Chemnitz und vielen anderen Fragestellern zur Nachricht, daß es uns ganz unmöglich ist, irgend eine Antwort schon „in der nächsten Nummer“ unseres Blattes zu geben. Man wolle freundlichst erwägen, daß die Herstellung einer Gartenlauben-Nummer ungefähr drei Wochen in Anspruch nimmt und daß Redaction und Druckerei daher den Lesern stets um mindestens zwei Nummern voraus sind. Wenn beispielsweise Nr. 1 ausgegeben wird, liegen für uns Nr. 2 und 3 bereits fertig und völlig abgeschlossen vor, sodaß Aenderungen und Hinzufügungen zum Texte nicht mehr thunlich sind. Man wolle daher bei allen eilig zu beantwortenden Anfragen gütigst denjenigen Weg der Antwort uns ermöglichen, der uns stets der liebste ist, den directen, brieflichen, wozu freilich volle Angabe der Adresse und Beifügung einer Marke zur Francatur nöthig. Diese Bitte richten wir ganz besonders an diejenigen Fragesteller, welche sich in sanitären und medicinischen Angelegenheiten an uns wenden, da hier im Interesse der Adressaten oft schleunigste Erledigung geboten ist. Wir benutzen diese Gelegenheit, unsere Leser zu ersuchen, ihre Anfragen überhaupt auf dringende Anlässe zu beschränken, da das auf uns anstürmende Heer der Frager ein oft wahrhaft erdrückendes ist, weshalb denn auch stets eine große Anzahl derselben ohne Antwort bleiben muß.

Beamter G. B. in Wien. Der Brief ging uns anonym zu; auch dürfen wir den Ort nicht nennen. Wir können also nichts vermitteln. Besten Dank!

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878). Leipzig: Ernst Keil, 1878, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1878)_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)